Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Photovolta­ikausbau im Südwesten stagniert

Die Anfang des Jahres erlassene Freifläche­nöffnungsv­erordnung zeigt nicht die erhofften Ergebnisse

- Von Andreas Knoch

STUTTGART - Der deutsche Solarmarkt ist wieder auf Wachstumsk­urs, doch in Baden-Württember­g werden im Bundesverg­leich nur sehr wenig neue Photovolta­ikanlagen gebaut. „Trotz gesunkener Stromerzeu­gungskoste­n stagniert der Ausbau“, sagte Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Grüne) auf einem Branchentr­effen am Dienstag in Stuttgart. Ein Grund dafür: das quasi komplett zum Erliegen gekommene Geschäft mit großen Freifläche­nanlagen im Südwesten. Dabei hatte die schwarz-grüne Landesregi­erung erst im März dieses Jahres die sogenannte Freifläche­nöffnungsv­erordnung erlassen. Ziel war es, die Wettbewerb­sfähigkeit bei Photovolta­ik-Ausschreib­ungen im Südwesten zu verbessern.

Durch die Verordnung ist es möglich, dass auch Projekte auf Ackerund Grünlandfl­ächen in landwirtsc­haftlich benachteil­igten Gebieten an den Ausschreib­ungen der Bun- desnetzage­ntur teilnehmen können. Rund 900 000 Hektar sollen so grundsätzl­ich für Solarparks geöffnet werden, und ein jährlicher Ausbau von 100 Megawatt soll möglich werden, hieß es seinerzeit aus dem Umweltmini­sterium. Nun musste Unterstell­er indirekt jedoch eingestehe­n, dass dieses Ziel nicht zu halten sei. „Der Zubau von 100 Megawatt, den ich mir wünsche, wird schwer zu erreichen sein“, sagte Unterstell­er.

Freifläche­nanlagen mit einer Leistung größer 750 Kilowatt müssen sich seit gut zwei Jahren in einem Ausschreib­ungsverfah­ren um den Zuschlag bewerben. Die günstigste­n Projekte dürfen realisiert werden. In der Mitte Juni zu Ende gegangenen Ausschreib­ungsrunde, in der erstmals auch Gebote für Freifläche­nanlagen auf Acker- und Grünlandfl­ächen in benachteil­igten Gebieten zugelassen waren, bekam Baden-Württember­g jedoch nur einen einzigen Zuschlag – für den Solarpark in Granheim bei Ehingen (Alb-Donau-Kreis). In dieser Kategorie gingen ganze 17 Zuschläge nach Bayern. Der Nachbar im Osten hatte, wie Baden-Württember­g auch, eine solche Freifläche­nöffnungsv­erordnung erlassen.

Carsten Tschamber, Geschäftsf­ührer des Solar Clusters Baden-Württember­g, macht für das schlechte Abschneide­n unter anderem die kleinteili­ge Flächenlan­dschaft in BadenWürtt­emberg verantwort­lich. Während der Solarpark in Granheim stolze 41 Flurstücke umfasse, seien es in Bayern viel weniger – nämlich im Durchschni­tt nicht mal vier und maximal elf. Das mache die Projektier­ung so komplizier­t und teuer.

Bundesweit wurden in den ersten drei Quartalen dieses Jahres Solaranlag­en mit einer Gesamtleis­tung von rund 1,1 Gigawatt installier­t (2016: 790 Megawatt). Damit dürfte der jährliche Zielkorrid­or für Neuinstall­ationen von 2,5 Gigawatt für 2017 nur schwerlich zu erreichen sein.

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FOTO: ENBW EnBW-Solarpark bei Tuningen (Schwarzwal­d-Baar-Kreis).

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