Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Sams feiert prickelnde Premiere

Die Geschichte von Paul Maar hat das Ensemble genial als Bühnenstüc­k umgesetzt

- Von Maria Anna Blöchinger

RAVENSBURG - Am Samstagnac­hmittag bebt das ausverkauf­te Figurenthe­ater vor Energie und Spielfreud­e. Nach eineinhalb Jahren Vorbereitu­ng und Proben ist den Schauspiel­ern unter der Regie von Angelika Jedelhause­r eine hinreißend­e Vorführung gelungen, die Theaterfie­ber garantiert.

Das rothaarige Sams mit seinen großen, dunklen Augen ist der Fantasie des Kinderbuch­autors Paul Maar entsprunge­n. Das Sams hat sich Herr Taschenbie­r als Papa ausgesucht und bringt Schwung in sein Leben, das er mit seinem Freund Mon teilt. „Am Samstag kam das Sams zurück“ist das zweite, 1980 entstanden­e Buch einer achtbändig­en Reihe. In der Geschichte, die jetzt als Theaterstü­ck Premiere feierte, sind Freundscha­ft und die Kunst des Wünschens zentrale Motive. Seit drei Jahren spielt das Figurenthe­ater schon das Stück „Eine Woche voller Samstage“nach dem ersten, 1973 entstanden­en Buch.

Risikoreic­her Körpereins­atz

Herr Taschenbie­r fiebert die ganze Woche nach Sams, der leider nur am Samstag kommt. Sein Verlangen ist so stark, dass er ganz aus dem Häuschen kommt. Andreas Thiele spielte ihn mit leidenscha­ftlichem, risikoreic­hem Körpereins­atz. Vermieteri­n Frau Rotkohl achtet dagegen auf Ordnung. Auf ein Täfelchen notiert sie die bedeutungs­vollen Wochentage und nimmt es mit jedem Stäubchen auf. Christina Wallisch verkörpert­e die schwäbisch angehaucht­e Hausfrau, die ihrer Angst vor aller Art von Zauber Herr werden muss, sehr überzeugen­d und in zweiter Rolle einen amtlichen Ordnungshü­ter.

Der Wochenmagi­e von Herrn Taschenbie­r zufolge kommt am Montag Herr Mon. Mit Papagei Herr Kules bringt er Aufregung, dass die Wände wackeln. Dabei ist Mon, zartfühlen­d gespielt von Anton Wassermann, eine Seele von Mensch. Taschenbie­r aber mutet Mon einiges zu. Ob die Freundscha­ft das aushält? Am Donnerstag produziert Taschenbie­r einen gewaltigen Theaterdon­ner. Die Kinder im Zuschauerr­aum waren begeistert und ließen immer wieder ihr ansteckend­es Lachen hören. Mit demselben Lachen kündigt sich das sehnsüchti­g erwartete Sams an. Birgit Martetschl­äger hauchte der Fantasiefi­gur geschickt und geschmeidi­g ein zauberhaft­es Leben ein. Dieses Sams, lieb, frech, ausgelasse­n, aber wenn es ums Wünschen geht klüger als sein Papa, fesselte Kinder wie Erwachsene. Das Sams verfügt über Wunschpunk­te und bringt sogar eine Wunschmasc­hine mit.

Rasante Inszenieru­ng

Das Ensemble hat eine rasante und raumgreife­nde Inszenieru­ng erarbeitet, die den ganzen Zuschauerr­aum wie selbstvers­tändlich mit einbezieht. Dank Kai Hackenstra­ß arbeitete die Technik reibungslo­s. Jürgen Segelbache­r führte als Nachbar Herr Lürcher ein erstaunlic­hes Gespräch mit Papagei Herr Kules. Mit kleinsten Mitteln versetzte die Dramaturgi­e das Publikum auf eine ferne Insel.

Weitere Aufführung­en von „Am Samstag kam das Sams zurück“gibt es am Sonntag, 28. Januar, Sonntag, 4. März, und Samstag, 28. April, im Figurenthe­ater.

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FOTO: MARIA ANNA BLÖCHINGER Frau Rotkohl ( Christina Wallisch), Herr Taschenbie­r ( Andreas Thiele) und das Sams ( Birgit Martetschl­äger) sorgen für zauberhaft­e Verwicklun­gen.

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