Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Leider kein Treppenwitz
Es ist ja schon ein klein wenig absurd, wie die Debatte um den Eschersteg läuft. Gefühlte 98 Prozent der Gesellschaft sind gegen einen Wiederaufbau. Zwei Prozent und das Denkmalamt dafür. Das erinnert mich an das kleine gallische Dorf, das den Römern ständig Widerstand leistet. Doch wir sind hier nicht bei Asterix und Obelix. Was bringt uns ein Steg? Außer Kosten? Zumal er nicht historisch korrekt aufgebaut werden kann.
Das Beste ist ja, dass die Gralshüter der Wahrheit kein Problem mit einer Erhöhung haben, die wegen der Elektrifizierung notwendig wird. Gerne, so Winfried Schneider, seines Zeichens Vereinsvorsitzender des Fördervereins Eschersteg, ließen sich auch praktische Veränderungen am „Denkmal“wie die Einrichtung eines Mittelabgangs zu den Gleisen verwirklichen. Und noch besser: Es sei ein wichtiger Baustein einer Fußgängerachse vom Schussenufer bis zum Marienplatz. Gefahrlos zu begehen, weil der Bahnhofsvorplatz viel zu verkehrsreich sei.
Dabei hat Meister Schneider nicht bedacht, dass am Ende des Stegs das Radhaus steht. Und unsere Radler sind nicht dafür bekannt, dass sie allzu viel Rücksicht auf Fußgänger nehmen. Fazit: Das Ganze ist ein Witz. Leider kein Treppenwitz, denn dann wäre der Abriss schon längst erfolgt. Allerdings leben wir in Deutschland. Und darum heißt es: Dieser Steg wird kein leichter sein, dieser Steg wir steinig und schwer. Und weil Beamte mitwerkeln, kann der Aufbau des Stegs Spuren von Müssen enthalten.