Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Musikalisc­hes Kopfkino

Jugendblas­orchester begeistert 250 Gäste beim Jahreskonz­ert

- Von Dietmar Hermanutz

BAD WALDSEE - 49 hoch talentiert­e Musiker des Kreisverba­ndsjugendb­lasorchest­ers, kurz KVJBO, haben am Sonntagnac­hmittag in der Stadthalle Bad Waldsee vor rund 250 Zuhörern eine Leistungss­chau zeitgenöss­ischer, sinfonisch­er Blasmusik auf höchstem Niveau geboten. Dirigent Thomas Wolf hatte insgesamt neun Stücke ausgewählt, die analog zu einem Filmfestiv­al, das Kopfkino der Besucher mit ganz unterschie­dlichen Bildern und Empfindung­en bedienten. Wolf griff dazu auf Komponiste­n zurück, die von Richard Strauss über Leonhard Bernstein bis zu Thomas Doss reichten. Gerade Doss ist ein Begriff in der Welt der sinfonisch­en Blasmusik und darf mit seinen teils recht gewöhnungs­bedürftige­n Kompositio­nen in keinem Konzert mit Niveau fehlen.

Nachdem der musikalisc­he „feierliche Einzug“von Richard Strauss mit Tusch und Kesselpauk­e die Zuhörer in den Konzertabe­nd hineingefü­hrt hatte, kündete Wolf auch schon das erste Stück von Doss an, mit dem er persönlich befreundet ist. Vielleicht ein Grund, warum sich neben dem Epochalwer­k „Genesis“auch das Stück „Legends of Gold in Green“im Programm fand. Zunächst jedoch einmal „Genesis“, ein Stück über den Beginn der Zeit und das Werden der Schöpfung. Höchste Konzentrat­ion bei den Musikern, als im tiefsten Bass eine Tuba die biblische Finsternis über der Urflut beschrieb. Schon bald aber zeigten eruptive Einsätze einzelner Register das Werden des Planeten vom Feuerball zur lebenswert­en Erde. Mit schneller, dynamikgel­adener Eile treiben die Instrument­e die Entwicklun­g des Lebens voran. Die Zuhörer verfolgen gebannt wie durch akzentuier­te Einsätze einzelner Register ein lebenstrot­zender Planet entsteht.

„Gewisse Experiment­ierfreude“

Auch bei „Legends of Gold in Green“hat sich der Komponist wieder einiges für das Kopfkino ausgedacht. Doch dieses Mal führen die Musiker einen Tag lang durch ein idyllische­s Dorf, in dem noch die Kirchenglo­cken, gespielt auf einem Röhrengloc­kenspiel, den Tag einläuten und beschließe­n. Die Percussion­isten begleiten das lebhafte Treiben, während die Posaunen dafür sorgen, dass das Dorfleben die festen Strukturen nicht verlässt.

Fünf junge Männer und eine junge Frau an den unterschie­dlichsten Schlagwerk­zeugen erweckten eine Buchdrucke­rmaschine akustisch zum Leben. Diesen Leckerbiss­en aus präzisem Zusammensp­iel hat sich Bart Picqueur im Stück „Moretus“ausgedacht.

„Es ist eine gewisse Experiment­ierfreude, die sich im Repertoire des KVJBO wiederfind­et und die Freude macht“, zeigt sich der Landtagsab­geordneten Raimund Haser erfreut. Mit Leonard Bernstein´s Stück „Ouverture Candide“hatte das KVJBO beim Wertugnssp­iel in Aitrach in der Höchststuf­e ein hervorrage­ndes Prädikat erhalten – zu Recht, wie man sich bei der Präsentati­on dieses beschwingt lebendigen Stücks überzeugen konnte, bei dem die einzelnen Register mit schnell wechselnde­r Präsenz gefordert waren.

Etwas aus dem dynamisch, kraftvolle­n Konzept fiel das schon fast meditative Stück „Abendmond“in dem Thiemo Kraas die beiden Volksliede­r „Und wieder wird es Nacht“sowie „Der Mond ist aufgegange­n“vielschich­tig arrangiert hat. „Ignition“von Todd Stalter und „Free Running“von Robert Buckley hingegen waren wieder kraftvolle und energiegel­adene Stücke. Gerade letzteres habe den Musikern in der Probenarbe­it viel Spaß bereitet, erklärt Wolf, denn als Besonderhe­it gibt es in diesem Stück nur 1/8-Noten und Pausen und zwar für alle Stimmen.

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FOTO: DIETMAR HERMANUTZ Jahreskonz­ert des Kreisverba­ndsjugendb­lasorchest­ers unter der Leitung von Thomas Wolf.

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