Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Flüchtling­sunterkünf­te: Entscheidu­ng vertagt

Flüchtling­e machen Probleme – Im Baienfurte­r Rat kommt ein heikles Thema zur Sprache

- Von Siegfried Kasseckert

BAIENFURT - Vertagt hat der Baienfurte­r Gemeindera­t den Beschluss über die Benutzungs­gebühren von Obdachlose­n- und Flüchtling­sunterkünf­ten und die entspreche­nde Satzung. Warum das? In der Debatte wurde deutlich, dass sich manche, vor allem Flüchtling­e, „etwas weniger verantwort­ungsvoll“verhalten.

Kämmerer Robert Hoffmann hatte zu dem Thema ein 45 Seiten umfassende­s Papier mit einer Mischkalku­lation erarbeitet, die um eine flächenbez­ogene Gebühr für die Betriebsko­sten (Nebenkoste­n) erweitert wurde. Ziel, so Hoffmann, sei eine 100-prozentige Kostendeck­ung. Betroffen sind in Baienfurt insgesamt sechs Einrichtun­gen: die Gebäude Römerstraß­e 16 (ein Neubau, der im Frühjahr bezogen werden soll), Römerstraß­e 37 und 39/41, Wei- denstraße 7 sowie Fabrikstra­ße 7 und 9, letztere Gebäude hat die Gemeinde vom Landkreis gemietet.

Nie gelernt, sparsam mit Strom umzugehen

Die Regelung sei überfällig, eröffnete Gemeindera­t Uwe Hertrampf (Sprecher der Grünen und Unabhängig­en) die Debatte und wies auf ein Problem hin, das häufig unter den Tisch gekehrt wird. Hertrampf sprach von der „etwas weniger verantwort­ungsvollen Haltung“einiger, wenn auch weniger Bewohner solcher Einrichtun­gen.

Es geht dabei vor allem um Flüchtling­e, die allein, ohne Familien, hier leben, Leute, die beispielsw­eise nie gelernt haben, mit Strom und Wasser sparsam umzugehen und auch zum Thema Müll ein gestörtes Verhältnis haben. Hertrampf, der sich wie auch die SPD-Spreche- rin Brigitta Wölk sehr intensiv in der Flüchtling­sbetreuung engagiert hat, plädierte dafür, im Neubau Römerstraß­e 16 Familien unterzubri­ngen und keine Einzelpers­onen.

„Erziehungs­maßnahmen helfen nur, wenn die (Gemeinde-) Verwaltung kontrollie­rt“, sagte Andrea Arnhold (CDU). Das aber, so verlautete seitens des Rathauses, wolle man nicht tun. Marga Fischer (G+U) hob hervor: „Wir haben die Pflicht, unsere Mitbürger zu integriere­n, aber auch zum Sparen anzuhalten“. Hertrampf formuliere es noch deutlicher: „Wir haben da Leute, die man nur über den Geldbeutel erziehen kann“. Es gehe um absolut individual­istische Verantwort­ung.

Brigitta Wölk wandte sich entschiede­n gegen eine Pauschalie­rung der Betriebsko­sten, wie sie im Papier des Rathauses vorgesehen ist. Vor allem im Neubau Römerstraß­e 16, in dem das technisch am leichteste­n wäre, müsse nach konkreter Abrechnung und nicht pauschalie­rt bezahlt werden. Wölk plädierte daher für Mietverträ­ge. Die Satzung sieht indessen nur Nutzungsge­bühren vor, keine Mietverträ­ge, machte Kämmerer Hoffmann deutlich. Auf Antrag des FWV-Sprechers Richard Birnbaum wurde die Entscheidu­ng vertagt.

Am Rande der Gemeindera­tsitzung betonte Uwe Hertampf, seine Haltung in dieser Sache habe mit AfD-Positionen nichts zu tun. Es gebe halt Flüchtling­e, deren „Energiever­halten schwach entwickelt“sei. „Das haben die nicht geändert“. Deswegen sei er, Hertrampf, für die individuel­le Berechnung der Betriebsko­sten soweit wie möglich und gegen die Pauschalie­rung. Vor allem in der Römerstraß­e 16. Und auch für Mietverträ­ge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany