Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Draisaitls Vorgabe: Balance und Konstanz
Der frühere Ravensburger Meistertrainer steht ab sofort an der Bande der Kölner Haie
KÖLN (lin) - Das Wochenende war dann doch zu deftig: 4:7 (nach 0:5-Rückstand) hatten die Kölner Haie bei den Augsburger Panthern verloren, 2:6 (nach 2:0-Führung) gegen den EHC RB München. Neunter in der Deutschen-Eishockey-Liga, 30 Punkte nur aus 23 Spielen und die zweitschlechteste Defensive aller 14 Teams – das passt nicht zu den Ambitionen des achtmaligen Deutschen Meisters. Konsequenz: Cory Clouston ist kein Haie-Trainer mehr. „Die Mannschaft befindet sich aktuell in einem Tief“, erklärte Sportdirektor Mark Mahon die Entlassung, „sie muss die Balance und Konstanz schnellstmöglich wiederfinden.“
Zugetraut wird das Zurück-insLot-Bringen einem Quasi-Kölner. Geboren im tschechischen Karviná, als Eishockeyspieler groß geworden beim Mannheimer ERC und den Haien, als Trainer vor allem in Ravensburg nachhaltig in Erinnerung geblieben: 2010/11 führte Peter Draisaitl die Towerstars zur Meisterschaft der 2. Bundesliga. Drei Jahre stand er in Oberschwaben an der Bande, drei Jahre, in denen Geschäftsführung, Sportliche Leitung und Coach eine Mannschaft formten, die das Halbfinale, noch mal das Halbfinale, schließlich den Titel erreichte. Ravensburg war eine von nunmehr elf Trainerstationen Peter Draisaitls. In der DEL hatte er bei den Revierlöwen Oberhausen, den Füchsen Duisburg und den Nürnberg Ice Tigers gearbeitet, zuletzt – bis September 2016 – war er beim HC Dynamo Pardubice in Lohn und Brot.
Manch einer kennt Peter Draisaitl heute noch als den Schützen des legendären Penaltys bei den Olympischen Spielen 1992 in Meribel (auf der Torlinie blieb der Puck im deshalb verlorenen Viertelfinale gegen Kanada liegen), die meisten kennen den 146-maligen Nationalspieler als Vater des wohl besten deutschen Eishockeyspielers überhaupt: Leon Drai- saitl, 22, in Köln geboren und in der National Hockey League mit einem Achtjahresvertrag an die Edmonton Oilers gebunden. Für 68 Millionen Dollar. Der Papa war Wegweiser, wenn nötig Ratgeber, mitunter schlicht Fan. Er weiß aber auch: „Nichts ist besser, als selber auf dem Eis zu stehen. Zugucken ist deutlich unangenehmer, gerade wenn du emotional involviert bist, weil dein Sohn auf dem Eis rumfährt.“
Also passt das Engagement jetzt in Köln. „Für mich als jemanden, der schon einmal Teil der Haie-Familie war, ist diese Aufgabe natürlich etwas ganz Besonderes. Und wenn ich ehrlich bin, war es für mich immer schon ein Traum, hier in Köln als Cheftrainer arbeiten zu dürfen. Jetzt ist es so weit“, sagte Peter Draisaitl am Montag. Mark Mahon bestätigte dem 51-Jährigen „eine Menge CoachingErfahrung“, zudem bringe er „sicherlich auch den Köln-Faktor mit zu den Haien“. Antreten wird Peter Draisaitl seinen Job am heutigen Dienstag. Einen Tag später warten die Iserlohn Roosters auf die Haie. Flotter Auftakt!
Da trifft es sich gut, dass Peter Draisaitl erst neulich von sich gesagt hat, er sei eher ungeduldig: „Bei mir muss alles schnell gehen.“