Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bürgersaal soll zum Innenhof hin offen sein
Planungen in Altshausen werden konkreter – Architekt stellt Entwurf erstmals vor
ALTSHAUSEN - Architekt Roland Groß hat den Grobentwurf für den geplanten Bürgersaal in Altshausen in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, den er in Arbeitsgemeinschaft mit Architekt Carsten Wörner erstellt hat. Der Entwurf sieht einen ebenerdigen, vollständig barrierefreien Neubau vor. Er soll an der Stelle entstehen, wo sich bisher die Kreissparkasse befindet. Ersten Schätzungen zufolge soll der Bau 3,1 bis 3,3 Millionen Euro kosten.
„Vom Barock in die Zukunft“– diese Überlegung haben Groß und Wörner ihrem Konzept zugrunde gelegt. „Der Bürgersaal muss sich städtebaulich in den Ort einfügen“, sagte er. Der Architekt nahm alte Pläne zur Hand, um zu schauen, wie die Gebäude rund um die drei Kulturdenkmale Alte Post, Rathaus und Hopfendarre in vergangenen Zeiten einmal angeordnet waren. Weil sie mit dem Giebel zur Straße standen, hat er den Bürgersaal ebenfalls so ausgerichtet. Auch die städtebauliche Lücke auf der anderen Straßenseite wird in absehbarer Zeit geschlossen: Auf der Wiese gegenüber entsteht derzeit ein neues Dienstleistungsgebäude, in dem später unter anderem die Kreissparkasse untergebracht wird. „Die ehemalige Struktur wird wiederhergestellt“, sagte Groß.
Zwar soll sich der neue Bürgersaal in seine Umgebung mit den historischen Gebäuden einfügen. Trotzdem soll er sich als modernes Bauwerk deutlich abheben. Er soll ein Flachdach und eine Fassade aus Sichtziegeln bekommen. „Zum Innenhof hin hat der Saal eine große Öffnung“, sagte Groß. „Auf den anderen Seiten wird die Gebäudehülle aber weitestgehend geschlossen, damit die Lärmgrenzwerte eingehalten werden.“Wenn der Saal bestuhlt ist, verfügt er über rund 300 Sitzplätze. Die Bühne wird an der östlichen Seite, also zur Hindenburgstraße hin, eingebaut. Der Haupteingang befindet sich auf der hinteren Seite zum Innenhof hin, sodass er von der Seite betreten werden kann. Außerdem wurde ein Künstlereingang im Bereich der Bühne eingeplant.
Darüber hinaus wollen Groß und Wörner eine Galeriezone einbauen, für die eine massive Decke aus Stahlbeton eingezogen wird. Die Galerie soll zwischen 100 und 110 Sitzplätze bekommen. „Wenn Tische aufgestellt werden, haben noch rund 60 Menschen Platz“, erläuterte Groß. Einerseits bekommt der Saal mit der Galerie weitere Kapazitäten für größere Veranstaltungen. Andererseits kann die Galerie für kleinere Veranstaltungen über eine schalldämmende Trennwand vom Saal abgetrennt werden. „Es handelt sich um einen vollwertigen Raum, der vielfältig nutzbar ist“, sagte Groß.
Verbunden mit dem Foyer
Der Entwurf von Groß und Wörner fügt sich an den bestehenden Zwischenbau, das Foyer der Alten Post, an. Das Erdgeschoss ist ohnehin barrierefrei, doch auch der erste Stock des Bürgersaals ist über den Aufzug im Foyer barrierefrei erschlossen. „Dadurch ergibt sich für die Verteilerküche im Bürgersaal und die Nebenräume eine flexible Nutzungsmöglichkeit“, sagte Groß. Darüber hinaus soll das neue Gebäude unterkellert werden. Das sei nicht nur aus funktionaler, sondern auch aus statischer Sicht sinnvoll, sagte Groß. Der Architekt erläuterte, dass das Gelände ein Gefälle von knapp zwei Metern habe. Außerdem sei das bestehende Gebäude teilweise unterkellert. „Wenn wir ohne Keller bauen würden, hätten wir ein Loch, das recht aufwendig aufgefüllt werden müsste“, sagte er.
Auch das Flachdach sei sinnvoll für ein öffentliches Gebäude dieser Art. Zum einen benötige die Gemeinde keinen zusätzlichen Raum. „Ein Satteldach würde zusätzliche Kosten erzeugen“, sagte Groß. Es müsse wegen des Brandschutzes und der Statik voll ausgebaut werden, außerdem sei dann ein zusätzliches Treppenhaus notwendig. Die zeitgemäße Formensprache betone außerdem die drei Kulturdenkmale Alte Post, Rathaus und Hopfendarre als historische Gebäude. „Der Versuch, einen historisierenden Baustein zu finden, wäre sehr schwierig“, sagte er. Außerdem sollte sich der Bürgersaal nach außen öffnen.
Hugo Hess (Freie Wähler) wollte sich nicht zu früh festlegen. Er wollte wissen, inwiefern der Entwurf bindend ist und ob Details, wie etwa die Position eines Fensters oder einer Tür, noch geändert werden können. „Der Entwurf muss noch von Fachingenieuren bearbeitet werden“, sagte Roland Groß. Außerdem sei beispielsweise eine Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt notwendig. Erst dann werde das Baugesuch vorbereitet. Goetz Lohmann (CDU) lobte den Entwurf. „Er ist außergewöhnlich gut gelungen“, sagte er. Es sei sicherlich damit zu rechnen, dass aus der Bevölkerung auch Widerspruch komme, weil das Gebäude so modern werde. „Es wäre schade, wenn nicht“, fügte er hinzu. Der Gemeinderat bestätigte den Entwurf einstimmig. Genauso beauftragte das Gremium Fachingenieure für Statik, Elektronik sowie Heizung, Lüftung und Sanitär. Nun geht es in die Detailplanung.