Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wolpertswendes Schuldenberg wächst weiter
Neuer Kredit – Größtes Projekt: Schulsanierung
WOLPERTSWENDE - Die Gemeinde Wolpertswende investiert kräftig in Bildung, und so steht der Haushalt 2018, den der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung verabschiedet hat, ganz im Zeichen der Schulsanierung. Die Kehrseite der Medaille: Der Schuldenberg wächst auf knapp vier Millionen Euro und ist mittlerweile auf einem Rekordhoch. Das heißt: Pro Einwohner – egal ob klein oder groß – kommen 1000 Euro Schulden.
Bürgermeister Daniel Steiner hob hervor, dass man mit dem ausgegebenen Geld Vermögenswerte schaffe, außerdem fahre man „auf Sicht“, wie er bereits in vergangenen Haushaltssitzungen immer wieder betont hatte. Wegen der hohen Verschuldung der Gemeinde wurde bereits eine Strukturkommission aus den Reihen des Gemeinderats gebildet, die mögliche Einsparungen herausarbeitete (die SZ berichtete). Diese Vorschläge sind nun teilweise in den Haushalt eingeflossen, den Kämmerin Jennifer Hauser vorstellte. Zum Beispiel sind die Budgets für Kinderhaus, Kita und Bauhof um zehn Prozent gekürzt worden. Größter Posten im Verwaltungshaushalt sind die Personalkosten, die mit knapp 2,3 Millionen Euro ein Viertel des Verwaltungshaushalts ausmachen.
Die größte Investition ist zweifelsohne die Grundschule in Mochenwangen, die mit mehr als zwei Millionen Euro saniert wird, gefolgt von einem neuen Tragkraftspritzenfahrzeug für die Feuerwehr für 120 000 Euro und einer Straßensanierung und Querungshilfe für 115 000 Euro. Für den Breitbandausbau gibt man 100 000 Euro aus. Um diese Projekte zu finanzieren, nimmt die Gemeinde einen Kredit in Höhe von einer Million Euro bei der KfW auf. Dies sei, so sagte die Kämmerin, bei einem Zinssatz von 0,05 Prozent besser, als an die Rücklagen (gut eine Million Euro) zu gehen und in Zukunft einen Kredit zu einem höheren Zinssatz aufzunehmen.
Gewerbesteuersatz bleibt gleich
Gemeinderat Dieter Strobel bescheinigte „einen gut durchfinanzierten Haushalt“und griff Steiners „Wir fahren auf Sicht“auf: „Der Nebel hat sich gelichtet. Der Haushalt ist in einem ordentlichen Rahmen. Man kann sagen, dass wir vernünftig gewirtschaftet haben, auch wenn manche politische Entscheidung in der Vergangenheit schwerfiel.“Er verwies unter anderem auf die Schließung des Schwimmbads.
Gemeinderätin Sybille Glatz sah das etwas kritischer: „Wir erreichen einen Rekordschuldenstand. Noch ist alles gut, aber 2019 kommen Tilgungen von 200 000 Euro pro Jahr auf uns zu, darauf muss man hinarbeiten.“Die Pro-Kopf-Verschuldung sei deutlich höher als der Landesschnitt. Außerdem sei die Gemeinde Wolpertswende von nur wenigen Gewerbebetrieben abhängig und wie die sich in Zukunft entwickeln, habe man nicht in der Hand, so Glatz. Die Kämmerei rechnet mit vorsichtig kalkulierten Gewerbesteuereinnahmen von 750 000 Euro bei einem Steuersatz von 340 v. H., obwohl die Strukturkommission eine Erhöhung auf 350 v. H. diskutiert hatte.
Bürgermeister Daniel Steiner verwies wieder auf die „Schaffung von Vermögenswerten“und schloss die Diskussion mit den Worten: „Man kann das Glas halb voll oder halb leer sehen. Ich sehe es halb voll.“