Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wolpertswe­ndes Schuldenbe­rg wächst weiter

Neuer Kredit – Größtes Projekt: Schulsanie­rung

- Von Philipp Richter

WOLPERTSWE­NDE - Die Gemeinde Wolpertswe­nde investiert kräftig in Bildung, und so steht der Haushalt 2018, den der Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung verabschie­det hat, ganz im Zeichen der Schulsanie­rung. Die Kehrseite der Medaille: Der Schuldenbe­rg wächst auf knapp vier Millionen Euro und ist mittlerwei­le auf einem Rekordhoch. Das heißt: Pro Einwohner – egal ob klein oder groß – kommen 1000 Euro Schulden.

Bürgermeis­ter Daniel Steiner hob hervor, dass man mit dem ausgegeben­en Geld Vermögensw­erte schaffe, außerdem fahre man „auf Sicht“, wie er bereits in vergangene­n Haushaltss­itzungen immer wieder betont hatte. Wegen der hohen Verschuldu­ng der Gemeinde wurde bereits eine Strukturko­mmission aus den Reihen des Gemeindera­ts gebildet, die mögliche Einsparung­en herausarbe­itete (die SZ berichtete). Diese Vorschläge sind nun teilweise in den Haushalt eingefloss­en, den Kämmerin Jennifer Hauser vorstellte. Zum Beispiel sind die Budgets für Kinderhaus, Kita und Bauhof um zehn Prozent gekürzt worden. Größter Posten im Verwaltung­shaushalt sind die Personalko­sten, die mit knapp 2,3 Millionen Euro ein Viertel des Verwaltung­shaushalts ausmachen.

Die größte Investitio­n ist zweifelsoh­ne die Grundschul­e in Mochenwang­en, die mit mehr als zwei Millionen Euro saniert wird, gefolgt von einem neuen Tragkrafts­pritzenfah­rzeug für die Feuerwehr für 120 000 Euro und einer Straßensan­ierung und Querungshi­lfe für 115 000 Euro. Für den Breitbanda­usbau gibt man 100 000 Euro aus. Um diese Projekte zu finanziere­n, nimmt die Gemeinde einen Kredit in Höhe von einer Million Euro bei der KfW auf. Dies sei, so sagte die Kämmerin, bei einem Zinssatz von 0,05 Prozent besser, als an die Rücklagen (gut eine Million Euro) zu gehen und in Zukunft einen Kredit zu einem höheren Zinssatz aufzunehme­n.

Gewerbeste­uersatz bleibt gleich

Gemeindera­t Dieter Strobel bescheinig­te „einen gut durchfinan­zierten Haushalt“und griff Steiners „Wir fahren auf Sicht“auf: „Der Nebel hat sich gelichtet. Der Haushalt ist in einem ordentlich­en Rahmen. Man kann sagen, dass wir vernünftig gewirtscha­ftet haben, auch wenn manche politische Entscheidu­ng in der Vergangenh­eit schwerfiel.“Er verwies unter anderem auf die Schließung des Schwimmbad­s.

Gemeinderä­tin Sybille Glatz sah das etwas kritischer: „Wir erreichen einen Rekordschu­ldenstand. Noch ist alles gut, aber 2019 kommen Tilgungen von 200 000 Euro pro Jahr auf uns zu, darauf muss man hinarbeite­n.“Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng sei deutlich höher als der Landesschn­itt. Außerdem sei die Gemeinde Wolpertswe­nde von nur wenigen Gewerbebet­rieben abhängig und wie die sich in Zukunft entwickeln, habe man nicht in der Hand, so Glatz. Die Kämmerei rechnet mit vorsichtig kalkuliert­en Gewerbeste­uereinnahm­en von 750 000 Euro bei einem Steuersatz von 340 v. H., obwohl die Strukturko­mmission eine Erhöhung auf 350 v. H. diskutiert hatte.

Bürgermeis­ter Daniel Steiner verwies wieder auf die „Schaffung von Vermögensw­erten“und schloss die Diskussion mit den Worten: „Man kann das Glas halb voll oder halb leer sehen. Ich sehe es halb voll.“

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