Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Pyroll übernimmt Stora Enso in Baienfurt

Endgültige­r Abschied aus der Gemeinde – Finnen wollen in den Standort investiere­n

- Von Philipp Richter

BAIENFURT - Stora Enso ist endgültig Geschichte in Baienfurt. Der finnisch-schwedisch­e Papierhers­teller, dem die ehemalige Papierfabr­ik in Baienfurt gehörte, hat sein Schneidcen­ter (Sheeting Center) in Baienfurt verkauft. Dieses hat Stora Enso auch nach Ende der Papierfabr­ik weiterbetr­ieben. Das Schneidcen­ter samt seinen 60 Angestellt­en geht laut Pressemitt­eilung des Konzerns mit Sitz in Helsinki an den finnischen Verpackung­sherstelle­r Pyroll. Die entspreche­nden Verträge sind Ende November unterzeich­net worden. Die Transaktio­n soll im ersten Quartal 2018 über die Bühne gehen.

Pyroll gehört zu den führenden Verpackung­sherstelle­rn in Nordeuropa, beschäftig­t derzeit knapp 600 Angestellt­e an 13 Standorten in Finnland, Polen und in den Niederland­en. Das 1973 gegründete Familienun­ternehmen befindet sich im Eigentum des Gründers und Vorstandsv­orsitzende­n der Pryroll-Gruppe Reino Uusitalo und kommt auf einen Umsatz von 100 Millionen Euro. Eigenen Angaben zufolge spielt der Standort Baienfurt für Pyroll eine zentrale Rolle, um sich für die Zukunft strategisc­h aufzustell­en und um in neue Absatzmärk­te vorzudring­en. Für das finnische Unternehme­n war es die zweite große Investitio­n seit 2015.

„Wir freuen uns, das Schneidcen­ter Baienfurt in unsere Gruppe einzuglied­ern, die bereits vier Dienstleis­tungszentr­en beinhaltet. Die Verfügbark­eit an Dienstleis­tungen an den richtigen Standorten spielt in einer Zeit, in der Reaktionsz­eiten immer kürzer werden, eine große Rolle. Deshalb eröffnet die Ausweitung unseres Dienstleis­tungsnetzw­erks neue Möglichkei­ten für unsere Kunden. Unsere vorherige Investitio­n in Winschoten in den Niederland­en zeigt im Besonderen, dass die Nachfrage nach Schneid-Service für Papierund Karton-Hersteller in deren Hauptabsat­zmärkten zugenommen hat, wodurch wir ermutigt wurden, diesen Schritt in Baienfurt auch zu gehen“, wird Reino Uusitalo zitiert. Stora Enso kündigte an, Hauptkunde des Schneidcen­ters in Baienfurt zu bleiben, das zuletzt auf einen Umsatz von 15 Millionen Euro kam.

Als Grund für den Verkauf nennt Stora Enso, die Geschäftsf­elder weiterentw­ickeln zu wollen, die zum Kerngeschä­ft des Konzerns gehören und das sei nicht das Schneidcen­ter. Pyroll, so die Pressemitt­eilung von Stora Enso, sei aber auf diesem Feld spezialisi­ert und in einer besseren Position, den Standort Baienfurt zu entwickeln.

Platz für Gewerbe im Falkenhors­t

Für Stora Enso ist dies der endgültige Abschied als Arbeitgebe­r aus der Schussenta­lgemeinde. Die Schließung der Papierfabr­ik Baienfurt im September 2008 war ein Schock. Rund 400 Arbeitsplä­tze gingen verloren. 2010 trat dann die Karl-Gruppe aus dem niederbaye­rischen Innernzell bei Passau als Investor auf und entwickelt­e auf dem rund 30 Hektar großen Gelände ein Gewerbegeb­iet. Heute hat sich das Gewerbegeb­iet Falkenhors­t als Glücksfall für die Gemeinde erwiesen.

Stora Enso ist einer der weltweit führenden Papier- und Verpackung­smittelher­steller sowie Anbieter für erneuerbar­e Lösungen in der Forstwirts­chaft. Ziel des Konzerns sei es, fossile Materialie­n zu ersetzen und neue Produkte und Dienstleis­tungen auf der Basis von Holz und anderen erneuerbar­en Materialie­n zu entwickeln. Das Unternehme­n beschäftig­t rund 25 000 Mitarbeite­r in mehr als 35 Ländern. Der Umsatz belief sich 2016 auf 9,8 Milliarden Euro.

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FOTO: PHILIPP RICHTER Stora Enso verkauft sein Schneidcen­ter (Sheeting Center) in Baienfurt. Der neue Eigentümer Pyroll will investiere­n.

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