Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Rückkehrer
Seine Pilgerreise nach Jerusalem endete für den Schweriner David Britsch weit vor dem Ziel. An der türkisch-syrischen Grenze war der 55-Jährige im April von türkischen Sicherheitskräften gestoppt und inhaftiert worden. Mit fünf bis sieben Mitgefangenen musste er sich eine Zelle teilen. Anders als der noch immer inhaftierte „Welt“Korrespondent Deniz Yücel und andere Deutsche in türkischen Gefängnissen kam Britsch nun überraschend frei und durfte in die Heimat zurückkehren. Zur Freude der Familie, zu der mehr als zehn Kinder und Pflegekinder gehören.
Britsch wirkt gefasst, wenn er über seine Zeit in den türkischen Gefängnissen berichtet. Er sei in der Regel anständig behandelt worden. Doch emotional wird er, wenn er von den Verfahrensweisen der Behörden erzählt. Die Kontaktaufnahme zur deutschen Botschaft sei lange unterbunden worden, rechtlichen Beistand habe man ihm erst nach mehrmaligem Drängen und mehr als sieben Monaten gewährt. Und einen Grund für seine lange Inhaftierung habe man ihm bis zum Schluss nicht genannt.
Der frühere Buchbindermeister und jetzige Pädagoge und Mediator war in Antakya auf der Hauptausfallstraße auf dem Weg zum offiziellen türkischsyrischen Grenzübergang, um dort ein reguläres Visum zu beantragen, als er festgenommen wurde. Später brachte man ihn in das Abschiebegefängnis in Askale im Nordosten. „Es war klar, dass ich eine Art Geisel bin“, ist er sicher.
Als Grund sieht er die Spannungen zwischen Berlin und Ankara seit dem Putschversuch vom Juli 2016 und die türkischen Forderungen nach Auslieferung möglicher Gülen-Anhänger. Möglicherweise hätten die türkischen Behörden auch seinen Reise-Blog verfolgt. Dort habe er sich als Freund der Türken geäußert, aber auch Kritik am Verhalten der Regierung geübt. Seine Erlebnisse und Erfahrungen will der 55Jährige nun in einem Buch niederschreiben. Frank Pfaff (dpa)