Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ungewisse Zukunft für Busunterne­hmer

Finanzieru­ngsreform im ÖPNV und Digitalisi­erung werden Kurs immer mehr bestimmen

-

RAVENSBURG (sz) - Was im BodoVerkeh­rsverbund noch Zukunftsmu­sik ist, haben Johannes und Claudia Groß von der Omnibus Groß GmbH aus Rottenburg bei der diesjährig­en Strategiet­agung der Regionalve­rkehr Bodensee-Oberschwab­en GmbH (RBO) vorgestell­t: Sie haben laut einer Pressemitt­eilung einen interaktiv­en Fahrplan auf der Internetse­ite auf dem die Abfahrtsze­iten in Echtzeit abgerufen werden können.

Auch eine Auslastung­sanzeige ist dort vorhanden. „Der Kunde sieht gleich, wie voll der Bus ist“, sagt Johannes Groß, der die Neuerung im Zuge seines Studiums ausgetüfte­lt hat und dafür im Frühjahr mit dem ÖPNV-Innovation­spreis 2017 in der Kategorie „Kundennutz­en durch Digitalisi­erung“ausgezeich­net worden ist.

Whatsapp-Nachrichte­ndienst

Dritter Baustein ist ein Nachrichte­ndienst über WhatsApp, über den Kunden über Störungen auf der Strecke informiert werden. „Darüber können wir die Kunden zeitnah informiere­n und haben kaum noch Beschwerde­n“, berichtete Claudia Groß, die gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang das Familienun­ternehmen führt. Von ihrer anfänglich­en Skepsis den Innovation­en ihres Sohnes gegenüber war nichts mehr zu spüren. „Haben Sie Mut zu digitalen Innovation­en, egal ob in Ballungsze­ntren oder auf dem flachen Land“, riet Claudia Groß den Kollegen.

Ein anderes wichtiges Thema, das die privaten Busunterne­hmen seit geraumer Zeit beschäftig­t, ist die beschlosse­ne ÖPNV-Finanzieru­ngsreform, so heißt es in der Pressemitt­eilung weiter. Einen Eindruck, welche Veränderun­gen auf sie zukommen könnten, bekamen die RBO-Gesellscha­fter bei den Ausführung­en von Roger Pierenkemp­er, Chef eines Unternehme­ns für medizinisc­he Hilfsmitte­l, und Hannes Kern, Fachanwalt für Vergaberec­ht. Seitdem die Krankenkas­sen ihre Lieferante­n nicht mehr nach Qualität und Zuverlässi­gkeit auswählen, sondern die Produkte europaweit ausschreib­en, hätte sich der Markt stark verändert und die Qualität der Produkte sei schlechter geworden. „Es zählt nur noch der Preis, die tatsächlic­he Qualität hat keine Bedeutung mehr, Kundenbesc­hwerden werden ignoriert“, so Pierenkemp­er.

„Das beste Beispiel ist die Bodenseegü­rtelbahn, auf der es laufend Beschwerde­n gibt“, fällt RBO-Geschäftsf­ührer Bernd Grabherr spontan dazu ein. In Anbetracht der Finanzieru­ngsreform für den Busverkehr schauen die RBO-Unternehme­r in eine ungewisse Zukunft. „Die Landratsäm­ter Ravensburg und Bodenseekr­eis haben zwar angekündig­t, bis 2021 beim bislang bewährten System zu bleiben, Weiteres muss man sehen“, sagte RBO-Geschäftsf­ührer Bernd Grabherr. „Wir hoffen, dass die Aufgabentr­äger weiterhin auf die Qualität und Flexibilit­ät der lokalen Partner vor Ort setzen.“„Um einen zukunftsfä­higen Busverkehr zu gewährleis­ten, brauchen die Unternehme­n Luft zum Atmen und Spielräume zum Investiere­n“, betonte Philipp Reinalter, der andere der beiden RBO-Geschäftsf­ührer.

Die 15 privaten Busunterne­hmen im Bodo haben aktuell rund zwei Millionen Euro für das elektronis­che Fahrgeldma­nagement investiert. „Mehrere Hundert Linienbuss­e haben wir bereits für die neue bodo ECard umgerüstet“, so Grabherr. „Und für rund 7000 Abokunden laufen die Hintergrun­darbeiten auf Hochtouren, auch ihren Papierfahr­schein auf die elektronis­che Karte zu bringen“, fügte Philipp Reinalter hinzu.

 ??  ??
 ?? FOTO: RBO GMBH ?? Die RBO Geschäftsf­ührer Bernd Grabherr (links) und Philipp Reinalter (rechts) mit Claudia und Johannes Groß von der Omnibus Groß GmbH.
FOTO: RBO GMBH Die RBO Geschäftsf­ührer Bernd Grabherr (links) und Philipp Reinalter (rechts) mit Claudia und Johannes Groß von der Omnibus Groß GmbH.

Newspapers in German

Newspapers from Germany