Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„2017 war ein sehr gutes Erntejahr“
Bad Waldsees BAG-Vorstand Hubert Bröhm spricht über das laufende Geschäftsjahr und blickt in die Zukunft
BAD WALDSEE - Seit knapp einem Jahr leitet Hubert Bröhm die Geschicke der Raiffeisen Bezug + Absatz eG Bad Waldsee, kurz BAG. Der Vorstand hat das Geschäft in Zeiten hoher Veränderung übernommen. Im Gespräch mit Wolfgang Heyer blickt er auf seine ersten Erfahrungen zurück und wagt einen Ausblick.
Herr Bröhm, welchen Eindruck haben Sie von der BAG?
Die BAG ist ein tolles Unternehmen und die Genossenschaft als Rechtsform ermöglicht uns eine langfristige Ausrichtung. Es gibt viele langjährige Mitarbeiter, die das Unternehmen verkörpern.
Sie sind von extern gekommen: Wurden Sie mit offenen Armen oder mit Skepsis empfangen?
Beides. Von der Fachlichkeit her sind mir die langjährigen Mitarbeiter voraus. Aber ich verstehe es, projektbezogen Veränderungen vorzunehmen, wo sie auch Sinn machen. Denn aktuell unterliegen traditionelle Werte und Geschäftsfelder einer hohen Dynamik und Veränderung.
Wie schnell setzen Sie Veränderungen um?
Die einen sagen, es ist ein hohes Tempo. Die anderen sehen die Herausforderungen der Branche. Bei den Fragen, wie schnell verändert sich unsere Umwelt und wie schnell verändern wir uns, gilt es ein gutes Mittelmaß zu finden. Dazu gehört der Einbezug der Digitalisierung.
Das heißt, die Digitalisierung ist bei Ihnen ein wichtiges Thema?
Klar, das ist ein Wettbewerbsthema. In der Wirtschaft fressen nicht nur die Großen die Kleinen, sondern auch die Schnellen die Langsamen.
Inwiefern können Sie die Digitalisierung für die BAG nutzen?
Wir haben eine sehr gute EDV, die wir noch nicht in dem Maße nutzen, wie wir es könnten. Aber wir sind auf einem guten Weg: In den Tankstellen bestellen wir die Waren jetzt mit Scanner und laufen nicht mehr mit Listen durch. In den Werkstätten wird am Computer angezeigt, welche Teile im Lager sind.
Bei der jüngsten Generalversammlung haben Sie gesagt: „Zusammen mit unseren Landwirten hat die BAG Bad Waldsee mit Ertragsrückgängen zu kämpfen.“Welche Maßnahmen können eine Trendwende einleiten?
Im Bereich der landwirtschaftlichen Lager und bei den Raiffeisen-Märkten zahlen wir drauf. Hier wollen wir mithilfe der Digitalisierung Abläufe straffen, vereinfachen und verschlanken.
Können Sie hierfür ein Beispiel nennen?
Wir haben 39 Getränkelieferanten quer durch das Geschäftsgebiet. Da wollen wir schauen, wie wir die Einkäufe vereinheitlichen können und dennoch die Stärke der Regionalität nicht verlieren. Für eben solche Maßnahmen haben wir einzelne Projektgruppen gebildet, die immer gleich vorgehen. Erstens: analysieren, zweitens: bewerten und drittens: entscheiden.
Und beim Thema Landwirtschaft?
Da werden wir das Thema Außendienst angehen. Wir wollen stärker auf den Kunden zugehen und weniger darauf warten, bis er zu uns kommt.
Ein direkter Konkurrent, die Einund Verkaufsgenossenschaft EVG in Eisenharz, hat die Segel gestrichen: Inwiefern konnten und können Sie davon profitieren?
In Eisenharz haben wir davon profitiert, weil die Kunden dort teilweise bei uns aufgeschlagen sind. Und wir haben den Standort dort modernisiert.
Der Futtermittelumsatz konnte im Geschäftsjahr 2016 leicht gesteigert werden. Wie sieht es in diesem Jahr aus?
Aktuell sind die Zahlen hier leicht rückläufig, aber bis zum Jahresende dürften wir hier auf Vorjahresniveau sein. Der Markt ist heiß umkämpft.
Und wie sieht es beim Getreide aus, da gab es im vergangenen Jahr einen deutlichen Umsatzeinbruch?
Das stimmt. Aber mengenmäßig ist es ein starkes Jahr für die BAG – 2017 war ein sehr gutes Erntejahr. Die Getreidelager sind voll bis an die Decke.
2016 war vor allem das Geschäftsfeld „Energie- und Tankstellen“mit mehr als 52 Prozent am Gesamtumsatz ein Unternehmenstreiber. Wie steht es derzeit um diesen Bereich?
Sehr positiv. Dieses Geschäftsfeld macht uns sehr viel Freude. Die Tankstellen und ihre Shops sind zum Teil zu regelrechten Treffpunkten geworden. Und beim Heizöl, das nach Hause geliefert wird, schätzen die Kunden, dass ihnen jemand die Ware bringt, den sie kennen.
Wollen Sie mit der BAG weiter wachsen?
Ja. Wachstum bedeutet aber nicht zwingend nur, das Standorte ausgebaut werden und zu den zwölf bestehenden Standorten weitere dazukommen. Vielmehr können das auch Geschäftsfeldanpassungen oder veränderte Vertriebsstrukturen sein.