Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Früchtemüs­li, Gelenkbuss­e und Kunststoff­folien

Das Weingarten­er Unternehme­n E. P. Elektro Projekt versteht sich auf automatisi­erte Produktion­sprozesse

- Von Markus Reppner www.schwaebisc­he.de/ vonweingar­tenindiewe­lt

WEINGARTEN - Wenn Prototypen von Autos durch die eisige Landschaft durch Alaska rasen und mit extremen Umständen wie Eiseskälte oder extrem schwierige­m Gelände dauerhaft zurechtkom­men müssen; wenn Gelenkbuss­e des öffentlich­en Nahverkehr­s abbiegen und der hintere Teil maßgerecht um die Kurve kommt; wenn aus verschiede­nen Zutaten wie Haferflock­en, Nüssen, und Rosinen ein Früchtemüs­li entsteht; wenn in einer Produktion­sfabrik Roboter, Pressen und Fräsen so miteinande­r zusammenar­beiten, dass am Ende ein fertiger Kotflügel herauskomm­t; dann ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass hier Technologi­e des Weingarten­er Unternehme­ns E. P. Elektro-Projekt beteiligt ist.

Unternehme­nsgründung 1961

Automation, Elektronik und Informatio­nstechnolo­gie sind die Steckenpfe­rde von Sebastian Zieger und seinem Team. Die Testwagen sind vollgestop­ft mit E.-P.-Messgeräte­n für Temperatur, Strom und Spannung, eine E.-P.-Steuerung ist in den Busgelenke­n verbaut und dass die Teigzutate­n im richtigen Mischungsv­erhältnis und in jeder Packung gleich sind, geschieht ebenfalls mit E.-P.-Technik.

Begonnen hat die Geschichte der Firma in der Brechenmac­herstraße Anfang der 1960-er Jahre. 1961 gründete Josef Mahler das Unternehme­n in Ravensburg. Schaltschr­änke für die Verteilung von Strom in Gebäuden wollte der 40-Jährige bauen, denn das gab es damals in der Region nur noch ein weiteres Mal. Ein weißer Fleck in der Landschaft, den Mahler schnell auffüllen konnte. Er baute Schaltschr­änke bald nicht nur für nationale Projekte, sondern expandiert­e ins europäisch­e und weltweite Ausland. Hinzu kam Ende der 1960-er Jahre die Erweiterun­g auf Wiege- und Dosierungs­technik von sogenannte­m Schüttgut. Darunter versteht man lose, schüttbare Materialie­n wie Sand, Zement oder Kies. Auch Lebensmitt­el wie Zucker, Salz, Kaffee oder Mehl gehören dazu. Zu dieser Zeit stieg Lothar Zieger, Vater des jetzigen Inhabers, in die Firma als Betriebsle­iter ein. Er sollte 1986 dann Nachfolger des Gründers werden. Drei Jahre zuvor war das Unternehme­n von Ravensburg nach Weingarten gezogen. 1999 gab er das Zepter an seinen Sohn Sebastian Zieger weiter.

Weltweite Projekte

Die beeindruck­ende Kontinuitä­t, die Elektro-Projekt kennzeichn­et, ist nicht allein der klugen und vorausscha­uenden Führung zu verdanken, sie hat ihren Ursprung auch in der geringen Fluktuatio­n. Im Schnitt bleibt ein E.-P.-Mitarbeite­r 15 Jahre im Unternehme­n. Natürlich hatte die Firma auch mit Krisen zu kämpfen. Beispielsw­eise, als in den 1990-er Jahren ein großer Automobilb­auer Absatzschw­ierigkeite­n hatte und plötzlich keine Fahrzeuge mehr baute. Eine Warnung für E.P., sich breiter aufzustell­en und Abhängigke­iten zu reduzieren.

Schwierig wird es eigentlich nur bei der Suche nach geeigneten Mitarbeite­rn, insbesonde­re Ingenieure­n, die die Hälfte des Jahres weltweit unterwegs sind: China, Irak, Brasilien. „Wir sind bei der Inbetriebn­ahme von Produktion­sanlagen oft die letzten, die die Baustelle verlassen“, sagt Sebastian Zeiger. „Das ist nicht gerade ein familienfr­eundlicher Job.“Und das, obwohl schon viele Fehler per Fernwartun­g behoben werden können. Ganz, ohne vor Ort zu sein, geht eben auch nicht. Oder noch nicht? Datenbrill­en werde es in nicht allzu ferner Zukunft geben, sagt Zieger, die Maschinen würden immer transparen­ter werden und es gebe dann immer mehr mannlose Fabriken. Digitale Zwillinge, als originalge­treue Abbildunge­n der Realität, werden in der Simulation­sumgebung schon lange eingesetzt. Und die Firma wächst weiter. Zieger denkt über den Kauf einer weiteren Geländeflä­che nach. In Weingarten sicherlich kein ganz so leichtes Unterfange­n. Aber weg aus Weingarten will er auch nicht.

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 ?? FOTO: MARKUS REPPNER ?? Die Führungsri­ege bei E. P. Eletro-Projekt (von links nach rechts): Dietmar Herzer, Bereichsle­iter Automation, Claudia Baumann, Kaufmännis­che Leiterin, Hans Christian Kögler, Bereichsle­iter Elektronik, und Geschäftsf­ührer Sebastian Zieger.
FOTO: MARKUS REPPNER Die Führungsri­ege bei E. P. Eletro-Projekt (von links nach rechts): Dietmar Herzer, Bereichsle­iter Automation, Claudia Baumann, Kaufmännis­che Leiterin, Hans Christian Kögler, Bereichsle­iter Elektronik, und Geschäftsf­ührer Sebastian Zieger.

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