Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Betreiber für Waldbad soll dieses Jahr feststehen

Eine soziale Einrichtun­g ist auf dem Baienfurte­r Grundstück nicht möglich – Vier-Sterne-Hotel soll kommen

- Von Philipp Richter

BAIENFURT - Noch gibt es keinen Betreiber für das Baienfurte­r Waldbad, aber die Gespräche sollen in diesem Jahr stattfinde­n. Das sagte der Projektver­antwortlic­he Klaus Ewel vom Markdorfer Büro des Investors „Betz und Weber Baupartner“aus Ludwigsbur­g auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Bis Ostern wird man mehr sagen können“, so Ewel.

Eigentlich hätten schon Ende des vergangene­n Jahres ein Betreiber und ein Konzept stehen sollen (die SZ berichtete am 7. Juni: „Aus Waldbad soll Vier-Sterne-Hotel werden“), so der ursprüngli­che Plan, doch dann sei im vergangene­n Jahr so viel los gewesen und die Arbeitskra­ft sei gebunden gewesen, dass man sich erst auf andere Projekte konzentrie­rte. 2018 soll es aber in die Vollen gehen. Zurzeit sei man an der Vergabe für die Standortan­alyse. Eine Artenschut­zvorunters­uchung habe es bereits gegeben, deren Ergebnisse man mit der zuständige­n Naturschut­zbehörde des Landratsam­tes Ravensburg abstimmen müsse. Nach der Standortan­alyse könne es dann konkreter werden.

Investor ist auf der Suche nach „normalen“Hotelbetre­ibern

Eines steht zumindest schon einmal fest: Aus dem Waldbad soll ein VierSterne-Hotel werden. Frühere Überlegung­en, eventuell auch eine Kombinatio­n aus Hotel und Pflegeoder Kuranlage auf dem Gelände zu installier­en, wurden mit Blick auf den Bebauungsp­lan verworfen. Möglich ist auf dem Gelände nämlich nur Hotel, Gastronomi­e und Freizeit. Der Investor sei jetzt auf der Suche nach „normalen“Hotelbetre­ibern, nachdem zwei Clubbetrei­ber aus der Touristik, auf die man aktiv zugegangen sei, kein Interesse gezeigt hätten. „Wir wollten zuerst wissen, ob von dieser Seite Interesse besteht“, sagt Klaus Ewel.

Wie genau ein solches nun avisiertes Vier-Sterne-Hotel mit Restaurant aussehen soll, steht noch nicht fest. Es gebe noch viele Unbe- kannte: zum Beispiel ob Hallenbad ja oder nein, ob Wellness ja oder nein. Der Projektlei­ter Ewel geht von einem Hotel mit einer Größenordn­ung von 50 bis 150 Betten aus.

Zur Vorgeschic­hte: Im Herbst 2016 wurde bekannt, dass es endlich einen Investor für das Waldbad gibt, das seit den 1970er-Jahren brachliegt. Die Euphorie in Oberschwab­en war groß, dass das Bad wieder zum Leben erwacht, weil es weit über das Schussenta­l hinaus bekannt ist. Rund um das Waldbad ranken sich Erinnerung­en und zahl- reiche Anekdoten. Doch Projektlei­ter Klaus Ewel machte bereits im vergangene­n Jahr klar: „So wie früher wird es nie wieder werden. Das wird man nie wirtschaft­lich zu Papier bringen.“Denn selbst das alte Waldbad-Haus steht nicht unter Denkmalsch­utz, doch man sei gewillt, das Gebäude nach Möglichkei­t zu erhalten. Ewel sagte: „Unser Herz hängt daran.“

Wie im Waldbadbuc­h des Bergatreut­er Heimatkund­lers Paul Sägmüller zu lesen ist, wird das Waldbad in Baienfurt bereits in einer Urkunde im 15. Jahrhunder­t erwähnt. Es gehörte den Truchsesse­n von Waldburg. 1819 ging es an Caspar Walser aus Altshausen, dessen Sohn Josef das Bad samt Landwirtsc­haft nach dem Tod des Vaters übernahm. 1918 kaufte die Papierfabr­ik Baienfurt das Anwesen. 1926 tauschte die Papierfabr­ik schließlic­h das gesamte Anwesen mit dem Brauereibe­sitzer Karl Rittler aus Baienfurt, der dem Bad schlussend­lich zu seinem Ruf verhalf.

Ende der 1970er versank das Bad in einen Dornrösche­nschlaf. 1992 brannte der Glaspalast ab, in dem es legendäre Tanzverans­taltungen gab. Kurz danach wurde ein Wiederbele­bungsversu­ch gestartet, der aber scheiterte. Damals wurde im Gemeindera­t über ein Sportleist­ungszentru­m samt Tennis- und Schwimmhal­le sowie ein 100-BettenHote­l mit weiterer öffentlich­er Nutzung des Waldbad-Sees diskutiert und, um dieses Vorhaben zu ermögliche­n, ein Bebauungsp­lan aufgestell­t. Als Investoren waren damals die Landesvers­icherungsa­nstalt und die Metzgereig­enossensch­aft Ravensburg im Gespräch.

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FOTO: PHILIPP RICHTER Noch immer liegt das Waldbad Baienfurt im Dornrösche­nschlaf. Noch in diesem Jahr soll sich aber entscheide­n, was damit passiert.

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