Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Betreiber für Waldbad soll dieses Jahr feststehen
Eine soziale Einrichtung ist auf dem Baienfurter Grundstück nicht möglich – Vier-Sterne-Hotel soll kommen
BAIENFURT - Noch gibt es keinen Betreiber für das Baienfurter Waldbad, aber die Gespräche sollen in diesem Jahr stattfinden. Das sagte der Projektverantwortliche Klaus Ewel vom Markdorfer Büro des Investors „Betz und Weber Baupartner“aus Ludwigsburg auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“. „Bis Ostern wird man mehr sagen können“, so Ewel.
Eigentlich hätten schon Ende des vergangenen Jahres ein Betreiber und ein Konzept stehen sollen (die SZ berichtete am 7. Juni: „Aus Waldbad soll Vier-Sterne-Hotel werden“), so der ursprüngliche Plan, doch dann sei im vergangenen Jahr so viel los gewesen und die Arbeitskraft sei gebunden gewesen, dass man sich erst auf andere Projekte konzentrierte. 2018 soll es aber in die Vollen gehen. Zurzeit sei man an der Vergabe für die Standortanalyse. Eine Artenschutzvoruntersuchung habe es bereits gegeben, deren Ergebnisse man mit der zuständigen Naturschutzbehörde des Landratsamtes Ravensburg abstimmen müsse. Nach der Standortanalyse könne es dann konkreter werden.
Investor ist auf der Suche nach „normalen“Hotelbetreibern
Eines steht zumindest schon einmal fest: Aus dem Waldbad soll ein VierSterne-Hotel werden. Frühere Überlegungen, eventuell auch eine Kombination aus Hotel und Pflegeoder Kuranlage auf dem Gelände zu installieren, wurden mit Blick auf den Bebauungsplan verworfen. Möglich ist auf dem Gelände nämlich nur Hotel, Gastronomie und Freizeit. Der Investor sei jetzt auf der Suche nach „normalen“Hotelbetreibern, nachdem zwei Clubbetreiber aus der Touristik, auf die man aktiv zugegangen sei, kein Interesse gezeigt hätten. „Wir wollten zuerst wissen, ob von dieser Seite Interesse besteht“, sagt Klaus Ewel.
Wie genau ein solches nun avisiertes Vier-Sterne-Hotel mit Restaurant aussehen soll, steht noch nicht fest. Es gebe noch viele Unbe- kannte: zum Beispiel ob Hallenbad ja oder nein, ob Wellness ja oder nein. Der Projektleiter Ewel geht von einem Hotel mit einer Größenordnung von 50 bis 150 Betten aus.
Zur Vorgeschichte: Im Herbst 2016 wurde bekannt, dass es endlich einen Investor für das Waldbad gibt, das seit den 1970er-Jahren brachliegt. Die Euphorie in Oberschwaben war groß, dass das Bad wieder zum Leben erwacht, weil es weit über das Schussental hinaus bekannt ist. Rund um das Waldbad ranken sich Erinnerungen und zahl- reiche Anekdoten. Doch Projektleiter Klaus Ewel machte bereits im vergangenen Jahr klar: „So wie früher wird es nie wieder werden. Das wird man nie wirtschaftlich zu Papier bringen.“Denn selbst das alte Waldbad-Haus steht nicht unter Denkmalschutz, doch man sei gewillt, das Gebäude nach Möglichkeit zu erhalten. Ewel sagte: „Unser Herz hängt daran.“
Wie im Waldbadbuch des Bergatreuter Heimatkundlers Paul Sägmüller zu lesen ist, wird das Waldbad in Baienfurt bereits in einer Urkunde im 15. Jahrhundert erwähnt. Es gehörte den Truchsessen von Waldburg. 1819 ging es an Caspar Walser aus Altshausen, dessen Sohn Josef das Bad samt Landwirtschaft nach dem Tod des Vaters übernahm. 1918 kaufte die Papierfabrik Baienfurt das Anwesen. 1926 tauschte die Papierfabrik schließlich das gesamte Anwesen mit dem Brauereibesitzer Karl Rittler aus Baienfurt, der dem Bad schlussendlich zu seinem Ruf verhalf.
Ende der 1970er versank das Bad in einen Dornröschenschlaf. 1992 brannte der Glaspalast ab, in dem es legendäre Tanzveranstaltungen gab. Kurz danach wurde ein Wiederbelebungsversuch gestartet, der aber scheiterte. Damals wurde im Gemeinderat über ein Sportleistungszentrum samt Tennis- und Schwimmhalle sowie ein 100-BettenHotel mit weiterer öffentlicher Nutzung des Waldbad-Sees diskutiert und, um dieses Vorhaben zu ermöglichen, ein Bebauungsplan aufgestellt. Als Investoren waren damals die Landesversicherungsanstalt und die Metzgereigenossenschaft Ravensburg im Gespräch.