Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bundesverdienstkreuz für imponierendes Lebenswerk
Sozialminister Manfred Lucha zeichnet Rot-Kreuz-Ausbilder Hans Zimmerer aus
RAVENSBURG - Auch mit 77 Jahren ist Hans Zimmerer noch ein Unruheständler. Zwar ist er seit Oktober vergangenen Jahres nicht mehr Vorsitzender des Kreisseniorenrates, aber nach wie vor als Dozent und Prüfer bei der Landesschule des Roten Kreuzes im Einsatz.
Der erfahrene Rot-Kreuz-Mann bildet auch weiterhin Pflegekräfte fort und ist Patientenfürsprecher bei der Oberschwabenklinik. Hans Zimmerer, umtriebig wie eh und je, mit Humor gesegnet und als gebürtiger Ravensburger angesehen wie wenige in dieser Stadt, kann wohl gar nicht anders, als sich zum Wohle der Allgemeinheit zu engagieren. Gestern hat der frühere Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Ravensburg und langjährige, fraktionsübergreifend geschätzte Stadtrat (18 Jahre bei den Freien Wählern) und Kreisrat das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Sozialminister Manfred Lucha hat es ihm im Rathaus überreicht.
Wer den Lebensweg dieses mit mehreren Geschwistern in der Berger Straße aufgewachsenen Mannes Jahrzehnte lang verfolgt hat, der weiß: Die Auszeichnung ist hochverdient. Unvergessen sind seine Verdienste bei Einsätzen für das nationale und das Internationale Rote Kreuz im In- und Ausland, wobei die für das IKRK oft so geheim waren, dass sie das Schnaufen nicht vertrugen. Bis heute ist Hans Zimmerer dem verstorbenen früheren DRKKreisvorsitzenden Wolfgang Hieber dafür dankbar, dass er sie ihm ermöglicht hat. „Hieber hat mich gefordert und gefördert.“
Und so ist Hans Zimmerer viel in der Welt herumgekommen, hat viel menschliches Leid durch Naturkatastrophen, verheerende Erdbeben, Überschwemmungen und infolge von Kriegen gesehen und es als Einsatzleiter des Roten Kreuzes nach Kräften zu lindern versucht.
Denkwürdiger Einsatz im Auffanglager für DDR-Flüchtlinge
Denkwürdig sein Einsatz 1989 als stellvertretender Leiter eines Auffanglagers von DDR-Flüchtlingen in Ungarn. Unter der Überschrift „Angst und Familientragödien am Lagertor“berichtete damals die „Schwäbische Zeitung“. Hans Zimmerer hatte in dem Lager ein ähnliches, zutiefst berührendes Erlebnis wie der damalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher in der deutschen Botschaft in Prag. Als er anhob, die erlösende Ausreiseerlaubnis zu verkünden, gingen seine Worte in unbeschreiblichem Jubel unter. „Da haben wir alle geweint“, erinnert er sich.
Denkwürdig auch der Einsatz von Hans Zimmerer Anfang der Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts in der damaligen Sowjetrepublik Armenien, die von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden war. Als Ausbilder leistete er dort Hilfe zur Selbsthilfe, kurbelte ein Pilotprojekt, die 100-köpfige Rettungsgruppe Spitak, an mit Vorbildcharakter für die gesamte Sowjetunion. Zusammen mit dem früheren deutschen Botschafter im inzwischen selbstständigen Armenien, Norbert Heinze, organisierte er auch dringend notwendige medizinische Hilfe für leukämiekranke Kinder in dem Land.
Für die Finanzierung des Projektes sorgten Leserinnen und Leser der „Schwäbischen Zeitung“. Im Rahmen einer von SZ-Redakteur Johann Melzner initiierten Weihnachtsaktion spendeten sie über eine Million DMark. Norbert Heinze gehörte bei der Feier im Rathaus gestern zu den Rednern, die die Verdienste von Hans Zimmerer würdigten.
Auch in der weißrussischen Partnerstadt des Gemeindeverbandes Mittleres Schussental, in Brest, hat sein Name einen guten Klang, denn dort hat er sich ebenfalls engagiert, wobei ihm das Wohl der Kinder stets besonders am Herzen lag. Schließlich hat Hans Zimmerer mit Unterstützung von Professor Tosberg, dem früheren Chef des Ravensburger Kinderkrankenhauses, den Kurs „Erste Hilfe am Kind“entwickelt, der heute weltweit Standard ist.
Dass die „Schussentalkinik“in Brest medizinisch auf einen guten Stand gebracht wurde und mit einem Kinder-Rehazentrum zusammenarbeitet, ist nicht zuletzt auch ein Verdienst von Hans Zimmerer, der stolz sein kann auf sein Lebenswerk.