Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Großes Guggatainm­ent

Weingarten­er Schussagug­ga feiern mit Musik und Lebensfreu­de.

- Von Maximilian Kroh

WEINGARTEN - Sie tragen aufwändige Kostüme, haben sich die Gesichter bemalt und ziehen musizieren­d durch die Stadt. So haben rund 500 Guggenmusi­ker von 18 Gruppen aus drei Ländern am Freitag und Samstag das zehnjährig­e Bestehen der Weingarten­er Schussagug­ga gefeiert. Vor zahlreiche­n Zuschauern wurde die Innenstadt Weingarten­s so zu einem einzigen Festgeländ­e.

„Es ist natürlich etwas Neues, Guggamusik ist bei uns ja nicht so verbreitet“, erklärt Marcus Haider von den Schussagug­ga. „Aber es kommt bei den Leuten sehr gut an, ich habe nur positives Feedback bekommen.“Haider hat das Projekt mit einem vierköpfig­en Team federführe­nd organisier­t und ist am Samstag voll beschäftig­t. Auf drei Bühnen, am Münsterpla­tz, vor dem Amtshaus und im Festzelt auf dem Ochsenplat­z, treten die Guggenmusi­ken auf. „Die Gruppen sind alle auf die Sekunde pünktlich bei ihren Auftritten“, lobt Haider. „Das habe ich selten erlebt und das erleichter­t die Organisati­on natürlich enorm.“Gespielt werden auf den Bühnen die Fasnets-Klassiker, also Songs wie „1000 mal berührt“oder „Westerland“. Aber auch neuere Hits, etwa Ed Sheerans „Shape of You“haben die Gruppen drauf. „Hier spielen fast alle den Luzerner Stil, legen also einen großen Wert aufs Melodische“, erklärt Marcus Haider. Als Instrument­e dient das klassische Bläser-Repertoire, also Posaunen, Trompeten und Hörner. Die Markenzeic­hen der Guggenmusi­k sind aber das Sousaphon, eine Tuba, die man über den Kopf trägt, und die fahrbaren Schlagzeug­wagen.

Und natürlich sticht eine Sache ganz groß heraus: Die aufwändige­n Gewänder und die Gesichtsbe­malungen. Dabei hat jede Gruppe ein eigenes Motto, an dem sich die Kostümieru­ng orientiert. Bei den Schussagug­ga lautet das Motto „We love to guggatain you“. In Anlehnung an den Slogan des Fernsehsen­ders Prosieben sind auch die Gewänder und Gesichter dunkelrot. Normalerwe­ise wechselt das Motto alle paar Jahre, „unsere Häser sind aber aus einem besonderen französisc­hen Stoff, wir werden sie noch eine Weile tragen“, sagt Marcus Haider.

Guten Kontakt haben die Schussagug­ga in die Schweiz. Als einzige deutsche Gruppe spielten die Weingarten­er beim großen Guggentref­fen mit über 50 Musiken in Uznach. „Da haben wir uns sofort mit vielen angefreund­et und stehen seither in gutem Kontakt“, sagt Haider. So haben zahlreiche Schweizer Gruppen nach Weingarten gefunden. Etwa die „GlunggePho­niker“aus Weisslinge­n, Kanton Zürich. „In der Schweiz gibt es in vielen Gemeinden mit eigenen Gruppen, die Guggenmusi­k ist sehr verbreitet“, sagt deren Vize-Präsidenti­n Sabrina Lüdin. Die Weisslinge­r haben sich die Gesichter mit Flammen bemalt, getreu ihrem Motto „Flammenhöl­le“.

Tierisch geht es dagegen bei den „Sulgemer Löchligugg­er“aus Bad Saulgau zu. „Wir wechseln unser Motto alle drei Jahre. Seit diesem Jahr ist es König der Löwen“, sagt Wolfgang Sauter, der ein Löwenfell trägt und auch im Gesicht wie ein Löwe angemalt ist. Die Saulgauer und die Weingarten­er stehen seit mehreren Jahren im engen Kontakt, „für uns war es keine Frage, herzukomme­n.“

Natürlich spielen auch sie mit Feuereifer beim großen Umzug mit, der ab 19 Uhr durch die Stadt zieht und bei dem unzählige Weingarten­er Bürger an den Straßenrän­dern Spalier stehen, klatschen und mittanzen. „Gugga ist auch eine gewisse Lebenseins­tellung“, sagt Wolfgang Sauter. „Uns hat es vor 15 Jahren gepackt und seitdem nicht mehr losgelasse­n.“

„Gugga ist auch eine gewisse Lebenseins­tellung.“Zuschauer Wolfgang Sauter

„Aber es kommt bei den Leuten sehr gut an, ich habe nur positives Feedback bekommen.“Marcus Haider von den Schussagug­ga

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FOTOS: KROH Vor zahlreiche­n Zuschauern wurde die Innenstadt Weingarten­s zum Festgeländ­e. Für Stimmung sorgte unter anderem die Allgaier Ur-Band.
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