Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Narren fürchten um Umzüge
Zünfte fordern mehr Unterstützung des Landes
PFULLENDORF (jau) - Strenge Sicherheitsvorschriften und hohe Auflagen für ihre Umzüge bereiten den Narren im Südwesten Sorgen. Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) hat bei ihrer Hauptversammlung in Pfullendorf am Samstag gefordert, das Land müsse die Narren besser unterstützen. „Wir brauchen eine gemeinsame Verantwortung von Vereinen und dem Staat“, sagte VSAN-Präsident Roland Wehrle. Ansonsten sei das „Kulturgut Fastnacht“nicht mehr zu organisieren. Erste Vorstöße in Richtung Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) seien aber bislang ohne Erfolg geblieben.
„Finden wir bei der Politik kein Gehör, werden wir weitere Verbände mit ins Boot nehmen“, drohte Wehrle. Denn auch andere Vereine seien mit den gleichen Problemen konfrontiert, wenn sie größere Veranstaltungen mit viel Publikum organisierten.
SCHÖNTAL - Mehr Disziplin, mehr Frontalunterricht, Noten für alle Schüler: Die Landes-CDU hat sich am Wochenende den Forderungen ihres Generalsekretärs Manuel Hagel angeschlossen. Mit leichten Änderungen an seinem Entwurf verabschiedete sie bei ihrer Klausur im Kloster Schöntal ein Papier zur Bildungspolitik. Die Inhalte hatten im Vorfeld für heftige Kritik gesorgt.
Wenn sich die Landes-CDU im abgeschiedenen Kloster Schöntal trifft, geht es immer auch ums Klima. Fernab vom Feinstaub der Landeshauptstadt lautet eine Frage: Wie geschlossen gehen die Christdemokraten ins neue Jahr? Weil sie das wissen, beantworteten Landeschef Thomas Strobl und sein Generalsekretär Manuel Hagel diese Frage am Samstag ganz ungefragt. Klimatisch einwandfrei, super Stimmung, konstruktiv im Umgang – so beschrieben sie vor der Presse die Atmosphäre unter den 120 Abgeordneten und Amtsträgern aus Bund und Land.
Ganz ohne Unruhe ging es jedoch nicht ab. So musste Strobl Gerüchte dementieren, er strebe ein Ministeramt in Berlin an. Das gilt vielen Beobachtern schon deswegen als unwahrscheinlich, weil es Baden-Württembergs CDU schwer haben wird, überhaupt ein Ressort in der neuen Bundesregierung zu besetzen. Und, weil vor dem Landesinnenminister Strobl noch andere Kandidaten aus dem Bund an der Reihe wären. Dass die Gerüchte jedoch überhaupt gestreut wurden, hielten viele CDUMitglieder in Schöntal für ein Manöver aus den eigenen Reihen. Bekannt ist, das Strobl in der Fraktion keinen leichten Stand hat und ihn einige Abgeordnete gerne in Berlin statt in Stuttgart sähen. Strobl dementiert die Spekulationen: „Mein Platz ist in Baden-Württemberg. Ich habe hier eine Aufgabe und die Aufgabe will ich auch gerne erfüllen.“
Diskutiert wurde dann hinter verschlossenen Türen vor allem über die Bildungspolitik. Generalsekretär Hagel hatte mit seinem öffentlichen Vorstoß dazu bereits vor der Klausur einen Proteststurm von Gewerkschaften und Bildungsverbänden ausgelöst.
Im Detail entschärft
Aus den eigenen Reihen gab es grundsätzlich breite Zustimmung. Mehr Leistung und mehr Qualität, das müssen nach Sicht der CDU die Leitprinzipien in den Klassenzimmern sein. Im Detail aber meldeten vor allem die Bildungsfachleute der Union Nachbesserungen an.
Unter anderem forderte Karl-Wilhelm Röhm, Bildungsfachmann der Landtagsfraktion, Nachbesserungen: „Als Experten müssen wir schon Wert darauf legen, dass Missverständnisse vermieden werden.“So dürfe nicht der Eindruck erweckt werden, Lehrer seien grundsätzlich arbeitsscheu. Bereits heute gebe es Fortbildungen in den Ferien. Viele engagierten sich über das geforderte Maß hinaus.
Am Ende wurden Hagels Forderungen in Details entschärft. Zentrale Inhalte aber bleiben: Lehrer sollen über ihre Unterrichtsverpflichtung hinaus in der Schule anwesend sein, Diktate verpflichtend werden. Frontalunterricht wird ebenso gelobt wie Noten zur Leistungsmessung – beides Elemente, die in den von der CDU ungeliebten Gemeinschaftsschulen wenig bis gar nicht vorkommen.
Was jedoch tatsächlich in den Schulen ankommt, bleibt fraglich. Denn CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann lobte den Vorstoß Hagels zwar als gut und richtig. „Das Papier wird aber nicht Regierungshandeln.“Sprich: Die Partei mag vieles fordern, die Ministerin aber versteht das zunächst nicht als Arbeitsauftrag. Zumal der grüne Koalitionspartner sich bereits am Wochenende zu Wort meldete und monierte, vieles aus dem Papier sei bereits auf den Weg gebracht, anderes sei eine Idee aus „der Mottenkiste“.
Und so haben Hagels Forderungen vor allem eine Wirkung: Sie haben der CDU Aufmerksamkeit verschafft, und das mit Inhalten, die Mitgliedern und Wählern am Herzen liegen. Das ist gut fürs Klima.