Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Maroder Transporter
Die schwierige Reise der Elefanten aus Ravensburg
RAVENSBURG - Ein Tiertransporter, der in Ravensburg gestartet war, ist am Freitagvormittag auf der Autobahn in der Nähe von Wien von der Polizei wegen gravierender Mängel gestoppt worden. Der Lastwagen hatte zwei Elefanten und zwei Pferde geladen. Wie die „Schwäbische Zeitung“nun erfuhr, kam es zu einem Zwangsstopp von fast 24 Stunden. Die Tiere waren zuvor beim Ravensburger Weihnachtscircus aufgetreten und sollen Vertragspartnern des Circusses gehören.
Wie ein Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland auf Nachfrage der SZ mitteilte, hätten die verantwortlichen Tiertransporteure nach dem Stopp des Lastwagens auf der Autobahn Ersatzfahrzeuge beschafft. Damit seien die Tiere gegen 9 Uhr am Samstagvormittag weitertransportiert worden. Das Ziel der Reise war die ungarische Hauptstadt Budapest.
Die beiden Elefanten sind laut Polizei in einen Sattelzug verladen worden, die Pferde in einen anderen geeigneten Lastwagen. Der ursprüngliche Transporter, der auf der Autobahn bei Eisenstadt gut 60 Kilometer südlich von Wien von den Beamten gestoppt wurde, ist derweil noch nicht weitergefahren. Er war am Freitag in Ravensburg gestartet, in Österreich war das Fahrzeug der Polizei aufgefallen, da sich Reifenteile lösten.
Bei einer umfassenden Prüfung des Sattelzuges hatten die Polizisten elf schwere technische Mängel festgestellt. Neben den gefährlich mangelhaften Reifen habe auch der Rahmen massive Rostschäden gehabt, heißt es vonseiten der Polizei.
Nachdem der Sattelzug gestoppt wurde, hatte eine Tierärztin die Elefanten und Pferde in Augenschein genommen. „Den Tieren, insbesondere den beiden Elefanten, geht es gut. Sie haben die bisherige Reise gut überstanden und sind wohlauf“, sagte der Polizeisprecher. Sie wurden bis zur Weiterfahrt in eine beheizte Garage in einen nahe gelegenen Bauhof gebracht und dort mit Futter und Trinken versorgt.
Tiere gehörten zu Artisten des Weihnachtscircusses
Elmar Kretz, Veranstalter des Ravensburger Weihnachtscircus, äußerte sich zu dem Vorfall in einer schriftlichen Stellungnahme. Demnach handle es sich nicht um hauseigene Fahrzeuge, sondern um Fahrzeuge und Fahrer von engagierten Fremdartisten. Bei den engagierten, fremden Darbietungen habe man keinen Einfluss auf die entsprechenden Instandhaltungen und Zulassungen der Fahrzeuge, so Kretz. Für ihn als Veranstalter seien auch keine sichtbaren Mängel an dem Fremdfahrzeug erkennbar gewesen.
Elmar Kretz kritisiert technischen Zustand des Fahrzeugs
Elmar Kretz verurteilt eigenen Aussagen zufolge aufs Schärfste, dass der einwandfreie Zustand des Fahrzeugs nicht gegeben war. Kretz äußerte sich persönlich sehr enttäuscht von seinen Vertragspartnern. Für die Zukunft werde man entsprechende Möglichkeiten prüfen, damit dieser Vorfall einmalig bleibe. Beispielsweise nannte Kretz in seiner Stellungnahme, sich mehr auf die hauseigenen Tierdarbietungen konzentrieren zu wollen, denn dann könne man persönlich für den technischen, einwandfreien Zustand der Transporte garantieren.
Im aktuellen Fall habe er sofort nach Bekanntwerden Kontakt mit den Behörden in Österreich aufgenommen und seine Hilfe angeboten, teilt Kretz mit. Der von ihm organisierte Ersatztransporter habe nach wenigen Stunden das Ziel in Ungarn erreicht. Ihm wurde mehrmals der gute gesundheitliche Zustand der Tiere bescheinigt, so Kretz. Genauso hätten mehrere Kontrollen durch das Ravensburger Veterinäramt im Zuge des Weihnachtscircus auf dem Gelände der Oberschwabenhalle keinerlei Beanstandungen feststellen können. Vor der Fahrt nach Budapest sei der Abreise der Elefanten zugestimmt worden.
Auf den Besitzer des maroden Lastwagens und den Fahrer warten mehrere Anzeigen – unter anderem, weil das Fahrzeug wegen der Defekte keine gültige Zulassung gehabt habe. Weiter wollte sich die Polizei nicht äußern.