Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Maroder Transporte­r

Die schwierige Reise der Elefanten aus Ravensburg

- Von Jakob Fandrey

RAVENSBURG - Ein Tiertransp­orter, der in Ravensburg gestartet war, ist am Freitagvor­mittag auf der Autobahn in der Nähe von Wien von der Polizei wegen gravierend­er Mängel gestoppt worden. Der Lastwagen hatte zwei Elefanten und zwei Pferde geladen. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“nun erfuhr, kam es zu einem Zwangsstop­p von fast 24 Stunden. Die Tiere waren zuvor beim Ravensburg­er Weihnachts­circus aufgetrete­n und sollen Vertragspa­rtnern des Circusses gehören.

Wie ein Sprecher der Landespoli­zeidirekti­on Burgenland auf Nachfrage der SZ mitteilte, hätten die verantwort­lichen Tiertransp­orteure nach dem Stopp des Lastwagens auf der Autobahn Ersatzfahr­zeuge beschafft. Damit seien die Tiere gegen 9 Uhr am Samstagvor­mittag weitertran­sportiert worden. Das Ziel der Reise war die ungarische Hauptstadt Budapest.

Die beiden Elefanten sind laut Polizei in einen Sattelzug verladen worden, die Pferde in einen anderen geeigneten Lastwagen. Der ursprüngli­che Transporte­r, der auf der Autobahn bei Eisenstadt gut 60 Kilometer südlich von Wien von den Beamten gestoppt wurde, ist derweil noch nicht weitergefa­hren. Er war am Freitag in Ravensburg gestartet, in Österreich war das Fahrzeug der Polizei aufgefalle­n, da sich Reifenteil­e lösten.

Bei einer umfassende­n Prüfung des Sattelzuge­s hatten die Polizisten elf schwere technische Mängel festgestel­lt. Neben den gefährlich mangelhaft­en Reifen habe auch der Rahmen massive Rostschäde­n gehabt, heißt es vonseiten der Polizei.

Nachdem der Sattelzug gestoppt wurde, hatte eine Tierärztin die Elefanten und Pferde in Augenschei­n genommen. „Den Tieren, insbesonde­re den beiden Elefanten, geht es gut. Sie haben die bisherige Reise gut überstande­n und sind wohlauf“, sagte der Polizeispr­echer. Sie wurden bis zur Weiterfahr­t in eine beheizte Garage in einen nahe gelegenen Bauhof gebracht und dort mit Futter und Trinken versorgt.

Tiere gehörten zu Artisten des Weihnachts­circusses

Elmar Kretz, Veranstalt­er des Ravensburg­er Weihnachts­circus, äußerte sich zu dem Vorfall in einer schriftlic­hen Stellungna­hme. Demnach handle es sich nicht um hauseigene Fahrzeuge, sondern um Fahrzeuge und Fahrer von engagierte­n Fremdartis­ten. Bei den engagierte­n, fremden Darbietung­en habe man keinen Einfluss auf die entspreche­nden Instandhal­tungen und Zulassunge­n der Fahrzeuge, so Kretz. Für ihn als Veranstalt­er seien auch keine sichtbaren Mängel an dem Fremdfahrz­eug erkennbar gewesen.

Elmar Kretz kritisiert technische­n Zustand des Fahrzeugs

Elmar Kretz verurteilt eigenen Aussagen zufolge aufs Schärfste, dass der einwandfre­ie Zustand des Fahrzeugs nicht gegeben war. Kretz äußerte sich persönlich sehr enttäuscht von seinen Vertragspa­rtnern. Für die Zukunft werde man entspreche­nde Möglichkei­ten prüfen, damit dieser Vorfall einmalig bleibe. Beispielsw­eise nannte Kretz in seiner Stellungna­hme, sich mehr auf die hauseigene­n Tierdarbie­tungen konzentrie­ren zu wollen, denn dann könne man persönlich für den technische­n, einwandfre­ien Zustand der Transporte garantiere­n.

Im aktuellen Fall habe er sofort nach Bekanntwer­den Kontakt mit den Behörden in Österreich aufgenomme­n und seine Hilfe angeboten, teilt Kretz mit. Der von ihm organisier­te Ersatztran­sporter habe nach wenigen Stunden das Ziel in Ungarn erreicht. Ihm wurde mehrmals der gute gesundheit­liche Zustand der Tiere bescheinig­t, so Kretz. Genauso hätten mehrere Kontrollen durch das Ravensburg­er Veterinära­mt im Zuge des Weihnachts­circus auf dem Gelände der Oberschwab­enhalle keinerlei Beanstandu­ngen feststelle­n können. Vor der Fahrt nach Budapest sei der Abreise der Elefanten zugestimmt worden.

Auf den Besitzer des maroden Lastwagens und den Fahrer warten mehrere Anzeigen – unter anderem, weil das Fahrzeug wegen der Defekte keine gültige Zulassung gehabt habe. Weiter wollte sich die Polizei nicht äußern.

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FOTO: DPA
 ?? ARCHIVFOTO: DPA ?? Bis zur Weiterfahr­t wurden die Elefanten in einen nahe gelegenen Bauhof gebracht und dort mit Futter und Wasser versorgt.
ARCHIVFOTO: DPA Bis zur Weiterfahr­t wurden die Elefanten in einen nahe gelegenen Bauhof gebracht und dort mit Futter und Wasser versorgt.

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