Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fronreute hat mehr Bürger, aber auch mehr Schulden
Bürgermeister Oliver Spieß hat beim Neujahrsempfang die Grundbedingungen der Kommunalpolitik aufgezeigt
FRONREUTE (cas) - Eine Zahl, die sich nicht exakt angeben lässt, ist diejenige der Teilnehmer beim Neujahrsempfang der Gemeinde Fronreute am Sonntag im Dorfgemeinschaftshaus in Blitzenreute. Gut und gern 150 Gäste waren es, plus der Musikverein Blitzenreute mit mehr als 40 Mitgliedern und mehr als 20 ehrenamtlichen Helfern beim Bewirtungsteam. Hinzu kamen noch Bürgermeister aus einem halben Dutzend Gemeinden aus der Umgebung.
Natürlich erklären Zahlen allein nichts, aber sie belegen bestimmte Entwicklungen. Dass die Gemeinde Fronreute weiter wächst, hat Bürgermeister Oliver Spieß gleich zu Beginn seines umfassenden Rück- und Ausblicks dargestellt. So stieg die Zahl der Einwohner im Verlauf des Jahres 2017 moderat weiter von 4670 auf 4710. Interessant mag dabei das Wachstum innerhalb der vier Dörfer sein.
Viele Geburten und Zuzüge
Hier der Vergleich mit 2015: In Blitzenreute stieg die Zahl in zwei Jahren von 1640 auf 1660, in Fronhofen von 1490 auf 1530 und in Staig um fast 100 von 1230 auf 1330. In Baienbach blieb die Zahl der Einwohner bei rund 200 stabil. Dass das Wachstum im letzten Jahr möglich wurde, liegt einerseits an einem Geburtenüberschuss, da 35 Sterbefällen 48 Geburten gegenüber stehen. Andererseits überwog die Zahl der Zuzüge (383) diejenige der Wegzüge (353).
Da es zudem in Fronreute nun drei Jahre mit starken Geburtenzahlen gegeben hat, wird auch ein schon bestehender Trend der Kommunalpolitik weiter verstärkt werden, betonte Oliver Spieß. Es handelt sich dabei um Investitionen in die drei Kindergärten und die beiden Schulen.
Damit ist nun ein weiterer Zahlenvergleich angesprochen, der sich aus dem genannten Bedarf an Investitionen ergibt, nämlich den Schulden. Diese stiegen in den vergangenen zwölf Monaten von 2,4 Millionen auf 4,0 Millionen Euro. Dieser Wert ist höher als die Durchschnittszahl im Land vergleichbar großer Kommunen. Mit Blick auf die anstehenden Investitionen wird dieser Wert allerdings noch deutlich steigen.
Bürgermeister Spieß verwies in diesem Zusammenhang auf die Struktur der Gemeinde, in der sich alle Einrichtungen auf zwei oder gar drei Dörfer verteilen müssen – was kostet. Wichtig ist ihm in diesem Zusammenhang aber auch, dass diesen Ausgaben auch materielle Werte gegenüberstehen, die bald auch mit der neuen Form der Buchführung des Gemeindehaushalts (Doppik) bilanziell positiv widerspiegeln wird.
Lucha spricht über Projekte
An einigen Beispielen aus Fronreute hat Manfred „Manne“Lucha (Grüne) in seinem Grußwort beim Neujahrsempfang dargelegt, wie die Landesregierung Projekte im Ländlichen Raum durch Förderprogramme mit anstoßen will. Wichtig ist dem Landesminister für Soziales und Integration dabei insbesondere das Landessanierungsprogramm, das Fronreute Mittel zur genannten Ortskernsanierung in Blitzenreute eröffnet.
Lucha begrüßt, dass auf diesem Wege in Fronreute nun noch mehr Angebote für Senioren entstehen. Die dezentralen Angebote für alle Lebensalter – von Kindergärten über Schulen bis hin zu Senioren- und Pflegeeinrichtungen – fördern dem Minister zufolge nicht zuletzt auch die Vitalität der ländlichen Gemeinden. Diese Vielfalt der Angebote sieht Minister Lucha auch als Ergänzung für die vielfältigen Formen der Hilfsbereitschaft an, die er als Basis für eine funktionierende Gesellschaft versteht. In diesem Zusammenhang dankten er und auch Bürgermeister Oliver Spieß allen ehrenamtlichen Helfern in der Betreuung der als Geflüchtete nach Fronreute gekommenen Menschen. Er betonte, dass diese sehr wohl wahrnehmen, dass Hilfsbereitschaft ein Wesenszug der Gesellschaft hier sei.
Lucha ist nun wichtig, dass aus Geflüchteten Mitbürgern werden. Dabei verwies er darauf, dass gerade in Oberschwaben überdurchschnittlich viele ehemalige Flüchtlinge inzwischen arbeiten und damit Steuerzahler sowie Einzahler in die sozialen Systeme geworden sind. Ganz zum Schluss ging er noch auf die im Juli anstehende Bürgermeisterwahl ein und sicherte Oliver Spieß zu, wenn er noch einen Wahlhelfer benötige, könne er auf ihn zählen.
Zwei Beispiele aus Fronreute griffen Bürgermeister Spieß und der Gemeinderat auf, um darzulegen, dass eine örtliche Gemeinschaft in erster Linie vom ehrenamtlichen Engagement lebt. Daher würdigt die Gemeinde bei den Neujahrsempfängen jeweils einzelne Personen und Gruppen, die sich besonders in die örtliche Gemeinschaft einbringen.
Dank an Renate Guthörl
Renate Guthörl ist seit 2004 die Erste Vorsitzende des Sportvereins Blitzenreute, der knapp 1000 Mitglieder zählt und mit vier Abteilungen aktiv ist. Guthörl hat sich dabei vor einem Jahrzehnt auch sehr aktiv in den Neubau der heutigen Biegeburg-Halle eingebracht. Darüber hinaus war und ist sie Elternbeiratsvorsitzende am Kindergarten und der Schule in Blitzenreute. Sie hat sich auch in die Vorbereitung zu Erstkommunion sowie Firmung eingebracht und engagiert sich im Betreuungsprogramm der Grundschule sowie beim Leseund Spieletag.
Danken will die Gemeinde auch dem Team vom Herbstmarkt in Staig. Dieser Jahrmarkt im besten Sinne des Wortes findet alle zwei Jahre statt und hat längst eine Ausstrahlung über das Dorf hinaus gefunden. Dabei sei die Mischung aus Informationen, Kaufangeboten, MitmachAktionen und musikalischen sowie künstlerischen Darbietungen sehr attraktiv, hob Spieß hervor. Besonders erwähnte der Bürgermeister dabei auch die Firma Schmieder, dank deren Spenden die Teilnehmer nicht für die Unkosten aufkommen müssen.