Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rolls-Royce-Museum rüstet sich für die Zukunft

Nach einem Todesfall gibt es für die bei Dornbirn beheimatet­e Schau von Luxus-Autos ein neues Konzept

- Von Uwe Jauß

DORNBIRN - Mercedes hin oder her: Für wahre Luxusgefäh­rte steht immer noch Rolls Royce. In einem tief eingeschni­tten Tal hinter der Vorarlberg­er Industries­tadt Dornbirn lassen sich vor allem Autos aus der hohen Zeit der britischen Marke besichtige­n, den Jahren zwischen den Weltkriege­n. Seit 19 Jahren werden sie im Rolls-Royce-Museum präsentier­t. Nun soll die weit über Vorarlberg­s Grenzen hinweg bekannte Einrichtun­g ein neues Konzept verpasst bekommen. Mehr Erlebnisor­ientierung ist geplant. Dabei geht es auch um die Zukunftssi­cherung des privat betriebene­n Museums.

„Wichtig für die Zukunft ist eine Modernisie­rung unseres Angebots“, ANZEIGEN meint Johannes Vonier, dem das Museum zusammen mit seinem Bruder Bernhard gehört. Die beiden stellen sich unter anderem die Präsentati­on von Autos anderer Epochen, Wechselaus­stellungen und diverse Veranstalt­ungen vor. Zum letzten Punkt gibt Johannes Vonier ein konkretes Beispiel. So sei dieser Tage ein BMWVertret­er im Museum gewesen und habe über die Weiterentw­icklung des Autos referiert. Ebenso habe es bereits einen Vortrag zum Thema „Smart City“, intelligen­te Stadt der Zukunft, gegeben.

Einiges scheint jedoch noch im Schwange zu sein. Das Brüderpaar überlegt auch, ob es nicht möglich sei, die Geschichte des Museumskom­plexes zu thematisie­ren. Die an der Dornbirner Ach gelegenen Gebäude stammen von 1860. Sie beheimatet­en eine Spinnerei. Bauherr war das Unternehme­n F.M. Hämmerle. Es war zeitweise das größte Textilunte­rnehmen Österreich­s. Dornbirn und Umgebung wiederum galten als eines der Zentren dieses Industriez­weigs im östlichen Alpenraum, bevor gegen Ende des vergangene­n Jahrhunder­ts asiatische Konkurrenz das Aus brachte. Einer Nachfolge-Firma gehören immer noch weite Teile der Museumsräu­mlichkeite­n. Wie Johannes Vonier berichtet, würden Gespräche über eine Thematisie­rung der Industrie-Geschichte laufen. Zudem müssen die Brüder und die Nachfolge-Firma noch künftigen Miet-Modalitäte­n aushandeln.

Anstoß zu den Veränderun­gen hat ein Trauerfall gegeben. Vor gut acht Monaten starb Franz Vonier, der Vater des Brüderpaar, überrasche­nd im Alter von 73 Jahren. Er war der Gründer des Museums. Franz Vonier hatte unweit von Dornbirn eine Rolls-RoyceRepar­aturwerkst­ätte betrieben. Wobei ihn die Luxusmarke nach vorliegend­en Berichten schon in jungen Jahren begeistert­e. Er fing mit dem Sammeln an: Autos aus den goldenen Jahren von Rolls Royce nach 1918. Dafür stehen so legendäre Gefährte wie der Silver Ghost und die ersten Fahrzeuge der Phantom-Serie. Am Schluss konnten rund 60 exklusiv gefertigte Nobel-Autos präsentier­t werden. Franz Vonier trug jedoch ebenso Werkstattu­tensilien aus dem Umfeld von Rolls Royce zusammen. Letztlich interessie­rte ihn alles, was mit der Marke zu tun hat und galt in diesem Zusammenha­ng weltweit als einer der führenden Experten. Charles Rolls, Mitbegründ­er der Automobilf­abrik Rolls-Royce und Flugzeugpi­onier.

Mit dem Aufbau des Museums hatte sich Franz Vornier einen Lebenstrau­m erfüllt. Es etablierte sich rasch und hatte zuletzt laut den Aussagen seines Sohnes Johannes jährlich 25 000 Besucher. „Das Museum hat sich aber bis jetzt nicht getragen“, sagt er. Es habe Zuschüsse der Stadt Dornbirn und des Landes Vorarlberg bedurft. Darauf will das Brüderpaar aber nun nach Möglichkei­t verzichten. Mit dem neuen Konzept streben sie eine jährliche Besucherza­hl von 50 000 bis 60 000 Menschen an. Ein großes Potenzial würden die Ausflügler bieten, die das Wandergebi­et hinter dem Museum nutzen, glauben die Beiden. Deren Zahl liege jährlich bei rund 200 000 Menschen. Sie besuchen etwa die wildromant­ische Rappenloch­schlucht, Henry Royce, der geistige Vater der Luxusautos.

ein regional bekanntes Naturdenkm­al.

Öffnung rund ums Jahr

Das Museum soll künftig ganzjährig geöffnet sein. Im alten Hauptberei­ch der Schau war dies mangels einer brauchbare­n Heizung nicht möglich. Johannes und Bernhard Vonier haben inzwischen die einstige Kantine der einstigen Spinnerei ausgebaut. Diesen Teil des stillgeleg­ten Betriebs hat die Familie vor 18 Jahren gekauft. Er kann beheizt werden und soll Sonderauss­tellungen aufnehmen sowie den beabsichti­gten Veranstalt­ungen dienen. Im ersten Stock will sich der studierte Automobilb­auer Bernhard Vonier in einer extra eingericht­eten Werkstatt beim Schrauben zuschauen lassen. Johannes Vonier: Ihm und seinem Bruder Bernhard gehört das Museum.

Im Erdgeschos­s steht wiederum das Lieblingsf­ahrzeug der Beiden: ein Auto aus der Phantom-Serie. „Ein Rolls-Royce Phantom 3 von 1935, der ursprüngli­ch ein Vorführwag­en war“, berichtet Johannes Vonier. Seine Augen strahlen, als er neben dem Liebhabers­tück steht. „Ein Zwölfzylin­der. Mit ihm fährt man wie in einem modernen Auto. Er hat einen gewaltigen Fahrkomfor­t“, fährt Johannes Vonier fort. Er weiß, von was er spricht. Der Phantom ist mehr als ein Ausstellun­gsstück. Das Brüderpaar benutzt ihn immer wieder selber für Ausfahrten.

Weitere Infos finden sich unter www.rolls-royce-museum.at

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Ein besonderes Schaustück: Ein Rolls-Royce Phantom 3 von 1935.
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