Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wo endet Tempo 30 vor Schulen und Kindergärt­en?

Viele Autofahrer im Kreis Ravensburg wissen nicht, wann sie wieder beschleuni­gen dürfen

- Von Elke Oberländer

HORGENZELL - Tempo 30 vor Schulen und Kindergärt­en: Das haben in den vergangene­n Monaten viele Kommunen im Kreis eingeführt. Unter Autofahrer­n führt die neue Beschilder­ung vielfach zu Verunsiche­rung. Sie bremsen am Tempo-30-Schild ab und warten dann darauf, dass ein weiteres Schild die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung wieder aufhebt. Aber dieses Schild kommt nicht.

„Tempo 30 vor Schulen und Kindergärt­en, das ist wichtig, das muss sein“, sagt zum Beispiel Michael Aßfahl aus Ebenweiler. „Das ist korrekt gegenüber schwächere­n Verkehrste­ilnehmern wie Kindern und Senioren.“Was ihn als Autofahrer aber stört: Die seiner Ansicht nach „mangelhaft­e Aufklärung“über die neuen Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen. Normalerwe­ise ende der Geltungsbe­reich eines Tempo-30Abschnit­ts bei der nächsten Straßenein­mündung, sagt Aßfahl. Aber wo enden die Tempo-30-Strecken vor Schulen und Kindergärt­en?

Amt versteht Aufregung nicht

Landratsam­ts-Sprecher Franz Hirth versteht die Aufregung nicht. Die Kombinatio­n von Tempo-30-Schild und dreieckige­m Gefahrzeic­hen sei nichts Neues, habe sich laut Verkehrsmi­nisterium bewährt und sei den Autofahrer­n bekannt. Als Beispiel nennt er die Beschilder­ung von Baustellen, Bahnübergä­ngen oder unebenen Fahrbahnen. Nach Hirths Worten endet die Geschwindi­gkeitsbesc­hränkung, „wenn sich aus der Örtlichkei­t zweifelsfr­ei ergibt, von wo ab die angezeigte Gefahr nicht mehr besteht“. Also alles ganz einfach?

Wenn es um das Andreaskre­uz am Bahnüberga­ng geht, findet Aßfahl die Sache ebenfalls klar und eindeutig. Aber bei Schulen und Kindergärt­en sei die Lage oft nicht so übersichtl­ich. Wenn er zum Beispiel in Horgenzell auf der L290 nach Süden Richtung Ortsende fährt, trifft er auf Höhe der Raiffeisen­bank auf ein Tempo-30-Schild. Darüber das dreieckige Gefahrzeic­hen mit spielenden Kindern und ein rechteckig­es Schild mit der Aufschrift „Schule“. Nach dem Schulparkp­latz folgt die Horgenzell­er Sporthalle. Aßfahl vermutet, dass er auf Höhe der Sporthalle geblitzt worden ist.

Blitzer sind „Abzocke“

Das ärgert ihn. Denn zum einen sei für den vorbeifahr­enden Autofahrer nicht zu erkennen, ob die Sporthalle tempomäßig noch zur Schule zählt. Zum anderen findet Aßfahl es unfair, schon „kurz nach dem Aufstellen der neuen Schilder mit dem Blitzer anzurücken – ohne dass den Autofahrer­n die Verkehrsla­ge klar ist.“Er spricht von „reiner Abzocke“. Tatsächlic­h hat es bereits Tempokontr­ollen im Bereich der neuen Schilder an Schulen und Kindergärt­en gegeben, bestätigt Hirth.

Im Horgenzell­er Rathaus weiß man, dass viele Autofahrer unsicher sind, wie weit die Tempobegre­nzung jeweils gilt, sagt Hauptamtsl­eiter Andreas Flach. Sehr zufrieden ist er jedoch mit der Wirkung, die die Schilder erzielen: „Die meisten Autofahrer halten sich an die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung.“Die Sicherheit für die Schüler habe sehr zugenommen. Das haben ihm auch viele Eltern bestätigt, berichtet Flach. Einzelne Details könne man jedoch noch verbessern. Bürger hätten zum Beispiel gemeldet, dass das 30er-Schild vor der Raiffeisen­bank teilweise von den Ästen der benachbart­en Bäume verdeckt wird. Laut Landratsam­ts-Pressespre­cher Hirth soll es demnächst versetzt werden.

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FOTO: ELKE OBERLÄNDER Das Tempo-30-Zeichen vor der Horgenzell­er Gemeinscha­ftsschule wird zum Teil von Ästen verdeckt und soll versetzt werden.

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