Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Therme: Lindauer Stadtrat entscheidet
Fachmann wird am 21. Februar erklären, warum er die Mehrkosten für gerechtfertigt hält
LINDAU - In öffentlicher Sitzung sollen die Stadträte am 21. Februar entscheiden, ob Lindau für die Therme zwei Millionen Euro mehr bezahlt als bisher gedacht. Ein Fachmann, der die Berechnungen im Auftrag der Stadt geprüft hat, wird dann ebenfalls in öffentlicher Sitzung erläutern, warum er die Mehrkosten für gerechtfertigt hält. Am Mittwoch haben sich die Räte bereits hinter verschlossenen Türen damit befasst.
Verschiedene Fachberater seien am Mittwoch in nicht-öffentlicher Sitzung im Stadtrat gewesen, um verschiedene Aspekte zu erläutern, berichtete Oberbürgermeister Gerhard Ecker am Donnerstag auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung. Demnach ist Jens-Wilhelm Brand als Geschäftsführer der Firma Constrata Fachmann für den Bau von Bädern. Im Auftrag der Stadt habe er die von Investor Andreas Schauer vorgelegten Zahlen zu den Mehrkosten geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass der Anteil der Stadt zwei Millionen Euro beträgt.
Brand habe dargelegt, dass die Verzögerung des Baubeginns um ein Jahr aufgrund des Bürgerentscheids angesichts der Baukostensteigerung derzeit eben zwei Millionen Euro betrage, so sagte es OB Ecker am Tag danach. Brand habe im Übrigen die Kosten für die Lindauer Therme mit denen anderer Bäder verglichen, deren Bau sein Unternehmen derzeit begleitet. Laut Ecker habe der Fachmann festgestellt, dass die Kosten für die Therme eher unterdurchschnittlich liegen. Lindau bekomme also verhältnismäßig viel Bad für das Geld. „Wir bauen zu einem sehr fairen Preis“, fasste Lindaus Bäderchef Florian Schneider die Meinung des Fachmanns zusammen.
Beruhigt dürfte die Räte zudem die Auskunft haben, dass auf die Stadt keine weiteren Mehrkosten zukommen könnten. Denn laut OB Ecker ist in den neu gefassten Verträgen ein Festpreis festgeschrieben. Sollte es dennoch zu Mehrkosten kommen, wären die eine Sache von Investor Schauer und dem Bauunternehmen Reisch, das als Generalunternehmer auftritt.
Ecker berichtete zudem, dass Schauer und die Stadt die Verträge auch in anderer Hinsicht ändern werden. Denn die bisher geplante Aufteilung des städtischen und des privaten Bades würde in der Praxis wohl nicht funktionieren. Das wäre im Normalbetrieb egal, wäre aber schwierig, wenn der private Betreiber in einigen Jahren in Insolvenz gehen sollte. Weil das auch Folgen für die Gründung und den Bau auf miserablem Untergrund im Eichwald hat, wäre eine andere rechtliche Aufteilung für Schauer billiger und für die Stadt rechtlich sicherer.
All das sei mit dem Landratsamt besprochen, das darin keine Probleme sehe, weil die Mehrkosten im Haushaltsplan solide finanziert seien, wie Bürgermeister Karl Schober (CSU) ergänzt. Außerdem sehe die Rechtsaufsicht kein stärkeres Risiko für die Stadt als bei den bisher geltenden Verträgen.
Die neuen Verträge enthalten auch eine Klausel, dass alles hinfällig wird, wenn Investor Schauer nicht innerhalb von drei Monaten eine Finanzierung die knapp vier Millionen Euro nachweisen kann, die er nun zusätzlich aufbringen muss. Ecker und Schober beruhigen im Gespräch mit der SZ, denn sie haben keinen Zweifel, dass Schauer dies beibringt. Allerdings sei das wohl nicht bis zur Stadtratssitzung unterschriftsreif hinzubringen. Deshalb sei diese Klausel nötig.
Stadtrat soll die Voraussetzung für die Baugenehmigung schaffen
An dieser Stelle hebt Ecker hervor, dass Schauer im Unterschied zu fast allen anderen Bäderbetreibern erheblich in finanzielle Vorleistung gegangen ist, indem er die Planungen und vor allem die Bauleitplanung vorangetrieben und das für den Parkplatz nötige Grundstück gekauft hat. Bäderchef Schneider erläutert, dass Schauer seine Gewinne aus dem Betrieb der Therme erwirtschaften will, von dessen Erfolg Schauer überzeugt sei. Andere Anbieter würden schon beim Bau eines neuen Bades einen Gewinn einstreichen.
Der Stadtrat soll sich am 21. Februar ab 18 Uhr in öffentlicher Sitzung mit den neuen Verträgen befassen und diese beschließen. Die Stadträte können die Verträge vorab in den Bäderbetriebe einsehen und offene Fragen auch im Gespräch mit den Beratern der Stadt klären. OB Ecker geht nach wie vor davon aus, dass eine große Mehrheit zustimmt und damit Voraussetzung für Baugenehmigung, Bäumefällen und einen Baubeginn im Sommer schafft.