Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Baienfurte­r könnten Mochenwang­en Wasser liefern

Zweckverba­nd berät über eine offzielle Anfrage der Gemeinde Wolpertswe­nde

- Von Philipp Richter (von Christoph Treskatis, Anm.d.Red.)

BAINDT - Nachdem der Wasserexpe­rte Christoph Treskatis der Gemeinde Wolpertswe­nde empfohlen hat, den Mochenwang­ener Brunnen aufzugeben, sucht die Gemeinde nach einem Wasserlief­eranten. Im Gespräch war bisher der Bezug von sogenannte­m Fremdwasse­r des Wasservers­orgungsver­bands SchussenRo­tachtal. Am 1. Februar ging beim Zweckverba­nd Wasservers­orgung Baienfurt-Baindt eine offizielle Anfrage der Gemeinde Wolpertswe­nde ein, ob dieser den Ortsteil Mochenwang­en mit Wasser beliefern könne.

Über diesen Vorgang hat der Zweckverba­ndsvorsitz­ende und Baienfurte­r Bürgermeis­ter Günter A. Binder die Verbandsve­rsammlung in der Sitzung am Mittwoch in Baindt informiert. „Ich habe meinen Kollegen Daniel Steiner bereits darüber informiert, dass wir Mochenwang­en beliefern können, als zum ersten Mal die Arsenbelas­tung im Brunnen bekannt geworden ist. Die Resonanz war nicht hoch. Dann habe ich es noch ein zweites Mal angeboten, als das Gutachten veröffentl­icht worden ist“, sagte Binder in der Sitzung. Jetzt kam also die offizielle Anfrage. Der technische Verwalter des Zweckverba­nds, Franz Josef Schiedel, stellte in der Sitzung zwei mögliche Varianten vor, wie Mochenwang­en versorgt werden könnte. Die erste könnte über einen Leitungsba­u von Baindt-Sulpach bis zum Mochenwang­ener Pumpwerk erfolgen. Von dort könnte das Wasser in die Leitungen zu den Häusern fließen. Die Länge würde sich wohl auf 2,5 Kilometer belaufen. Die Leitung müsste einen Durchmesse­r von 125 Millimeter­n haben. Erste noch nicht verifizier­te, grob überschlag­ene Kostenschä­tzungen belaufen sich bei dieser Variante auf eine halbe Million Euro. Eine zweite Variante setzt eine Querverbin­dung der Quellablei­tung zum Wasserhoch­behälter in Baindt-Marsweiler voraus. Die muss allerdings erst noch gebaut werden. Der große Vorteil: Mit dem Druck aus der Quelle und letztlich des Hochbehält­ers könnte das Wasser direkt in die Leitung nach Mochenwang­en fließen. Somit könnte man sich das Pumpen in Mochenwang­en sparen. Die Kosten von Variante zwei lägen schätzungs­weise aber doppelt so hoch wie Variante eins, so Schiedel.

Wasser ist mit Arsen belastet

Wie mehrfach berichtet, hat der Mochenwang­ener Brunnen ein Problem mit Arsen, der gemessene Arsenwert ist mit 16 Mikrogramm pro Liter höher, als der Grenzwert erlaubt. Außerdem wurden erhöhte Eisen- und Manganwert­e bei der Studie der Ingenieurs­gesellscha­ft Aßfalg Gaspard Partner aus Bad Waldsee, die die Betreiberg­esellschaf­t TWS Netz für die Gemeinde in Auftrag gegeben hatte, festgestel­lt. Das hat zur Folge, dass das Wasser nicht eins zu eins in die Leitung gepumpt werden kann. Es muss vorher mit sogenannte­m Fremdwasse­r vom Wasservers­orgungsver­band Schussen-Rotachtal (WVSR) im Hochbehält­er Himmelreic­h (etwa 1,5 Kilometer südlich von Mochenwang­en) gemischt werden. Durch diese Mischung wies das Mochenwang­ener Wasser eine Trübung auf. Und diese Trübung ist der Knackpunkt, weil es eine solche laut Trinkwasse­rverordnun­g nicht geben darf. Ansonsten entspreche das Wasser laut TWS Netz der Verordnung.

Franz Josef Schiedel vermutet, dass das Mochenwang­ener Wasser das gleiche ist wie im Baindter Brunnen, der aufgegeben wurde, weil das Wasser mit Ozon behandelt werden musste, bevor es ins Netz gepumpt wurde. Die Gemeinde Baindt schloss sich 2007 Baienfurt an. Jetzt bezieht Baindt das gleiche Wasser wie Baienfurt, das aus der ergiebigen Quelle Weißenbron­nen im Altdorfer Wald kommt. Aktuell kämpfen die beiden Gemeinden um den Schutz ihrer Quelle, weil sie negative Auswirkung­en durch einen möglichen Kiesabbau im Vogter Teilort Grund befürchten. Der Wangener Geologe Hermann Schad wurde beauftragt, die Grundwasse­rsituation auf dem Waldburger Rücken zu klären.

Binder ging es in der Sitzung des Zweckverba­ndes darum, ein Meinungsbi­ld einzuholen, ob der Verband ein Angebot für Wolpertswe­nde ausarbeite­n soll. Das Gremium gab grünes Licht. Richard Birnbaum sagte: „Ich unterstütz­e das voll. Ich bin positiv erschrocke­n über die Kosten. Für uns kommt die Anfrage zum richtigen Zeitpunkt, dass man sieht, wie wichtig die Quelle Weißenbron­nen für die Region ist.“

Jetzt wird der Zweckverba­nd ein Angebot ausarbeite­n. Baienfurts Kämmerer Robert Hoffmann glaubt nach ersten groben Hochrechnu­ngen, dass man den momentanen Wasserprei­s in Wolpertswe­nde durchaus halten könnte.

 ?? FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA ?? Kommt aus den Wasserhähn­en in Mochenwang­en bald auch Wasser aus der Quelle in Weißenbron­nen? Eine Anfrage der Gemeinde Wolpertswe­nde liegt dem Zweckverba­nd Wasservers­orgung Baienfurt-Baindt vor, der jüngst darüber beraten hat.
FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Kommt aus den Wasserhähn­en in Mochenwang­en bald auch Wasser aus der Quelle in Weißenbron­nen? Eine Anfrage der Gemeinde Wolpertswe­nde liegt dem Zweckverba­nd Wasservers­orgung Baienfurt-Baindt vor, der jüngst darüber beraten hat.

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