Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Baienfurter könnten Mochenwangen Wasser liefern
Zweckverband berät über eine offzielle Anfrage der Gemeinde Wolpertswende
BAINDT - Nachdem der Wasserexperte Christoph Treskatis der Gemeinde Wolpertswende empfohlen hat, den Mochenwangener Brunnen aufzugeben, sucht die Gemeinde nach einem Wasserlieferanten. Im Gespräch war bisher der Bezug von sogenanntem Fremdwasser des Wasserversorgungsverbands SchussenRotachtal. Am 1. Februar ging beim Zweckverband Wasserversorgung Baienfurt-Baindt eine offizielle Anfrage der Gemeinde Wolpertswende ein, ob dieser den Ortsteil Mochenwangen mit Wasser beliefern könne.
Über diesen Vorgang hat der Zweckverbandsvorsitzende und Baienfurter Bürgermeister Günter A. Binder die Verbandsversammlung in der Sitzung am Mittwoch in Baindt informiert. „Ich habe meinen Kollegen Daniel Steiner bereits darüber informiert, dass wir Mochenwangen beliefern können, als zum ersten Mal die Arsenbelastung im Brunnen bekannt geworden ist. Die Resonanz war nicht hoch. Dann habe ich es noch ein zweites Mal angeboten, als das Gutachten veröffentlicht worden ist“, sagte Binder in der Sitzung. Jetzt kam also die offizielle Anfrage. Der technische Verwalter des Zweckverbands, Franz Josef Schiedel, stellte in der Sitzung zwei mögliche Varianten vor, wie Mochenwangen versorgt werden könnte. Die erste könnte über einen Leitungsbau von Baindt-Sulpach bis zum Mochenwangener Pumpwerk erfolgen. Von dort könnte das Wasser in die Leitungen zu den Häusern fließen. Die Länge würde sich wohl auf 2,5 Kilometer belaufen. Die Leitung müsste einen Durchmesser von 125 Millimetern haben. Erste noch nicht verifizierte, grob überschlagene Kostenschätzungen belaufen sich bei dieser Variante auf eine halbe Million Euro. Eine zweite Variante setzt eine Querverbindung der Quellableitung zum Wasserhochbehälter in Baindt-Marsweiler voraus. Die muss allerdings erst noch gebaut werden. Der große Vorteil: Mit dem Druck aus der Quelle und letztlich des Hochbehälters könnte das Wasser direkt in die Leitung nach Mochenwangen fließen. Somit könnte man sich das Pumpen in Mochenwangen sparen. Die Kosten von Variante zwei lägen schätzungsweise aber doppelt so hoch wie Variante eins, so Schiedel.
Wasser ist mit Arsen belastet
Wie mehrfach berichtet, hat der Mochenwangener Brunnen ein Problem mit Arsen, der gemessene Arsenwert ist mit 16 Mikrogramm pro Liter höher, als der Grenzwert erlaubt. Außerdem wurden erhöhte Eisen- und Manganwerte bei der Studie der Ingenieursgesellschaft Aßfalg Gaspard Partner aus Bad Waldsee, die die Betreibergesellschaft TWS Netz für die Gemeinde in Auftrag gegeben hatte, festgestellt. Das hat zur Folge, dass das Wasser nicht eins zu eins in die Leitung gepumpt werden kann. Es muss vorher mit sogenanntem Fremdwasser vom Wasserversorgungsverband Schussen-Rotachtal (WVSR) im Hochbehälter Himmelreich (etwa 1,5 Kilometer südlich von Mochenwangen) gemischt werden. Durch diese Mischung wies das Mochenwangener Wasser eine Trübung auf. Und diese Trübung ist der Knackpunkt, weil es eine solche laut Trinkwasserverordnung nicht geben darf. Ansonsten entspreche das Wasser laut TWS Netz der Verordnung.
Franz Josef Schiedel vermutet, dass das Mochenwangener Wasser das gleiche ist wie im Baindter Brunnen, der aufgegeben wurde, weil das Wasser mit Ozon behandelt werden musste, bevor es ins Netz gepumpt wurde. Die Gemeinde Baindt schloss sich 2007 Baienfurt an. Jetzt bezieht Baindt das gleiche Wasser wie Baienfurt, das aus der ergiebigen Quelle Weißenbronnen im Altdorfer Wald kommt. Aktuell kämpfen die beiden Gemeinden um den Schutz ihrer Quelle, weil sie negative Auswirkungen durch einen möglichen Kiesabbau im Vogter Teilort Grund befürchten. Der Wangener Geologe Hermann Schad wurde beauftragt, die Grundwassersituation auf dem Waldburger Rücken zu klären.
Binder ging es in der Sitzung des Zweckverbandes darum, ein Meinungsbild einzuholen, ob der Verband ein Angebot für Wolpertswende ausarbeiten soll. Das Gremium gab grünes Licht. Richard Birnbaum sagte: „Ich unterstütze das voll. Ich bin positiv erschrocken über die Kosten. Für uns kommt die Anfrage zum richtigen Zeitpunkt, dass man sieht, wie wichtig die Quelle Weißenbronnen für die Region ist.“
Jetzt wird der Zweckverband ein Angebot ausarbeiten. Baienfurts Kämmerer Robert Hoffmann glaubt nach ersten groben Hochrechnungen, dass man den momentanen Wasserpreis in Wolpertswende durchaus halten könnte.