Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
PH-Studenten übernehmen Grundschule
Angehende Lehrer sind bei einem Projekt eine Woche lang verantwortlich
WEINGARTEN/TALDORF (sz) - Für knapp eine Woche haben 14 angehende Grundschullehrer der Pädagogischen Hochschule (PH) in Weingarten die Verantwortung für die Grundschule Oberzell und deren zweiten Standort Taldorf übernommen. Im Rahmen des Integrierten Semesterpraktikums (ISP) haben sie sich intensiv auf diese Aufgabe vorbereitet, berichtet die PH Weingarten. Mit dem Projekt „Studierende machen Schule“biete die Hochschule eine innovative Praktikumsform an. Das Lehrerkollegium der Grundschule Oberzell nutzte die Zeit für eine Fort- und Weiterbildung.
Während des ISP waren die Lehramts-Studenten bereits seit elf Wochen in den Klassen, berichtet Thomas Wiedenhorn, der 2016 zusammen mit Markus Janssen nach norwegischem Vorbild das Projekt „Studierende machen Schule“auf den Weg gebracht hat. Die Studierenden planen dabei nicht nur ihren Unterricht für rund eine Woche, sondern sind für alle schulischen Aufgaben verantwortlich. Sie organisieren die Pausen- und Busaufsicht, überprüfen die Anwesenheit der Kinder und führen Elterngespräche. Im Hintergrund sind Wiedenhorn und Janssen als Ansprechpartner an beiden Grundschulen anwesend.
In der dritten Klasse unterrichtet Janina Lengwenat Mathematik. Auf dem Plan stehen Maßeinheiten vom Zentimeter bis zum Kilometer. Die Schüler sind konzentriert bei der Sache und wissen, dass man statt „132 Zentimeter“auch „1,32 Meter“sagen kann. Mit Kreide tragen sie die Werte vorne in die Tabelle an der Tafel ein. „Ich finde den Unterricht in dieser Woche irgendwie besser, nicht so streng“, meint einer der Drittklässler. „Wir lernen bei ihr aber trotzdem was“, fügt seine Nebensitzerin schnell hinzu.
„Das Besondere ist, dass wir in dieser Woche komplett eigenverantwortlich sind und nichts vorgegeben bekommen“, sagt Felix Hintermayer, einer der Studenten. Am Anfang hätten die Kinder ihre Grenzen ausgetestet, aber das hätte sich schnell gegeben. Wichtig sei auch die Erfahrung, bei der Unterrichtsplanung einen gewissen Puffer einzubauen. „Mal hat ein Kind Geburtstag, mal müssen Zettel eingesammelt werden“, nennt Hintermayer Beispiele. „In dieser Woche erleben wir das ganze Konzept Schule“, sind sie sich einig.
Die Studenten sind nicht nur ohne Mentoren mit den Kindern in der Klasse – in den Klassen eins und zwei jeweils zu zweit, in den Klassen drei und vier alleine. Dabei unterrichten sie alle Fächer. „Das Interessante ist, dass wir auf diese Weise Unterrichtsinhalte viel besser miteinander vernetzen können“, sagt Vanessa Strobel. Deutlich sehen die Studenten, wie wichtig die Vorbereitung im Rahmen des ISP und der Begleitveranstaltungen war. „Nicht nur die Schüler kennen uns. Wir hatten im Vorfeld auch schon Kontakt mit den Eltern, sodass sie wissen, wer in dieser Woche für ihre Kinder da ist“, so Miriam Laur.
Auch Schulrat Ulrich Damm vom Staatlichen Schulamt Markdorf sieht das Projekt positiv: „Es ist unabdingbar, dass Studierende so viel Erfahrung wie möglich im realen Schulumfeld sammeln, und das so selbstverantwortlich wie möglich.“Nicht zuletzt könnten sie sich in dieser Woche bewusst machen, ob das Aufgabenfeld Schule für ein jahrzehntelanges Berufsleben tatsächlich zu ihnen passe. TRAUERANZEIGEN