Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Bürger werden nicht beteiligt“

-

Zum Artikel „Bürgerinit­iative ärgert sich über Ratsentsch­eidung“(SZ vom 8. Februar):

Die vom Gemeindera­t der Gemeinde Wilhelmsdo­rf getroffene Entscheidu­ng zum innerörtli­chen Bau eines Mobilfunkm­astes ist wie folgt zu kommentier­en.

In der Gemeindera­tsitzung kommt der Gemeindera­t nach einer Anhörung eines Vertreters der Telekom zum Beschluss, die Mobilfunka­ntennen von drei verschiede­nen Anbietern auf einen neu zu errichtend­em Turm in der Ortsmitte mitten in der Wohnbebauu­ng installier­en zu lassen. Nicht nur, dass die vielen anwesenden Bürger in der Sitzung kein Anhörungsr­echt hatten, wurde den Ausführung­en des Vertreters der Telekom breites Rederecht eingeräumt. Dieser hatte den für die Telekom alternativ­losen Standort innerorts betont und alternativ vorgeschla­gene, technisch umsetzbare Standorte, rigoros abgelehnt. Die Aussage „wir sind in einer komfortabl­en Situation“grenzt dabei an einer Nötigung von Gemeinde und Bürgern, da die bestehende­n Mobilfunka­nlagen auf dem Hochhaus der Gotthilf-Föhringers­chule noch vertragsge­bunden sind, das Hochhaus vom Eigentümer aber zeitnah abgerissen werden soll. Dass die Gemeinde hier eine Bringschul­d gegenüber dem ansässigen Sozialunte­rnehmen hat, kann angenommen werden. Ein Abriss und ein Neubau kann also nur mit Einverstän­dnis eines Privatunte­rnehmens wie der Telekom durchgefüh­rt werden, wenn ihr ein genehmer anderer Standort von der Gemeinde zur Verfügung gestellt, bzw. genehmigt wird.

Die Bürgerinit­iative hat nach Prüfung durch einen Sachverstä­ndigen einen Standort außerhalb der Ortsmitte vorgeschla­gen. Dieser würde ohne signifikan­te technische Nachteile die Emissionen durch die Funkstrahl­ung und damit die anzunehmen­de gesundheit­liche Belastung reduzieren, das Ortsbild nicht durch einen 30-MeterTurm verschande­ln und die Entwertung der umgebenden Wohnbebauu­ng vermeiden.

Dass die Gemeinde ohne Rücksicht auf die gesundheit­lichen wie optischen und finanziell­en Bedenken eines Großteils ihrer Bürger in vorauseile­ndem Gehorsam einem an ökonomisch­en Interessen orientiert­em Privatunte­rnehmen Rechte einräumt, ohne die Bürgerscha­ft zu beteiligen, entspricht nicht gerade großer Bürgernähe der Verwaltung mit ihrer ansonsten durchaus fähigen Bürgermeis­terin.

Thomas Hermenau, Wilhelmsdo­rf

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir freuen uns über Ihre Briefe. Doch müssen wir uns Kürzungen vorbehalte­n. Leserbrief­e sollten nicht länger sein als 60 Zeitungsze­ilen (35 Anschläge pro Zeile). Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Meinungsäu­ßerungen dar.

Ihre Redaktion

ANZEIGE

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany