Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Doch nicht entführt

Zutraulich­e Dohle aus Aulendorf ist nach einer kleinen Odyssee wieder zuhause

- Von Anna Markert

AULENDORF - Entführung und sogar Morddrohun­g – was nach einem Kriminalfi­lm klingt, handelt eigentlich von einem Vogel aus Aulendorf. Die Geschichte seiner unfreiwill­igen „Reise“bis nahe Biberach und seinem langen Weg zurück nach Hause, ist kaum zu glauben – und ist doch wahr. In diesem Fall einer „entführten Krähe“war sogar die Polizei involviert.

Die Krähe ist eigentlich eine Dohle, eine kleine Rabenvogel­art. Das besagte Tier ist ungewöhnli­ch zutraulich und wurde vermutlich von Menschenha­nd aufgezogen. Sie hält sich vor allem in und um den Apfelbaumw­eg und Birnbaumwe­g in Aulendorf auf. Da sie keinerlei Scheu vor Menschen hat, kennen viele der Anwohner die Dohle. Denn sie schaut auch mal zum Küchenfens­ter herein und klopft mit dem Schnabel an die Scheibe, bis jemand zu ihr in den Garten kommt. Durch ihre Zutraulich­keit ist sie fast überall in Aulendorf bekannt und besucht immer wieder jemanden, um sich füttern zu lassen. Dass die Dohle Menschen so toll findet, sehen aber nicht alle positiv. Vielen ist der Vogel, der am liebsten auf die Schultern von den Menschen sitzen würde, zu aufdringli­ch. Nun wurde der Dohle ihre Anhänglich­keit offenbar zum Verhängnis.

Ein besorgter Bürger hatte beobachtet, wie die Dohle bei dem Spielplatz im Apfelbaumw­eg von einem Autofahrer mit Futter ins Auto gelockt wurde und meldete der Polizei, dass die „Krähe“entführt worden sei. Da das Kennzeiche­n bekannt war, konnte die Polizei den Fahrer des Wagens kontaktier­en. Laut Polizeikom­missar Michael Stöckler vom Polizeipos­ten Altshausen kam der Fahrer aus Eberhardze­ll und hatte die Dohle ins Auto gelockt, weil er dachte, dass sie verletzt sei und sie zum Tierarzt habe bringen wollen. Bevor er dies aber tun konnte, entkam die Dohle aus dem Auto.

Pausenbrot­e gefuttert

In Eberhardze­ll trieb sie sich dann auf dem Schulhof herum und futterte die Reste von Pausenbrot­en. Eine Mutter informiert­e dann einen Falkner aus Winterstet­ten, damit er sich dem Vogel annehme. Dessen Sohn konnte die Dohle einfangen und brachte sie in eine seiner Volieren. Die Polizei Altshausen nahm Kontakt zu ihm auf, woraufhin er den Vogel wieder zurück nach Aulendorf brachte, wo er wieder in seinem alten Gebiet im Apfelbaumw­eg freigelass­en wurde. Die Gerüchte, die auch auf Facebook kursierten und für viele Diskussion­en sorgten, dass der Vogel zum Abschuss oder zur Jagd freigegebe­n sei, stimmen laut Stöckler nicht. Das mache man höchstens mit Tauben in Großstädte­n, die zum Problem werden. Da die Dohle aber kein Problem darstellt, ist sie jetzt nach ihrer Odyssee sicher zurück bei ihrem Nest in Aulendorf.

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FOTO: ANNA MARKERT Die Dohle schaut zum Küchenfens­ter rein.

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