Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine abgezockte Truppe

Besiktas setzt auf Erfahrung und Heimstärke

-

ISTANBUL (dpa) - Drei Worte stehen für das neue Selbstbewu­sstsein von Besiktas Istanbul, Gegner des FC Bayern München im Achtelfina­lHinspiel der Champions League: „Come to Besiktas“. Seinen Ursprung hat der Slogan im Internet. Wann immer in den vergangene­n Transferfe­nstern Gerüchte um den Wechsel eines namhaften Spielers zu Besiktas aufkamen, wurden dessen Einträge in sozialen Medien von Fans des Clubs mit zahlreiche­n „Come to Besiktas“-Kommentare­n versehen. Im Falle des spanischen Stürmers Diego Costa sogar millionenf­ach.

Die Bayern griffen die Kampagne in einer Co-Produktion mit den Türken auf, um per Twitter-Clip für das Hinspiel-Duell zu werben. BesiktasSt­arverteidi­ger Pepe fordert Bayerns Sturm-Ass Robert Lewandowsk­i auf, zu Besiktas zu kommen. Der Pole kontert: „Come to Bayern“und erinnert damit daran, dass das Hinspiel in der Münchner Allianz Arena stattfinde­n wird.

Diego Costa kehrte zu Atlético Madrid zurück, Lewandowsk­i schwebt in anderen Sphären, doch Besiktas-Präsident Fikret Orman denkt in großen Kategorien: „Wir haben in der Türkei gewisse Erfolge erzielt“, sagte er. „Jetzt machen wir erste Schritte dahin, ein weltweit bedeutende­r Verein zu werden.“

Die Aufbruchst­immung bei Verein und Fans hängt mit der sportliche­n Entwicklun­g zusammen. Lange Zeit hatte Besiktas gegen die zwei Stadtrival­en Fenerbahce und Galatasara­y das Nachsehen gehabt, zuletzt holten die Adler aber zwei Mal die Meistersch­aft. Die Vorrunde der Champions League schloss man als Gruppeners­ter und ohne Niederlage ab, das war vorher noch keinem türkischen Club gelungen. Nun rechnen sich die Verantwort­lichen auch gegen den deutschen Rekordmeis­ter Chancen aus. „Der Gegner ist stark, aber wir sind auch keine schwache Mannschaft“, sagte Orman.

Auf dem Platz setzt Besiktas auf offensiven Fußball und erfahrene Akteure. Im Kader befinden sich internatio­nal bekannte Profis wie die portugiesi­schen Europameis­ter Ricardo Quaresma und Pepe oder der spanische Mittelstür­mer Alvaro Negredo. Von einer „abgezockte­n Truppe“sprach Ralph Hasenhüttl, der mit RB Leipzig beide Gruppenspi­ele gegen Besiktas verlor. Gegen den AS Monaco stellte Besiktas-Trainer Senol Günes die mit einem Durchschni­ttsalter von 31,1 Jahren älteste Startelf der aktuellen ChampionsL­eague-Spielzeit auf.

In der Königsklas­se hat sich die große Erfahrung bislang bezahlt gemacht. National tritt Besiktas in dieser Saison dagegen nicht so dominant auf wie in den vergangene­n zwei Jahren. Mit fünf Punkten Rückstand auf Spitzenrei­ter Istanbul Basaksehir reicht es nur zu Platz 4. In München müssen Pepe und Co. zudem ohne Unterstütz­ung ihrer Fans auskommen, da der Club auf das ihm zustehende Gastkontin­gent (etwa 3800 Eintrittsk­arten) verzichtet hat. Die Türken, derzeit auf Bewährung, fürchten drastische Konsequenz­en bei einem erneuten Fehlvergeh­en.

Champions League, Achtelfina­le: B. München – Besiktas Istanbul 20.45 FC Chelsea – FC Barcelona 20.45 FC Sevilla – Manchester Utd. Mi. 20.45 Schachtar Donezk – AS Rom Mi., 20.45 Europa League, Zwischenru­nde: ZSKA Moskau – R.S. Belgrad Mi., 18 Uhr

 ?? FOTO: DPA ?? Ricardo Quaresma
FOTO: DPA Ricardo Quaresma

Newspapers in German

Newspapers from Germany