Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die Knoblauch-Kims
Unerwartete Medaillenhoffnung für Südkoreas Curlerinnen
PYEONGCHANG (dpa) - Südkoreas „Knoblauch-Mädchen“machen Curling im Land des Olympia-Gastgebers zum unverhofften Renner der Winterspiele. Mit ihrer Siegesserie und dem unerwarteten Einzug ins Halbfinale des Frauen-Turniers von Pyeongchang haben die vier Kims die Herzen des Publikums erobert und sich den Respekt der versammelten Weltelite verschafft. Dabei war Curling in Südkorea vor nicht allzu langer Zeit noch weithin unbekannt. Nun greift das Team um Skip Kim Eun-jeong, die Schwestern Kim Kyeong-ae und Kim Yeong-mi sowie Kim Seon-yeong sogar nach einer Medaille.
Alle vier – dazu kommt noch die Ersatzspielerin Kim Sho-hee – haben die gleiche Oberschule in Uiseong in der östlichen Provinz Nord-Gyeongsan besucht. Der Ort ist für seine Knoblauchproduktion bekannt – daher nennen die eigenen Fans die Frauen liebevoll die „Garlic Girls“(Knoblauch-Mädchen). Auch in den ausländischen Medien wird das „Team Kim“bereits gefeiert. In der Heimat taufte sie die Zeitung „JoongAng Ilbo“nach den ersten Siegen „Curling Queens“.
Ein Lehrer habe die Idee gehabt, eine Curling-Mannschaft aufzustellen, weil es sonst nach der Schule nicht viel zu tun gab, berichteten südkoreanische Medien. Die Stärke komme auch daher, dass sie eingespielt seien, sagt der Sportjournalist Lim Kyeong-eop von der Zeitung „Chosun Ilbo“, der seit drei Jahren die Curlerinnen beobachtet. „Sie sind seit zehn Jahren ein Team, sie sind wie eine Familie“, sagt der Reporter.
Die vier Frauen sind untypische Stars der Spiele. Als Underdog ins Turnier gestartet, war Südkorea schon vor den letzten Vorrundenmatches am Mittwoch nicht mehr von einem der vier vorderen Plätze zu verdrängen. Das bedeutet zugleich die erstmalige Halbfinal-Teilnahme bei Olympia für koreanische Curler.
Auch wenn das Turnier durch den Dopingfall des russischen MixedBronzemedaillengewinners Alexander Kruschelnizki überschattet ist, sorgten die „Knoblauch-Mädchen“für positive Werbung für die sonst eher wenig beachtete Sportart. Im koreanischen Fernsehen laufen von morgens bis abends Bilder von den Spielen.
Lob gab es nach dem 9:6 gegen das Team der USA. „Sie sind sehr robust“, urteilte die amerikanische Spielerin Nina Roth. Und die südkoreanische Spielerin Kim Seon-yeong versprach: „Wir werden weiter Geschichte schreiben.“