Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zeuge macht wirre Aussagen zu möglichen NSU-Waffengeschäften
STUTTGART (tja) - Ein Zeuge im NSU-Untersuchungsausschuss des Landtages fühlt sich bedroht. Das sagte der Mann, der sich nach eigenen Angaben bis 2007 in der rechten Szene bewegte, am Montag in Stuttgart aus. Seine vorherigen Ausführungen wirkten auf die Ausschussmitglieder jedoch nicht sehr glaubwürdig. Eigentlich sollte der Zeuge Klarheit in der Frage bringen, wer die Rechtsterroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“(NSU) mit Waffen versorgt hat.
„Ich gehe nicht mehr joggen, sonst bin ich der nächste tote NSUZeuge“, sagte Juk P. vor dem Gremium. Er gehe davon aus, dass der Verfassungsschutz ihn verfolge.
Zuvor hatte sich der Zeuge in Widersprüche verstrickt. Der FDPAbgeordnete Nico Weinmann sagte deshalb: „Ich nehme ihnen das nicht ab. Sie bauen hier Szenarien auf, um ihr eigenes Erinnerungsvermögen zu schonen.“Ähnlich äußerten sich Vertreter der anderen Parteien.
Die Abgeordneten hatten den 43-Jährigen geladen, weil er mindestens einmal Waffen für den ostdeutschen Neonazi Sven R. besorgt hat. Dieser wiederum stand im Kontakt zu dem Terrortrio des NSU. Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe haben nach heutigem Stand zehn Menschen aus rassistischen Motiven ermordet. Der Ausschuss will klären, ob Sven R. oder Juk P. dem NSU eine der Mordwaffen besorgt haben könnten. P. selbst gab zu, einmal Waffengeschäfte für R. abgewickelt zu haben. „Ich bin davon ausgegangen, dass die Waffen für einen Sammler gedacht waren“, sagte P. Er habe drei Waffen in einer Tasche bekommen. Deswegen wisse er nicht, um welche Modelle es sich gehandelt habe. Eine Ceska sei es aber nicht gewesen, solchen „Ostschrott“hätte sein Kunde R. nicht akzeptiert. Mit einer solchen Pistole sind einige NSU-Morde begangen worden. Wie in der Vorwoche sicherte die Polizei die Sitzung mit massiver Präsenz. Grund sind Drohungen gegen den Zeugen Sven R., der sich aber erneut krankmeldete.