Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Unterstützerin
„Vielen Dank für eure Unterstützung“, ruft Marcela Topor einigen Anhängern von Carles Puigdemont zu, die am
Mittwoch vor der
Justizvollzugsanstalt Neumünster ausharren.
Fragen der Journalisten beantwortet die 41-jährige Ehefrau des katalanischen Separatistenchefs aber nicht.
Ihre Augen verbergen sich hinter einer dunklen Sonnenbrille, ihre Gesichtszüge sind ernst, ihre Erscheinung spiegelt Besorgnis wider.
Es war das erste Mal, dass Topor ihren Mann im Gefängnis besuchte, wo der frühere katalanische Ministerpräsident seit dem 25. März in Gewahrsam ist. Marcela war bereits am Dienstag aus der spanischen Stadt Girona in Katalonien angereist, wo sie mit ihren beiden Töchtern Magali (9) und Maria (8) wohnt. Girona ist jene Stadt, in der Puigdemont von 2011 bis 2015 Bürgermeister war – eine Hochburg der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung. Topor ist gebürtige Rumänin und lernte ihren Mann 1998 kennen. Damals war sie 20 Jahre alt und mit einer Gruppe rumänischer Amateurschauspieler nach Girona zu einem Theaterfestival gekommen. Puigdemont verdiente sich zu dieser Zeit als Journalist seine Brötchen. Zwei Jahre später heirateten sie.
Aus „Mars“und „Puigdi“, wie sie von Freunden genannt werden, wurde schon bald ein politisches Team, das den Traum eines von Spanien unabhängigen Kataloniens teilte. 2004 verschaffte Puigdemont seiner Frau, die Anglistik studiert hatte und ihn in seinen politischen Zielen unterstützt, einen Führungsjob in der von ihm mitbegründeten Zeitschrift „Catalonia Today“, die auf Englisch für die Unabhängigkeit warb.
Als sich Puigdemont auf der Flucht vor Spaniens Justiz Ende Oktober ins Ausland abgesetzt hatte, blieb Topor mit den beiden Töchtern in Girona. In Belgien, wo Puigdemont vor seiner Festnahme in Deutschland sein Lager aufgeschlagen hatte, gab es sporadische Treffen. Dem Zusammenhalt des Paares hat die mangelnde räumliche Nähe in den letzten Monaten offenbar nicht geschadet. Eher im Gegenteil. „Die Beziehung“, verlautete aus ihrer Umgebung, „ist fester als jemals zuvor.“Ralph Schulze