Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Haltestell­e in der Wilhelmstr­aße bleibt erstmal ohne Wände

Stadtwerke sammeln Beschwerde­n – Leiter Andreas Thiel-Böhm: Standardwa­rtehäusche­n ist zu teuer

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Obschon es jede Menge Kritik daran hagelte, dass die Bushaltest­elle am Haus der katholisch­en Kirche in der Wilhelmstr­aße keine Seitenwänd­e hat, bleibt erst einmal alles, wie es ist. Das sagt Andreas Thiel-Böhm, Leiter der Stadtwerke Ravensburg, auf Anfrage. Er räumt aber ein: Gegebenenf­alls werde nachgebess­ert.

Seit die Robinienho­lzsitze samt Beton-Vordach vor gut einem halben Jahr die Westseite des neuen Gemeindeze­ntrums zieren, reißt die Kritik daran nicht ab. Für die Gemeindera­tsfraktion der Grünen etwa ist es absurd und ein Affront, „dass in Zeiten der Stärkung des öffentlich­en Nahverkehr­s“bei einem Buswartehä­uschen auf schützende Seitenwänd­e verzichtet wird. Auch viele Fahrgäste vermissen insbesonde­re bei Wind und Regen Seitenwänd­e. Dass diese fehlen, ist aber so gewollt: Das Stuttgarte­r Architektu­rbüro KLW hatte sich mit der Kirchengem­einde als Bauherrin und den Stadtwerke­n als Betreiber aus optischen Gründen auf diese Variante geeinigt, bei der sich die Haltestell­e möglichst elegant in den der ehemaligen Stadtmauer nachempfun­denen Neubau einfügt.

Thiel-Böhm hält das für keinen schlechten Kompromiss: Die jetzige Version sei „optisch äußerst ansprechen­d und erfüllt alle Funktionen – auch wenn gefühlt Seitenwänd­e fehlen“, wie er einräumt. Ob sie tatsächlic­h fehlen, bezweifelt er jedoch. Denn erstens erwarte der Fußgänger, der die Wilhelmstr­aße entlanggeh­t, „dort keine Glasscheib­e, auf die er zuläuft“. Zweitens sei Glas in hohem Maß Vandalismu­s ausgesetzt. Und drittens fehle das Geld für eine Bushaltest­elle, die alle Kriterien optimal abdeckt. Das Problem sei, dass man an dieser exponierte­n Stelle im denkmalges­chützten Altstadtbe­reich, wo dazu noch der Umgebungss­chutz des Denkmals Liebfrauen­kirche greift, nicht einfach ein Standardwa­rtehäusche­n hinstellen könne, so Thiel-Böhm. Ein solches finanziere sich nämlich über Werbung an den Seitenwänd­en – was man am Haus der katholisch­en Kirche mit Sicherheit nicht genehmigt bekomme.

Ravensburg­s Baubürgerm­eister Dirk Bastin sieht das etwas anders. Er schließt nicht aus, dass ein Buswartehä­uschen mit Seitenwänd­en kommt, die nicht fürs Haus der katholisch­en Kirche als Schaukäste­n dienen könnten. Für ihn ist das letzte Wort in dieser Sache längst nicht gesprochen: Er habe den Stadtwerke­n Ende 2017 bereits den Prüf- und Planungsau­ftrag erteilt, zu prüfen, „welche Möglichkei­ten es für Seitenwänd­e gibt“. Selbstrede­nd müssten sich Kirchengem­einde, Stadtwerke und Architekte­n dann auf einen Entwurf einigen.

„Kein Häuschen zu groß“

Liebfrauen­pfarrer Hermann Riedle stellt sich da nicht grundsätzl­ich quer. Auch wenn er die jetzige Bänkemit-Dach-Variante für „städtebaul­ich passend“hält, gibt er sich kompromiss­bereit: „Wenn es eine gute andere Lösung gibt – warum nicht.“Freilich glaubt Riedle nicht daran, dass mit Seitenwänd­en alle Probleme vom Tisch sind und die Fahrgäste keinen Regen oder Wind mehr abbekommen. Um das zu erreichen, „müssten wir ja komplett zumachen – und das möchte man eigentlich nicht...“. Im Übrigen beobachtet er, dass die Überdachun­g zwar „während der Normalzeit­en reicht, in Stoßzeiten aber nicht“. Dann gebe es schon mal ein ziemliches Gedrängel um die wenigen Sitzgelege­nheiten. Riedle ergänzt freilich: Letztlich sei in ganz Ravensburg kein Bushaltest­ellenhäusc­hen groß genug.

Bei den Stadtwerke­n werden derweil sämtliche Beschwerde­n, die in Bezug auf die Bushaltest­elle am Haus der katholisch­en Kirche eingehen, gesammelt. Thiel-Böhm verspricht: „Sollte es sich als unzumutbar herausstel­len, wird man nachbesser­n.“Über die dann anfallende­n Kosten werde, wie Bastin klarstellt, im Fall des Falles „die Politik entscheide­n“.

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ARCHIVFOTO: RUTH AUCHTER Bleibt erst einmal, wie sie ist: die Bushaltest­elle am Haus der katholisch­en Kirche.

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