Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Schönheit ist nicht genug
Fein, wenn neue – zumal zunächst umstrittene – Gebäude schön ausschauen, sich sinnig, markant und elegant ins Altstadt-Umfeld einfügen. All das haben die Architekten beim Haus der katholischen Kirche in der Ravensburger Wilhelmstraße prima hinbekommen. Trotzdem müssen sie sich nun mit viel Kritik herumschlagen: So sehr die Funktionalität im Inneren des Hauses mitbedacht wurde – was die Bushaltestelle an der Westseite des Gebäudes anbelangt, hapert es damit. Wer dort eine der hübschen, aber nicht eben üppigen Sitzgelegenheiten ergattert hat, guckt bei Regen oder Schnee trotzdem in die Röhre – weil er nämlich nass und nässer wird, während er auf seinen Bus wartet.
Da kann es weder ein Argument sein, dass es während der Bauzeit ja auch kein Bushaltestellenhäuschen gegeben habe. Fehlendes Geld zieht ebenfalls nicht. Denn erstens hatten die Stadtwerke ursprünglich mehr als doppelt so viel wie die letztlich angefallenen 6000 Euro für die Bushaltestelle eingeplant. Zweitens obliegt es dem Gemeinderat, dem städtischen Eigenbetrieb Stadtwerke finanziell unter die Arme zu greifen, wenn bei einem Thema, das dermaßen die Gemüter erregt, nachgebessert wird.
Vor allem aber: Eine Stadt wie Ravensburg, die sich aufgrund der starken Stickoxid-Belastung in Sachen Mobilität und Umweltschutz mehr als nur ein bisschen ins Zeug legen muss, sollte den öffentlichen Nahverkehr nicht noch unattraktiver machen.