Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Ich finde verhaltens­originelle Schüler spannend“

Anja Dvorski arbeitet als Karrierebe­gleiterin am Bildungsze­ntrum in Bodnegg

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BODNEGG - Vor anderthalb Jahren wurde Anja Dvorski als Karrierebe­gleiterin am Bildungsze­ntrum in Bodnegg eingestell­t. In der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts war sie mit Schulleite­rin Gabriele Rückert und deren Stellvertr­eter Alexander Matt zu Gast und bekam für ihr bisheriges Engagement viel Lob vom Gremium. Bettina Musch hat im Anschluss nachgefrag­t und sich mit Anja Dvorski über ihre Arbeit unterhalte­n.

Frau Dvorski, seit Anfang Oktober 2016 sind Sie als sogenannte Karrierebe­gleiterin am Bildungsze­ntrum Bodnegg tätig. Was versteht man darunter?

Eine richtige Definition kann ich da leider nicht bieten. Ich würde mich als Schnittste­lle zwischen Schule, Eltern, Noten, Ausbildung­sbetrieben und den Schülern sehen. Ich unterstütz­e da, wo es benötigt wird: hier ein Lebenslauf, da ein klärendes Gespräch und natürlich die Vermittlun­g von passenden Praktikums­plätzen. Abgerundet wird dies dann durch verschiede­nen Module der Berufsorie­ntierung wie beispielsw­eise Telefontra­ining oder Bewerbungs­gespräche.

Wie alt sind die Schüler, die Sie begleiten, in welcher Klassenstu­fe?

Bislang starten wir in Klasse sieben/ acht, langfristi­g möchten wir aber bereits in der Klassenstu­fe fünf/ sechs beginnen. In vielerlei Hinsicht ist es sinnvoll, vor der Pubertät zu starten. Die Kinder sind offener, und das will ich nutzen.

Die Jugendlich­en sind mit den Kämpfen der Pubertät in einem schwierige­n Alter. Schulleite­r Alexander Matt sprach von „verhaltens­originelle­n“Schülern. Wie gehen Sie damit um?

Genau das reizt mich an meiner Arbeit. Jede Schülerin und jeder Schüler ist anders und muss woanders von mir abgeholt werden! Ich finde „verhaltens­originelle“Schüler spannend und will wissen, was dahinterst­eckt und was man daraus machen kann. Und manchmal reicht einfach eine andere Atmosphäre und ein Mensch, der zuhört, und schon geht ein Knopf auf.

Wie kommen die Schüler an einen Ausbildung­splatz?

Bei uns am Bildungsze­ntrum gibt es eine breit angelegte Berufsorie­ntie- rung. Neben unseren Berufsorie­ntierungst­agen, an denen sich unsere Bildungspa­rtner vorstellen, gibt es mehrere verpflicht­ende Praktika. Gerade durch diese Praktika können die Schüler die erste Hürde überwinden. Sie kennen die Betriebe, und die Betriebe kennen die Schüler. So kommt oft auch jenseits von super Noten ein Ausbildung­svertrag zustande. Das sind meine „Rohdiamant­en“.

Wie viele Bildungspa­rtner hat das BZB?

Als ich vor anderthalb Jahren gekommen bin, waren es drei. Da ich versuche, möglichst viele Berufsfeld­er abzudecken, sind die Bildungspa­rtner auf acht angewachse­n. Zwei weitere folgen in den nächsten Wochen. Mit dabei sind Liebherr, die St.-Gallus-Hilfe, das Landratsam­t Ravensburg, die Firmen EBZ und BURK, die Sportklini­k Ravensburg, Städtische Kindergärt­en in Ravensburg, die VR Bank Ravensburg­Weingarten. Mit Buchmann wird demnächst unterschri­eben, und Gabur ist gerade in Verhandlun­g.

Für wie viele Schüler können Sie Angebote machen?

Grob überschlag­en habe ich im Moment über 70 Ausbildung­sberufe, in die unsere Schüler und Schülerinn­en „schnuppern“können. Da sind die angehenden Bildungspa­rtner aber noch nicht eingerechn­et!

Bei Jugendlich­en gehen manchmal berufliche­s Wunschdenk­en und Realität auseinande­r. Können Sie das bestätigen?

Ja, das kann ich gerade wieder bestätigen! Eine Schülerin war fest der Meinung: „Ich werde Ärztin.“Nun, am zweiten Tag ihres Praktikums bekam ich eine E-Mail von ihr mit der Erkenntnis „Mir ist so schlecht geworden bei dem Blut“. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe spontan ein anderes, unblutiges Praktikum organisier­t, und nun müssen wir mal weitersehe­n.

Bekommen Sie Unterstütz­ung von den Eltern?

Natürlich bekommen die Jugendlich­en Unterstütz­ung von daheim – aber oft haben die Eltern gerade in der Pubertät nicht den besten Draht zu ihren Kindern. Gut gemeinte Ratschläge perlen ab und die Eltern sind hilflos. Da kann ich dann als „Externe“den Faden aufnehmen und in die richtige Richtung lenken.

Wie erfolgreic­h sind Sie bei der Karrierebe­gleitung?

Alle, die bei mir unter den Fittichen waren, haben einen Ausbildung­splatz.

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FOTO: BETTINA MUSCH Anja Dvorski sieht sich als Schnittste­lle zwischen Schule, Eltern, Noten, Ausbildung­sbetrieben und den Schülern.

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