Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Baden gehen bei der Taufe
Seit März können sich Jugendliche und Erwachsene im See oder im Schwimmbad taufen lassen
WILHELMSDORF (sz) - Was die Württembergische Landessynode im März beschlossen hat, ist in der Brüdergemeinde Wilhelmsdorf schon lange Tradition: dass sich Jugendliche oder Erwachsene im See oder im Schwimmbad taufen lassen können.
Statt ein paar Tropfen Wasser auf die Stirn geträufelt zu bekommen, gehen die Täuflinge mit dem Pfarrer sprichwörtlich baden. Vor Ostern hatte sich ein Konfirmand in einem Taufgottesdienst von Pfarrer Ernest Ahlfeld unter reger Beteiligung der Gemeinde im Schwimmbad in Wilhelmsdorf taufen lassen.
Gottesdienst im Schwimmbad
Beinahe 50 Gottesdienstbesucher waren im Schulschwimmbad der Gemeinde Wilhelmsdorf zusammengekommen, um als Zeugen bei der Taufe von Dominik dabei zu sein, wie die Brüdergemeinde in einer Pressemitteilung schreibt. Der 14-Jährige war als Baby nicht getauft worden. Aber gesegnet. „Meinen Eltern war es wohl wichtig, dass ich mich irgendwann selber entscheide, mich taufen zu lassen oder nicht.“Keine Frage war es für ihn, dass er zusammen mit seinen Freunden am Konfirmationsunterricht teilnahm. Dort wurde auch über die Bedeutung der Taufe nachgedacht. „Taufe als eine Möglichkeit, sich ganz bewusst für Gott zu entscheiden, sich auf Gott einzulassen, und quasi ein neues Leben zu beginnen – das hat mich nachdenklich werden lassen“, so Dominik. Da reifte in ihm zum ersten Mal der Entschluss, sich taufen zu lassen. Denn ohne diese hätte er sich auch nicht konfirmieren lassen können, ist doch die Konfirmation aus kirchlicher Sicht das bewusste Ja zur Taufe.
„Unvergessliches Erlebnis“
Nach knapp einem Jahr kam das Tauf- und Konfirmationswochenende dann schneller als gedacht. „Es waren ziemlich viele Leute im Schwimmbad versammelt“, erzählt der 14-Jährige und fügt über seine Taufe hinzu: „Das war ein unvergessliches Erlebnis: vom Wasser getragen, frei schwebend mit dem ganzen Körper, und so getauft zu werden. Nicht nur mit ein bisschen Wasser auf der Stirn, sondern mit dem ganzen Körper. Zum anderen war die Taufe selber irgendwie befreiend. Die Taufe heißt ja, man beginnt ein neues Leben. Und das kommt ja nicht jeden Tag vor, dass man die Chance hat, von vorne zu beginnen.“