Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
FCH im Auge des Wahnsinns
Heidenheim im Abstiegskampf – Theuerkauf verlängert
HEIDENHEIM - Die Stimmung im Presseraum war gelöst, Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald und andere Mitarbeiter aus der Führungsetage des 1. FC Heidenheim strahlten vor Freude. Vor sieben Wochen schien der Zweitligist von der Ostalb einen wichtigen Schritt in Richtung Rettung gemacht zu haben. Soeben hatte der FCH dem Schwaben Robin Dutt und dessen Leutkircher Co-Trainer Heiko Butscher das Debüt beim VfL Bochum beim 1:0Sieg vermasselt und wähnte sich, einen sogenannten Big Point im Abstiegskampf geholt zu haben. Sieben Wochen später ist alles Makulatur. Mittlerweile stehen Dutt und Bochum besser da als der FCH, der in diesem verrückten Kampf um den Klassenverbleib in der 2. Bundesliga seit Ostern richtig zittern muss – wie gefühlt fast die gesamte Liga. Rein theoretisch kann auch noch, so irre wie es ist, der FC Ingolstadt als Tabellenvierter absteigen. Gegen jene Ingolstädter setzte es zuletzt die nächste bittere 1:2-Niederlage. In den nächsten Wochen steigen noch sechs nicht minder leichte Spiele, auch gegen Konkurrenten um den Liga-Verbleib, die Situation könnte sich weiter zuspitzen – oder eben verbessern. „Jetzt geht es ans Eingemachte“, sagte FCH-Trainer Frank Schmidt nun. An diesem Samstag wartet mit dem Aufstiegskandidaten 1. FC Nürnberg ein harter Gegner, nächste Woche wird es noch härter, Tabellenführer Fortuna Düsseldorf reist an.
Die Stimmung um den FCH herum ist längst nicht mehr gelöst. Und Schmidt appelliert. „Die Mannschaft hat immer wieder gut geliefert, und wir haben uns in Fußball-Deutschland gut positioniert. Was mir fehlt? Jeder spricht von Zusammenhalt. Ich spüre das momentan nicht, was das Umfeld betrifft“, polterte der Coach. Heidenheim sei verwöhnt gewesen, habe „über ein Jahrzehnt nur Erfolge“gehabt, mit Schmidt an der Seitenlinie. Nun droht der Nummer 2 im schwäbischen Fußball, hinter dem VfB Stuttgart, der Abstieg in die 3. Liga, zum Rivalen VfR Aalen.
Bei den Ostwürttembergern herrscht aber keine Schwarzmalerei. Einer der Führungsspieler, Norman Theuerkauf, verlängerte vor der Partie seinen Vertrag bis 2019 – das Arbeitspapier ist für die 2. und 3. Liga gültig. „Wir gehen positiv an die Sache ran“, merkt der Abwehrmann zum Abstiegskampf an. Die Defensive, die zweitschlechteste in der Liga, ist nach wie vor das Hauptproblem beim FCH. Seit dem Bochum-Spiel am 16. Februar holten die Heidenheimer mickrige zwei Punkte, vom Relegationsplatz aus geht es nun in die entscheidenden Wochen. Es fallen Schlagworte wie „Durchhaltevermögen“, „Zusammenhalt“(Trainer) und „Optimismus“, „Überzeugung“(Vorstandschef ). Für Letzteren wäre der Klassenerhalt vergleichbar mit dem Aufstieg 2014. „Das wäre für uns ein gleich großes Fest, wie als wir aufgestiegen sind“, so Sanwald.