Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das magische Jahr 1968
Der Geist des Aufbruchs und der Kampf gegen alte Strukturen prägten ein legendär gewordenes Jahr
4. Januar: Die Komödie „Zur Sache, Schätzchen“, die das neue Lebensgefühl der 68er-Bewegung zeigt, kommt in die Kinos.
5. Januar: Alexander Dubcek wird Generalsekretär der kommunistischen Partei der Tschechoslowakei. Er propagiert einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“und wird zur Symbolfigur des Prager Frühlings. Politische und wirtschaftliche Reformen werden eingeleitet.
30. Januar: Tet-Offensive: VietkongRebellen und nordvietnamesische Truppen greifen zu Beginn des buddhistischen Neujahrsfestes (Tet) Ziele in Südvietnam und die dort stationierten US-Einheiten an. Der Polizeipräsident von Saigon erschießt am 1. Februar vor laufender Kamera einen gefangenen Vietcong – ein Bild, das um die Welt geht. 17. Februar: Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) organisiert in West-Berlin eine „Internationale Vietnam-Konferenz“. Einen Tag später demonstrieren 12 000 Studenten gegen die US-Politik. Bald darauf protestieren Zehntausende gegen die Kundgebung des SDS.
16. März: US-Soldaten töten in Südvietnam beim Massaker von My Lai mehr als 500 Zivilisten.
31. März: US-Präsident Lyndon B. Johnson will nicht wieder für die Präsidentschaft kandidieren. Er stellt die Bombenangriffe auf Nordvietnam ein und öffnet den Weg für Verhandlungen.
2. April: Brandanschläge auf zwei Kaufhäuser in Frankfurt am Main aus Protest gegen den Vietnamkrieg. Zu den Tätern gehören die späteren RAF-Mitglieder Gudrun Ensslin und Andreas Baader.
4. April: Der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King wird in Memphis (Tennessee) erschossen. Nach dem Attentat verschärfen sich die Rassenunruhen in den USA.
11. April: Rudi Dutschke, führender Kopf der Außerparlamentarischen Opposition (APO), wird in Berlin bei einem Attentat lebensgefährlich verletzt. Es folgen schwere Krawalle. Der Axel-Springer-Verlag wird Ziel von Blockaden und Brandanschlägen.
29. April: Das Musical „Hair“feiert am Broadway Premiere. Am 24. Oktober findet in München die Erstaufführung der deutschsprachigen Fassung statt.
3. Mai: Studenten besetzen die Pariser Universität Sorbonne. Die Polizei räumt mit Gewalt. Es folgen Demos und Straßenschlachten. Die Gewerkschaften rufen für den 13. Mai zum Generalstreik auf, Arbeiter besetzen Betriebe. 30. Mai: Der Bundestag verabschiedet die umstrittenen Notstandsgesetze.
5. Juni: US-Senator Robert Kennedy, Bruder von John F. Kennedy und Kandidat der Demokraten für die Präsidentenwahl, wird in Los Angeles angeschossen und stirbt am Tag darauf.
25. Juli: Papst Paul VI. erlässt die Enzyklika „Humanae Vitae“. Für Katholiken bedeutet sie ein Verbot der Antibabypille und anderer künstlicher Verhütungsmittel.
20. August: Der Prager Frühling wird gewaltsam beendet. Truppen des Warschauer Pakts beginnen mit der Besetzung der Tschechoslowakei.
28. September: Der Beatles-Song „Hey Jude“erreicht die Spitze der USCharts – der größte Hit des Jahres. 5. November: Der Republikaner Richard Nixon wird zum 37. Präsidenten der USA gewählt.
7. November: Die Journalistin und „Nazi-Jägerin“Beate Klarsfeld ohrfeigt Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU), den sie schon früher als „Nazi und Mörder“bezeichnet hatte. Damit wollte sie die Öffentlichkeit auf seine Nazi-Vergangenheit aufmerksam machen.
24. Dezember: „Apollo 8“umkreist den Mond. Die drei Astronauten an Bord sind die ersten Menschen, die den Himmelskörper umfliegen. Das Foto „Earthrise“, das aus dieser Perspektive von der Erde geschossen wird, geht um die Welt. Es wird zum Symbol für die Fragilität und Isolation der Erde und wird von vielen sogar als Auslöser für die Umweltbewegung angesehen.
When the moon is in the Seventh House/ And Jupiter aligns with Mars/ Then peace will guide the planets/ And love will steer the stars/ This is the dawning of the Age of Aquarius/ Age of Aquarius/ Aquarius Aquarius Der Song „Aquarius“aus dem Musical „Hair“spiegelt die Sehnsucht nach einem neuen, friedlichen Zeitalter