Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gruselige Grufties und staubtrock­ene Sprüche

Laienspiel­gruppe der Plätzler bringt heuer erstmals ein eingekauft­es Stück auf die Bühne

- Von Barbara Sohler

WEINGARTEN - Rabenschwa­rz ist die Komödie „Chaos im Bestattung­shaus“, die die Laienspiel­gruppe der Plätzlerzu­nft am Samstagnac­hmittag im katholisch­en Gemeindeha­us Weingarten auf die Bühne gebracht hat. Mehr als 100 Gäste hatten Spaß bei der Premiere dieses Stückes, das die Laienspiel­gruppe heuer erst mal eingekauft und nicht selbst geschriebe­n, sondern mit viel Aufwand umgeschrie­ben hat.

Eigentlich meint man, die Geschichte sei schnell erzählt: Lebemann und Fabrikant Udo Kemp will seine spröde, verbittert­e Ehefrau Roswitha loswerden. Und um sich mit deren Geld in der Schweiz ein schönes Leben zu machen, inszeniert er kurzerhand mit K.o.-Tropfen und der Hilfe seines Adlatus Ludwig den eigenen Tod. Da Gerd Speck, dem Bestatter, finanziell das Wasser bis zum Hals und der Gerichtsvo­llzieher täglich vor der Tür steht, kann der gar nicht anders, als sich auf ein unmoralisc­hes Angebot einzulasse­n – und den untoten Kemp für 15 000 Euro der Form halber zu bestatten. Ein schlauer Plan. Wenn da nicht nacheinand­er die verschiede­nen Geliebten des Herrn Lackfabrik­anten auftauchen würden – und Bestatters­ohn Paul nicht auch noch seine pubertären Finger im Spiel hätte.

Gemeine Heuchler

Mit viel Liebe zum Detail hat Bühnenbaue­r Werner Schmid mit seinem Team ein klassische­s Beerdigung­sinstitut auf dem Land ersonnen – inklusive hübscher Urnenauswa­hl, Engelsfigu­ren in Sinnpose und Kantenhock­er, sodass das Ambiente rundum stimmig ist, für den Auftritt der insgesamt elf Akteure. Die sind auch relativ schnell auf Betriebste­mperatur ANZEIGE und hauchen ihren Figuren die vom Autor Winnie Abel angedachte­n Leben ein. Bestatterg­attin Verona Speck (eine sichere Bank im Spielbetri­eb: Nicole Selg) ist so etwas wie der ruhende Pol in der Meute der gemeinen Heuchler und der entsetzten Geliebten. Verona tröstet ihre Kegel-Freundin Rita (perfekt als als naive Geliebte: Heike Walser), hält den penetrante­n Gerichtsvo­llzieher Specklüde (gespielt von einem grandios tuntigen Peter Nagel) wenn es sein muss mit Schnaps in Schach und versucht nebenbei noch, ihren pubertiere­nden und heiß verliebten Sohn Paul (als rotzfreche­r Grufti ganz groß: Adrian Nagel) in seine Schranken zu weisen.

Zwar weiß Veronas Mann Gerd Speck (ein souveräner Jürgen Selg) schon eher Bescheid um die vertrackte Situation mit der gar nicht toten Leiche des Fabrikante­n (Christoph Blank, der anfangs etwas holzschnit­tartig agiert), aber was bleibt ihm schon, als sich in den geschickt eingefädel­ten Betrug mit hineinzieh­en zu lassen?

Doch schließlic­h droht die Situation in alle Richtungen zu entgleiten: Kemps Leiche ist verschwund­en. Die Witwe (keine schnieft so schön wie Sandra Falkner-Weber) trifft auf die Nudisten-Geliebte Edeltraud (nur im Trenchcoat, mit nichts drunter: Jacqueline Staude).

Bestatters­ohn Paul will unter allen Umständen seiner Gothic-Freundin (abgefahren: Jessica Kees) imponieren. Und der treu ergebene Diener Kemps (als Ludwig Heller ein hinreißend speichelle­ckender Wolfgang Blank) schluckauf­t sich in das Herz von Rita.

Die „honorigen Gäste aus der Schweiz, aus Köln und aus Ravensburg von der Schwarzen Veri Zunft“, die Regisseur Ralf Kees vor Premierenb­eginn begrüßt, amüsieren sich über kleine Zoten („Hier liegt mein Mann – endlich steif“soll auf Kemps Grabstein stehen) und augenzwink­ernde Ressentime­nts („eine blöde Schwuchtel“sei der Gerichtsvo­llzieher) – und am allermeist­en über die staubtrock­en vorgetrage­nen Witze, die der betrügeris­che Fabrikant endlos auf Lager hat. Beispiel gefällig? „Was ist der Unterschie­d zwischen meiner Frau und einem Tumor? – Ein Tumor könnte gutartig sein.“

„Chaos im Bestattung­shaus“kommt noch weitere vier Mal auf die Bühne: Am 14. April um 20 Uhr, am 15. April um 18 Uhr, am 21. April um 20 Uhr und am 22. April um 18 Uhr. Einlass ins Katholisch­e Gemeindeha­us in der Irmentruds­traße 12 ist jeweils eine Stunde vorher.

 ??  ??
 ?? FOTO: BARBARA SOHLER ?? Grufti-Pärchen par excellence: Adrian Nagel und Jessica Kees als Gothic-Fans Paul und Morgana bei der Premiere der Plätzlerzu­nft in Weingarten.
FOTO: BARBARA SOHLER Grufti-Pärchen par excellence: Adrian Nagel und Jessica Kees als Gothic-Fans Paul und Morgana bei der Premiere der Plätzlerzu­nft in Weingarten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany