Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gruselige Grufties und staubtrockene Sprüche
Laienspielgruppe der Plätzler bringt heuer erstmals ein eingekauftes Stück auf die Bühne
WEINGARTEN - Rabenschwarz ist die Komödie „Chaos im Bestattungshaus“, die die Laienspielgruppe der Plätzlerzunft am Samstagnachmittag im katholischen Gemeindehaus Weingarten auf die Bühne gebracht hat. Mehr als 100 Gäste hatten Spaß bei der Premiere dieses Stückes, das die Laienspielgruppe heuer erst mal eingekauft und nicht selbst geschrieben, sondern mit viel Aufwand umgeschrieben hat.
Eigentlich meint man, die Geschichte sei schnell erzählt: Lebemann und Fabrikant Udo Kemp will seine spröde, verbitterte Ehefrau Roswitha loswerden. Und um sich mit deren Geld in der Schweiz ein schönes Leben zu machen, inszeniert er kurzerhand mit K.o.-Tropfen und der Hilfe seines Adlatus Ludwig den eigenen Tod. Da Gerd Speck, dem Bestatter, finanziell das Wasser bis zum Hals und der Gerichtsvollzieher täglich vor der Tür steht, kann der gar nicht anders, als sich auf ein unmoralisches Angebot einzulassen – und den untoten Kemp für 15 000 Euro der Form halber zu bestatten. Ein schlauer Plan. Wenn da nicht nacheinander die verschiedenen Geliebten des Herrn Lackfabrikanten auftauchen würden – und Bestattersohn Paul nicht auch noch seine pubertären Finger im Spiel hätte.
Gemeine Heuchler
Mit viel Liebe zum Detail hat Bühnenbauer Werner Schmid mit seinem Team ein klassisches Beerdigungsinstitut auf dem Land ersonnen – inklusive hübscher Urnenauswahl, Engelsfiguren in Sinnpose und Kantenhocker, sodass das Ambiente rundum stimmig ist, für den Auftritt der insgesamt elf Akteure. Die sind auch relativ schnell auf Betriebstemperatur ANZEIGE und hauchen ihren Figuren die vom Autor Winnie Abel angedachten Leben ein. Bestattergattin Verona Speck (eine sichere Bank im Spielbetrieb: Nicole Selg) ist so etwas wie der ruhende Pol in der Meute der gemeinen Heuchler und der entsetzten Geliebten. Verona tröstet ihre Kegel-Freundin Rita (perfekt als als naive Geliebte: Heike Walser), hält den penetranten Gerichtsvollzieher Specklüde (gespielt von einem grandios tuntigen Peter Nagel) wenn es sein muss mit Schnaps in Schach und versucht nebenbei noch, ihren pubertierenden und heiß verliebten Sohn Paul (als rotzfrecher Grufti ganz groß: Adrian Nagel) in seine Schranken zu weisen.
Zwar weiß Veronas Mann Gerd Speck (ein souveräner Jürgen Selg) schon eher Bescheid um die vertrackte Situation mit der gar nicht toten Leiche des Fabrikanten (Christoph Blank, der anfangs etwas holzschnittartig agiert), aber was bleibt ihm schon, als sich in den geschickt eingefädelten Betrug mit hineinziehen zu lassen?
Doch schließlich droht die Situation in alle Richtungen zu entgleiten: Kemps Leiche ist verschwunden. Die Witwe (keine schnieft so schön wie Sandra Falkner-Weber) trifft auf die Nudisten-Geliebte Edeltraud (nur im Trenchcoat, mit nichts drunter: Jacqueline Staude).
Bestattersohn Paul will unter allen Umständen seiner Gothic-Freundin (abgefahren: Jessica Kees) imponieren. Und der treu ergebene Diener Kemps (als Ludwig Heller ein hinreißend speichelleckender Wolfgang Blank) schluckauft sich in das Herz von Rita.
Die „honorigen Gäste aus der Schweiz, aus Köln und aus Ravensburg von der Schwarzen Veri Zunft“, die Regisseur Ralf Kees vor Premierenbeginn begrüßt, amüsieren sich über kleine Zoten („Hier liegt mein Mann – endlich steif“soll auf Kemps Grabstein stehen) und augenzwinkernde Ressentiments („eine blöde Schwuchtel“sei der Gerichtsvollzieher) – und am allermeisten über die staubtrocken vorgetragenen Witze, die der betrügerische Fabrikant endlos auf Lager hat. Beispiel gefällig? „Was ist der Unterschied zwischen meiner Frau und einem Tumor? – Ein Tumor könnte gutartig sein.“
„Chaos im Bestattungshaus“kommt noch weitere vier Mal auf die Bühne: Am 14. April um 20 Uhr, am 15. April um 18 Uhr, am 21. April um 20 Uhr und am 22. April um 18 Uhr. Einlass ins Katholische Gemeindehaus in der Irmentrudstraße 12 ist jeweils eine Stunde vorher.