Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Der Rotmilan hat keine Schuld
Zum Aufmacher „Die Gierigen“(6.4.): Ein klasse „Eyecatcher“wie es sich für einen Aufmacher gehört. Mit Neugier überflog ich den Artikel, wer denn nun mit den „Gierigen“gemeint sein könnte. Nach dem zweiten, genaueren Durchlesen war mir zumindest klar: Mit den „Gierigen“waren nicht die Landwirte gemeint und auch nicht die Windradbetreiber, vielmehr sollte der Aufreißer wohl suggerieren, die Rotmilane seien gierig, weil sie sich bei ihrer Nahrungssuche zu sehr aufs Jagen und zu wenig auf die Windräder konzentrierten, sodass es zu Kollisionen zwischen Vogel und Windrad kommen könnte. Meiner Meinung nach ein abstruser Gedanke. Wie kommt man darauf, ein Tier als „gierig“zu bezeichnen, weil es Nahrung sucht/ jagt um seinen Hunger zu stillen?
Würde man solch einen Gedanken weiter verfolgen, käme es unweigerlich zu der Schlussfolgerung: Wären die Rotmilane nicht so gierig, würden sie auch nicht mit Windrädern kollidieren – was sinngemäß auch auf andere Tierarten anwendbar ist: Wären Fische nicht so gierig, würden sie nicht in Angelhaken beißen. Wären Füchse nicht so gierig, würden sie sich nicht von Autos überfahren lassen.
Und so läuft der Verfasser Gefahr, dass sich sein gutgemeinter Artikel über ein wichtiges Thema bei vielen Lesern leicht ins Gegenteil verkehren könnte.
Thomas Miller, Alleshausen
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