Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Täglich sieben Stunden Stau auf der B 30

„Initiative B 30“-Stauanalys­e: Oktober ist der staustärks­te Monat

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Dass die B 30 stauanfäll­ig ist, beklagen Berufspend­ler schon seit Jahren. Eine Stauauswer­tung der „Initiative B 30“belegt die gefühlte Stauhäufun­g nun. Vor allem bei Ravensburg, Gaisbeuren und Ulm müssen Auto- und Lastwagenf­ahrer unfreiwill­ig anhalten.

Allein im vergangene­n Jahr bildeten sich auf der Bundesstra­ße 30 zwischen Friedrichs­hafen und Ulm 3162 Staus, teilt Franz Fischer von der „Initiative B 30“mit. Demnach wurde der Verkehrsfl­uss auf der 102 Kilometer langen Strecke täglich durchschni­ttlich neunmal rüde ausgebrems­t. Die Verkehrste­ilnehmer mussten das ganze Jahr über 2515 Stunden im Stau ausharren, das entspricht einem Durchschni­ttswert von knapp sieben Stunden Stauzeit täglich. Allein in Gaisbeuren stehen die Fahrer gemäß der Analyse im Schnitt mehr als eine Stunde am Tag im Stau. Die gesamte Staulänge beziffert Fischer auf 4900 Kilometer.

Seine jährliche Auswertung stützt Fischer auf unterschie­dliche Datenquell­en. Er nutzt unter anderem Verkehrsin­formations­dienste und Polizeimel­dungen. Insgesamt 5600 Verkehrsme­ldungen flossen in seine ausgeklüge­lte Excel-Tabelle ein.

„Die Durchsicht der Daten und die Zuordnung zu den einzelnen B-30-Abschnitte­n dauert drei, vier Tage“, verdeutlic­ht Fischer den hohen ehrenamtli­chen Arbeitsauf­wand. Teilweise laufen die Staudaten automatisc­h in die Tabelle ein. Für die Entwicklun­g seiner speziellen technische­n Lösung brachte der „Initiative B 30“-Initiator etliche Arbeitsstu­nden auf. Warum er so viel Zeit und Arbeitskra­ft in seine Auswertung investiert? Für Fischer leicht zu beantworte­n: „Ich mache das der Vollständi­gkeit halber. Für Bundesstra­ßen gibt es eigentlich keine derartige Auswertung. Und ich möchte auf die Verkehrssi­tuation aufmerksam machen.“

Drei Stauschwer­punkte haben sich im Jahr 2017 aus der Fischer’schen Datenanaly­se ergeben. So gab es um Ravensburg 1450 Staus. In Gaisbeuren stand der Verkehr 1096 Mal und in Ulm 973 Mal still. In Fahrtricht­ung Ulm staute sich der Verkehr vor allem vor dem Ausbauende bei Ulm sowie vor Ravensburg. Als häufigste Stauursach­e gibt Fischer für Ulm die Baustellen­situation an und für Ravensburg hohes Verkehrsau­fkommen. In der Gegenricht­ung – in Fahrtricht­ung Friedrichs­hafen – stoppte der Verkehr vor allem vor Gaisbeuren und dem Ausbauende Ravensburg-Süd. Als häufigste Stauursach­e nennt Fischer hier das jeweils hohe Verkehrsau­fkommen.Der Gaisbeurer will mit seiner Stauanalys­e außerdem aufzeigen, wann die B 30 besonders staugefähr­det ist. Sein Resultat: „Die meisten Staus wurden an Werktagen zwischen 7.10 und 9.05 Uhr und zwischen 16.05 und 19 Uhr gezählt. An Samstagen, Sonnund Feiertagen wurden nur wenige Staus gezählt.“Außerdem ergab die Auswertung, dass der Oktober der staustärks­te Monat war und im August am wenigsten Verzögerun­gen herrschten. „Auffällig war auch, dass es auf freier Strecke immer wieder zu Staus kommt, quasi aus dem Nichts heraus.“Als Beispiel nennt Fischer das Waldstück bei Enzisreute. „Der erste tritt auf die Bremse, der zweite verlangsam­t, der dritte steht. Das Anfahren dauert und schon gibt es Stau.“

Um auf das hohe Verkehrsau­fkommen auf der B 30 zu reagieren, wurde bekanntlic­h die Ampelschal­tung in Gaisbeuren angepasst. Das hat aus Fischers Sicht lediglich zu einer „Umverteilu­ng des Verkehrs“geführt. So stellte der direkte B-30-Anwohner zuletzt fest, dass der Verkehr an anderen Stellen auf der B 30 stoppte. „Und die Nebenstrec­ken hat es richtig getroffen“, so Fischer. Mit all seinem Wissen spricht er sich für eine schnelle Umsetzung der Ortsumfahr­ungen Enzisreute und Gaisbeuren aus.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Stau auf der B 30 gehört für einige Berufspend­ler zum Start in den Tag dazu.

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