Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Täglich sieben Stunden Stau auf der B 30
„Initiative B 30“-Stauanalyse: Oktober ist der staustärkste Monat
BAD WALDSEE - Dass die B 30 stauanfällig ist, beklagen Berufspendler schon seit Jahren. Eine Stauauswertung der „Initiative B 30“belegt die gefühlte Stauhäufung nun. Vor allem bei Ravensburg, Gaisbeuren und Ulm müssen Auto- und Lastwagenfahrer unfreiwillig anhalten.
Allein im vergangenen Jahr bildeten sich auf der Bundesstraße 30 zwischen Friedrichshafen und Ulm 3162 Staus, teilt Franz Fischer von der „Initiative B 30“mit. Demnach wurde der Verkehrsfluss auf der 102 Kilometer langen Strecke täglich durchschnittlich neunmal rüde ausgebremst. Die Verkehrsteilnehmer mussten das ganze Jahr über 2515 Stunden im Stau ausharren, das entspricht einem Durchschnittswert von knapp sieben Stunden Stauzeit täglich. Allein in Gaisbeuren stehen die Fahrer gemäß der Analyse im Schnitt mehr als eine Stunde am Tag im Stau. Die gesamte Staulänge beziffert Fischer auf 4900 Kilometer.
Seine jährliche Auswertung stützt Fischer auf unterschiedliche Datenquellen. Er nutzt unter anderem Verkehrsinformationsdienste und Polizeimeldungen. Insgesamt 5600 Verkehrsmeldungen flossen in seine ausgeklügelte Excel-Tabelle ein.
„Die Durchsicht der Daten und die Zuordnung zu den einzelnen B-30-Abschnitten dauert drei, vier Tage“, verdeutlicht Fischer den hohen ehrenamtlichen Arbeitsaufwand. Teilweise laufen die Staudaten automatisch in die Tabelle ein. Für die Entwicklung seiner speziellen technischen Lösung brachte der „Initiative B 30“-Initiator etliche Arbeitsstunden auf. Warum er so viel Zeit und Arbeitskraft in seine Auswertung investiert? Für Fischer leicht zu beantworten: „Ich mache das der Vollständigkeit halber. Für Bundesstraßen gibt es eigentlich keine derartige Auswertung. Und ich möchte auf die Verkehrssituation aufmerksam machen.“
Drei Stauschwerpunkte haben sich im Jahr 2017 aus der Fischer’schen Datenanalyse ergeben. So gab es um Ravensburg 1450 Staus. In Gaisbeuren stand der Verkehr 1096 Mal und in Ulm 973 Mal still. In Fahrtrichtung Ulm staute sich der Verkehr vor allem vor dem Ausbauende bei Ulm sowie vor Ravensburg. Als häufigste Stauursache gibt Fischer für Ulm die Baustellensituation an und für Ravensburg hohes Verkehrsaufkommen. In der Gegenrichtung – in Fahrtrichtung Friedrichshafen – stoppte der Verkehr vor allem vor Gaisbeuren und dem Ausbauende Ravensburg-Süd. Als häufigste Stauursache nennt Fischer hier das jeweils hohe Verkehrsaufkommen.Der Gaisbeurer will mit seiner Stauanalyse außerdem aufzeigen, wann die B 30 besonders staugefährdet ist. Sein Resultat: „Die meisten Staus wurden an Werktagen zwischen 7.10 und 9.05 Uhr und zwischen 16.05 und 19 Uhr gezählt. An Samstagen, Sonnund Feiertagen wurden nur wenige Staus gezählt.“Außerdem ergab die Auswertung, dass der Oktober der staustärkste Monat war und im August am wenigsten Verzögerungen herrschten. „Auffällig war auch, dass es auf freier Strecke immer wieder zu Staus kommt, quasi aus dem Nichts heraus.“Als Beispiel nennt Fischer das Waldstück bei Enzisreute. „Der erste tritt auf die Bremse, der zweite verlangsamt, der dritte steht. Das Anfahren dauert und schon gibt es Stau.“
Um auf das hohe Verkehrsaufkommen auf der B 30 zu reagieren, wurde bekanntlich die Ampelschaltung in Gaisbeuren angepasst. Das hat aus Fischers Sicht lediglich zu einer „Umverteilung des Verkehrs“geführt. So stellte der direkte B-30-Anwohner zuletzt fest, dass der Verkehr an anderen Stellen auf der B 30 stoppte. „Und die Nebenstrecken hat es richtig getroffen“, so Fischer. Mit all seinem Wissen spricht er sich für eine schnelle Umsetzung der Ortsumfahrungen Enzisreute und Gaisbeuren aus.