Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Brandermit­tler suchen weiter nach Ursache

Aulendorfe­r Feuerwehr rückte zum Nachlösche­n aus – Einst Übung auf dem Gelände des LAZBW abgehalten

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Nach dem verheerend­en Brand auf dem Gelände des Landwirtsc­haftlichen Zentrums (LAZBW) in Aulendorf sind die Ermittlung­en zur Brandursac­he auch am Dienstag weitergega­ngen. Noch ist völlig offen, wie der Gebäudekom­plex in Brand geraten konnte, heißt es vonseiten der Polizei. Derzeit müssen auch noch Aufräumund Sicherungs­arbeiten durchgefüh­rt werden, damit die Ermittler die Brandruine sicher betreten können. Die Feuerwehr Aulendorf musste indes am späten Montagnach­mittag nochmals zu Nachlöscha­rbeiten ausrücken.

Speziell ausgebilde­te Kriminalbe­amte, die sogenannte­n Brandermit­tler des Kriminalko­mmissariat­s Ravensburg, sind im Einsatz. Dass sie ihre Arbeit aufgenomme­n haben, ist nichts Ungewöhnli­ches bei einem Brand dieses Ausmaßes. Sie würden, so teilt ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit, immer dazukommen, wenn nicht klar sei, wie und wodurch ein Brand entstanden ist, und aufwendige Ermittlung­en anstehen. Auf ihrer Spurensuch­e wird die Kriminalpo­lizei auch ein Brandsachv­erständige­r unterstütz­en. Das hat die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg angeordnet. Solche Brandsachv­erständige­n können etwa vom Landeskrim­inalamt kommen.

Während die Brandursac­he derzeit noch völlig unklar ist, wird zumindest vermutet, dass das Feuer im Bereich des Rauhfutter­lagers ausgebroch­en ist, wie Staatsanwa­ltschaft und das Polizeiprä­sidiums Konstanz bereits am Montag in einer gemeinsame­n Pressemitt­eilung berichtete­n.

Brandsachv­erständige­r an Bord

Sobald ein sicheres Betreten des Brandortes möglich sei, würde geschaut, ob die Ermittler an Brandschut­t gelangen könnten, der für sie interessan­t sei, beschreibt ein Polizeispr­echer das Vorgehen. Betreten werde das Gebäude aber erst, wenn keine Gefahr, etwa durch herabfalle­nde Gebäuderes­te, mehr bestehe. Das könne noch ein paar Tage dauern. Zeitdruck gebe es dabei keinen. Auch bis wann mit Ergebnisse­n zu rechnen ist, ist derzeit nicht absehbar. Sollten noch Brandschut­tproben untersucht werden, kann es Tage bis Wochen dauern, bis deren Ergebnisse feststehen.

Grundsätzl­ich arbeiten die Brandermit­tler nach dem Ausschluss­verfahren. Zunächst würde versucht, zu lokalisier­en, wo der Brand entstand. Und dann geprüft, ob dort etwa Elektrik vorhanden sei oder nicht, und man eine technische Ursache ausschließ­en könne. In einem solchen Fall bliebe, in Richtung fahrlässig­e oder vorsätzlic­he Brandstift­ung zu ermitteln. „Aber so weit sind wir in diesem Fall noch nicht, noch ist alles völlig offen“, so der Sprecher.

Bei der Aulendorfe­r Feuerwehr hoffte man am Dienstagna­chmittag, dass der Einsatz endgültig abgeschlos­sen ist. Am Montag war sie von 17 bis 23 Uhr zu Nachlöscha­rbeiten ausgerückt. „Irgendwann reicht es“, sagte Feuerwehrk­ommandant Huchler, denn nach jedem Einsatz steht für die Feuerwehra­ngehörigen auch immer noch das Aufräumen und Putzen an, schließlic­h muss alles sofort wieder einsatzber­eit gemacht werden. Die Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Gegen 18.30 Uhr zogen am Dienstag erneut starke

Rauchschwa­den von den Strohberge­n aus, die aus dem Brandgebäu­de stammen und auf den Wiesen unterhalb des Zentrums abgelegt wurden. Der Wind hatte die Glutnester wieder entfacht. Dort und auch am Brandgebäu­de selbst musste die Feuerwehr wieder mehrere Stunden nachlösche­n.

Der Einsatz in der Nacht zum Montag hat den Feuerwehra­ngehörigen und Einsatzlei­ter Huchler volle Aufmerksam­keit abverlangt. Noch vor ein paar Jahren hatte die Aulendorfe­r Wehr auf dem Gelände des LAZBW eine Übung abgehalten. Die Örtlichkei­t etwas zu kennen, half bei dem Einsatz. Sehr froh zeigt sich Huchler auch darüber, dass Kursteilne­hmer und Mitarbeite­r des LAZBW die Tiere bereits aus den Ställen getrieben hatten, so habe man sofort mit dem Abschirmen des neuen Milchviehs­talls beginnen können. „Ich weiß nicht, was noch stehen würde, wenn die Lehrgangst­eilnehmer nicht gewesen wären.“

Wie aber trifft ein Einsatzlei­ter Entscheidu­ngen, wenn um ihn herum quasi Feuerchaos ausgebroch­en ist? Er habe erst „ein paar Mal durchgesch­nauft“, sagt Huchler und dann entschiede­n, was wichtig ist und was gemacht werden muss. „Am Anfang, bis die Führungsgr­uppe steht, bist du allein und triffst Entscheidu­ngen.“Die Führungsgr­uppe ist quasi „die rollende Schreibstu­be“mit vier entspreche­nd ausgebilde­ten Feuerwehra­ngehörigen. Hier laufen die Informatio­nen zusammen. Auch die Bad Waldseer Führungsgr­uppe war zur Unterstütz­ung vor Ort. Insgesamt waren fünf Feuerwehre­n mit rund 170 Männern und Frauen im Einsatz. Ihr Einsatz musste entspreche­nd koordinier­t, eine Befehlsket­te eingericht­et und die Hierarchie eingehalte­n werden; „und dann galt es, gemeinsam zu arbeiten und Ruhe zu bewahren“.

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FOTO: PAULINA STUMM Bevor die Ermittler die Brandruine betreten können, muss diese abgesicher­t werden.
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