Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Anwohner klagen über Lärm und Müll
Im Park hinter dem Kuko in Weingarten wird es am Wochenende oft laut.
WEINGARTEN - Die Musik läuft, der Alkohol fließt und der Geräuschpegel steigt von Minute zu Minute an. So zumindest beschreiben Anwohner rund um den Park hinter dem Kultur- und Kongresszentrum Oberschwaben (Kuko) die wochenendlichen Feierlichkeiten vor ihrer Haustür. Bis in die tiefe Nacht grölen dort verschiedene, meist jugendliche Gruppen und rauben den Anwohnern damit ihren Schlaf. Mehr als 20 Mal musste die Polizei innerhalb eines Jahres wegen der Lärmbelästigung im Park ausrücken. Doch zeigt das kaum Wirkung. Auch ein externer Sicherheitsdienst oder die städtischen Sozialarbeiter bekommen die Jugendlichen nicht in den Griff. Daher fordern einige Anwohner nun, dass die Stadtverwaltung entsprechende Maßnahmen treffe und wieder Ordnung im Kuko-Park herstellt. „Dieses Gebrülle macht uns fertig und endet erst, wenn man die Polizei ruft. Das ist die Hölle“, sagt eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte. „Das geht seit Jahren so und ist jedes Jahr schlimmer geworden.“
Tatsächlich ist das Problem der Weingartener Stadtverwaltung seit geraumer Zeit bekannt. Daher werde auf mehreren „Kontrollkanälen“bereits gehandelt. So gibt es einen sogenannten Vollzugsbeamten, der abends im Park vorbeischaut und die Jugendlichen ermahnt. Zudem wurde ein externer Sicherheitsdienst, der seit 2014 für die Stadt beim Kuko im Einsatz ist, darauf hingewiesen, „dort verstärkt zu kontrollieren, damit auch die Zeit nach 22 Uhr (Arbeitsende des abendlichen Vollzugsdienstes) abgedeckt ist“, teilt die städtische Pressestelle auf SZ-Nachfrage mit. Man stehe im ständigen Austausch mit der Sicherheitsfirma, „um die Kontrollbereiche situativ auszuweiten beziehungsweise einzugrenzen“.
Was sich in der Theorie gut anhört, sieht in der Praxis allerdings wohl etwas anders aus. Das zumindest meint eine Anwohnerin. Grundsätzlich seien am Freitag- und Samstagabend meist mehrere Gruppen vor Ort, die jeweils eine „Bucht“für sich beanspruchen. Pro Gruppe seien es meist mindestens zehn Personen, insgesamt zwischen 30 und 50 Jugendliche. Das Problem: „Vor dem Sicherheitsdienst haben sie gar keinen Respekt“, sagt die Anwohnerin. Auch sie selbst traut sich nicht, die Jugendlichen zur Rede zu stellen. „Da geht ja keiner runter. Sonst wird man bedroht. Das ist deren Park. Da hat jeder seine Ecke. Da trauen sich auch andere Jugendliche nicht rein.“
Sehr belastend für Anwohner
Daher fordert sie ein stärkeres Eingreifen der Polizei. „Man sitzt verzweifelt in der Wohnung und wartet, dass es 22 Uhr wird, um die Polizei anzurufen. Letztes Wochenende haben die ab Freitagnachmittag bis Sonntagabend herumgebrüllt, dass man sich selbst bei geschlossenen Fenstern in der Wohnung nicht in Ruhe unterhalten konnte. Das ist höchst belastend für die Anwohner, wenn man das jeden Tag ab dem frühen Nachmittag bis in die Nacht ertragen muss“, sagt eine Anwohnerin, die weiß, dass die Polizei nicht gut besetzt und oft andernorts gebunden ist. „Oft kommt die Polizei auch gar nicht oder irgendwann Stunden später“, sagt sie.
Daher müsse man die Begebenheiten im Park ändern: „Die Sitzgruppen müssen verschwinden. Man muss es ihnen unbequem machen.“Da die Stadtverwaltung das Anliegen der Bürger ernst nimmt, soll der Dialog intensiviert werden. „Die Stadtverwaltung prüft, inwiefern weitere (unter anderem städtebauliche) Impulse die Parkfläche aufwerten können, und wird zeitnah einen runden Tisch mit den Anwohnern organisieren, um mögliche weitere Lösungsansätze zu entwickeln“, heißt es von der Pressestelle. Das Abmontieren von Bänken halte man aber für kontraproduktiv. Und auch ein generelles Alkoholverbot für den Kuko-Park, wie von Anwohnern angeregt, schließt die Stadtverwaltung aus und verweist auf die hohen Hürden, wie beispielsweise 100 nachgewiesene Straftaten im Zusammenhang mit Alkohol innerhalb eines Jahres, an einem Platz, an dem sich mindestens 100 Leute regelmäßig aufhalten. Diese Voraussetzungen seien definitiv nicht gegeben.
Vielmehr werde man den Sicherheitsdienst noch einmal für dieses Thema sensibilisieren und bei der Polizei anfragen, dort vermehrt ein- satzunabhängige Kontrollen durchzuführen. Auf der anderen Seite müsse man auf die Jugendlichen zugehen, was man bei regelmäßig stattfindenden Jugendtreffs mit den Jugendsozialarbeitern bereits mache, und „für ein rücksichtsvolles Miteinander gegenüber den umliegenden Anwohnern sensibilisieren“, wie die Stadtverwaltung schreibt. Auch sei der städtische Jugendsozialarbeiter regelmäßig vor Ort. Doch genau das wollen die Anwohner nicht glauben: „Man kümmert sich nicht genügend um die Jugendlichen.“
Diese würden nicht nur für einen extremen Lärmpegel sorgen, sondern den Park verdreckt zurücklassen. „Da kann keiner mehr sitzen. Der ganze Boden ist voll mit Kippen, zerbrochenen Flaschen und die Bänke werden angemalt und angekokelt“, erzählt eine Anwohnerin. Doch immerhin dieses Ärgernis schafft die Stadt Weingarten regelmäßig aus der Welt. Der Baubetriebshof sammelt den Müll, den die Jugendlichen dort hinterlassen, bereits in den frühen Morgenstunden immer ein. Pro Wochenende kostet das die Stadt Weingarten etwa 60 Euro.