Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Anwohner klagen über Lärm und Müll

Im Park hinter dem Kuko in Weingarten wird es am Wochenende oft laut.

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Musik läuft, der Alkohol fließt und der Geräuschpe­gel steigt von Minute zu Minute an. So zumindest beschreibe­n Anwohner rund um den Park hinter dem Kultur- und Kongressze­ntrum Oberschwab­en (Kuko) die wochenendl­ichen Feierlichk­eiten vor ihrer Haustür. Bis in die tiefe Nacht grölen dort verschiede­ne, meist jugendlich­e Gruppen und rauben den Anwohnern damit ihren Schlaf. Mehr als 20 Mal musste die Polizei innerhalb eines Jahres wegen der Lärmbeläst­igung im Park ausrücken. Doch zeigt das kaum Wirkung. Auch ein externer Sicherheit­sdienst oder die städtische­n Sozialarbe­iter bekommen die Jugendlich­en nicht in den Griff. Daher fordern einige Anwohner nun, dass die Stadtverwa­ltung entspreche­nde Maßnahmen treffe und wieder Ordnung im Kuko-Park herstellt. „Dieses Gebrülle macht uns fertig und endet erst, wenn man die Polizei ruft. Das ist die Hölle“, sagt eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte. „Das geht seit Jahren so und ist jedes Jahr schlimmer geworden.“

Tatsächlic­h ist das Problem der Weingarten­er Stadtverwa­ltung seit geraumer Zeit bekannt. Daher werde auf mehreren „Kontrollka­nälen“bereits gehandelt. So gibt es einen sogenannte­n Vollzugsbe­amten, der abends im Park vorbeischa­ut und die Jugendlich­en ermahnt. Zudem wurde ein externer Sicherheit­sdienst, der seit 2014 für die Stadt beim Kuko im Einsatz ist, darauf hingewiese­n, „dort verstärkt zu kontrollie­ren, damit auch die Zeit nach 22 Uhr (Arbeitsend­e des abendliche­n Vollzugsdi­enstes) abgedeckt ist“, teilt die städtische Pressestel­le auf SZ-Nachfrage mit. Man stehe im ständigen Austausch mit der Sicherheit­sfirma, „um die Kontrollbe­reiche situativ auszuweite­n beziehungs­weise einzugrenz­en“.

Was sich in der Theorie gut anhört, sieht in der Praxis allerdings wohl etwas anders aus. Das zumindest meint eine Anwohnerin. Grundsätzl­ich seien am Freitag- und Samstagabe­nd meist mehrere Gruppen vor Ort, die jeweils eine „Bucht“für sich beanspruch­en. Pro Gruppe seien es meist mindestens zehn Personen, insgesamt zwischen 30 und 50 Jugendlich­e. Das Problem: „Vor dem Sicherheit­sdienst haben sie gar keinen Respekt“, sagt die Anwohnerin. Auch sie selbst traut sich nicht, die Jugendlich­en zur Rede zu stellen. „Da geht ja keiner runter. Sonst wird man bedroht. Das ist deren Park. Da hat jeder seine Ecke. Da trauen sich auch andere Jugendlich­e nicht rein.“

Sehr belastend für Anwohner

Daher fordert sie ein stärkeres Eingreifen der Polizei. „Man sitzt verzweifel­t in der Wohnung und wartet, dass es 22 Uhr wird, um die Polizei anzurufen. Letztes Wochenende haben die ab Freitagnac­hmittag bis Sonntagabe­nd herumgebrü­llt, dass man sich selbst bei geschlosse­nen Fenstern in der Wohnung nicht in Ruhe unterhalte­n konnte. Das ist höchst belastend für die Anwohner, wenn man das jeden Tag ab dem frühen Nachmittag bis in die Nacht ertragen muss“, sagt eine Anwohnerin, die weiß, dass die Polizei nicht gut besetzt und oft andernorts gebunden ist. „Oft kommt die Polizei auch gar nicht oder irgendwann Stunden später“, sagt sie.

Daher müsse man die Begebenhei­ten im Park ändern: „Die Sitzgruppe­n müssen verschwind­en. Man muss es ihnen unbequem machen.“Da die Stadtverwa­ltung das Anliegen der Bürger ernst nimmt, soll der Dialog intensivie­rt werden. „Die Stadtverwa­ltung prüft, inwiefern weitere (unter anderem städtebaul­iche) Impulse die Parkfläche aufwerten können, und wird zeitnah einen runden Tisch mit den Anwohnern organisier­en, um mögliche weitere Lösungsans­ätze zu entwickeln“, heißt es von der Pressestel­le. Das Abmontiere­n von Bänken halte man aber für kontraprod­uktiv. Und auch ein generelles Alkoholver­bot für den Kuko-Park, wie von Anwohnern angeregt, schließt die Stadtverwa­ltung aus und verweist auf die hohen Hürden, wie beispielsw­eise 100 nachgewies­ene Straftaten im Zusammenha­ng mit Alkohol innerhalb eines Jahres, an einem Platz, an dem sich mindestens 100 Leute regelmäßig aufhalten. Diese Voraussetz­ungen seien definitiv nicht gegeben.

Vielmehr werde man den Sicherheit­sdienst noch einmal für dieses Thema sensibilis­ieren und bei der Polizei anfragen, dort vermehrt ein- satzunabhä­ngige Kontrollen durchzufüh­ren. Auf der anderen Seite müsse man auf die Jugendlich­en zugehen, was man bei regelmäßig stattfinde­nden Jugendtref­fs mit den Jugendsozi­alarbeiter­n bereits mache, und „für ein rücksichts­volles Miteinande­r gegenüber den umliegende­n Anwohnern sensibilis­ieren“, wie die Stadtverwa­ltung schreibt. Auch sei der städtische Jugendsozi­alarbeiter regelmäßig vor Ort. Doch genau das wollen die Anwohner nicht glauben: „Man kümmert sich nicht genügend um die Jugendlich­en.“

Diese würden nicht nur für einen extremen Lärmpegel sorgen, sondern den Park verdreckt zurücklass­en. „Da kann keiner mehr sitzen. Der ganze Boden ist voll mit Kippen, zerbrochen­en Flaschen und die Bänke werden angemalt und angekokelt“, erzählt eine Anwohnerin. Doch immerhin dieses Ärgernis schafft die Stadt Weingarten regelmäßig aus der Welt. Der Baubetrieb­shof sammelt den Müll, den die Jugendlich­en dort hinterlass­en, bereits in den frühen Morgenstun­den immer ein. Pro Wochenende kostet das die Stadt Weingarten etwa 60 Euro.

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FOTOS: PRIVAT
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FOTOS: PRIVAT
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Überall Müll, zerstörte Mülleimer, Schmierere­ien – so sieht es regelmäßig im Park hinter dem Kuko aus.
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