Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
22 Sozialwohnungen für die Weststadt
Der Druck in Ravensburg ist unverändert groß – Bürgerinformation am Donnerstag
Die Kaltmiete soll zwischen 7 und 7,50 Euro pro Quadratmeter betragen.
RAVENSBURG - In der Ravensburger Weststadt wollen Verwaltung und Gemeinderat in den dringend notwendigen Bau von Sozialwohnungen einsteigen. Auf einem Grundstück an der Ecke Angerstraße/Henri-Dunant-Straße sollen im ersten Schritt zwei dreigeschossige Gebäude entstehen, die Platz für insgesamt 22 Wohnungen bieten. Die Kaltmiete wird zwischen 7 und 7,50 Euro pro Quadratmeter liegen.
Der Druck ist enorm. „Die Wohnungsbaupolitik ist 30 Jahre lang in eine falsche Richtung gegangen“, umschrieb Ravensburgs Baubürgermeister Dirk Bastin im Ausschuss für Umwelt und Technik noch einmal grundsätzlich die Problematik, mit der sich die Stadt schon seit Monaten intensiv auseinandersetzen muss. Kommunale Wohnungsbaugesellschaften im gesamten Land wurden aufgelöst. Auch in Ravensburg sind in dieser Zeit praktisch keine neuen Sozialwohnungen entstanden. Und durch den Verkauf von insgesamt rund 21 000 LBBW-Wohnungen an das Augsburger Unternehmen „Patrizia“Anfang 2012 seien gleichzeitig in der Stadt 400 Sozialwohnungen weggefallen - annähernd die Hälfte des gesamten Angebots in diesem Segment.
„Wir stehen vor einer riesigen Herausforderung. Das Thema leistbarer Wohnraum ist längst mitten in der Gesellschaft angekommen“, sagte Bastin. Einzige echte Lösung trotz flankierender Maßnahmen wie mit dem „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“: „Kommunen müssen ihren Bestand an eigenen Wohnungen erhöhen, um die Entwicklung steuern zu können.“Neu bauen ist also das Mittel, um Druck aus dem Kessel zu nehmen, deshalb prüft die Stadt gerade, auf welchen ihrer Grundstücke eine Entwicklung – sprich: Nachverdichtung – möglich ist. Das wiederum führt mit schöner Regelmäßigkeit zu Konflikten mit den Anwohnern. Bastin: „Es freut sich niemand, wenn in seiner Nachbarschaft gebaut wird.“
In der Angerstraße will die Stadt deshalb ein klares Konzept fahren: Es soll qualitativ hochwertig gebaut werden. Nur ein Teil des Grundstücks hinter der Dreifaltigkeitskirche wird für Sozialwohnungen genutzt, damit am Ende der „soziale Mix“stimmt. Und es soll einen engen Austausch mit den Anwohnern geben. Am kommenden Donnerstag (Treffpunkt 18 Uhr an der katholischen Kirche) ist eine Bürgerinfo vor Ort anberaumt. Unmut hatte es in der Weststadt in der Tat schon gegeben, nachdem die Pläne der Stadt bekannt geworden waren – auch deshalb, weil auf dem Grundstück eigentlich mal ein neuer Quartierstreffpunkt vorgesehen war.
Wenn das Grundstück komplett erschlossen ist, sollen drei größere Flachdachbauten (ca. 30 mal 10 Meter) im südlichen Teil enstehen und drei kleinere Häuser mit Satteldächern (15 mal 10 und 22 mal 10 Meter) im nördlichen Bereich. Geplant ist auch eine Tiefgarage. Die Arbeiten für den ersten Bauabschnitt könnten in einem Jahr beginnen. Im Idealfall werden die ersten Wohnungen im Oktober 2019 bezogen.
Die Stadträte im Ausschuss für Umwelt und Technik waren sich einig darüber, dass Ravensburg diese Wohnungen dringend braucht, und halten das Grundstück wegen seiner zentralen Lage für ideal. Jetzt müsse qualitätvoll gebaut werden, zudem sei die Bürgerbeteiligung wichtig, sagten Frieder Wurm (CDU) und Wolfgang Metzger (Freie Wähler). „Das Beispiel Fischerwiese zeigt, wie es gehen kann“, so Maria Weithmann (Grüne). Roland Dieterich (FDP) mahnte, auf Zuschnitt und Größe der Wohnungen zu achten: „Der Grundriss entscheidet darüber, welche Mieter kommen. Kein Mensch will eine Ansammlung nur von jungen alleinstehenden Männern.“