Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Knapp 3,7 Millionen Vollbeschäftigte verdienen weniger als 2000 Euro brutto
BERLIN (AFP) - Knapp 3,7 Millionen Beschäftigte mit Vollzeitjob verdienen weniger als 2000 Euro brutto im Monat. Das entspricht 17,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in Deutschland, wie das Arbeitsministerium auf eine Anfrage der Linken mitteilte. Im Westen lag der Anteil bei 14,7 Prozent, im Osten bei 31,2 Prozent.
„Es ist ein Skandal, dass insbesondere der Osten weiterhin so deutlich abgehängt ist“, kritisierte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sabine Zimmermann. „Die Bundesregierung muss sich für die weitere Angleichung der Löhne einsetzen.“
Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für Arbeitnehmerrechte und Arbeitsmarktpolitik der GrünenBundestagsfraktion, forderte, den Mindestlohn „spürbar“anzuheben. Auf dem Arbeitsmarkt gehe es „alles andere als gerecht zu“. „1,16 Millionen Menschen arbeiten und müssen ihren Lohn trotzdem im Jobcenter aufstocken, um über die Runden zu kommen“, kritisierte Müller-Gemmeke.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verwies in ihrem wöchentlichen Podcast darauf, dass die Koalition insgesamt vier Milliarden Euro in die Förderung des sozialen Arbeitsmarkts investieren will – etwa in Form von Lohnkostenzuschüssen für diejenigen, die sonst nicht allein in den ersten Arbeitsmarkt kommen. Zugleich bekräftigte sie das Ziel, bis zum Jahr 2025 Vollbeschäftigung zu erreichen.
Den höchsten Anteil der Vollzeitbeschäftigten mit einem Bruttoverdienst von weniger als 2000 Euro gibt es in Mecklenburg-Vorpommern mit 36,7 Prozent. Dahinter folgen Sachsen mit 34,3 Prozent sowie Thüringen (34,1 Prozent), Sachsen-Anhalt (33,7 Prozent) und Brandenburg (33,6 Prozent). Am niedrigsten ist der Anteil in Baden-Württemberg mit 12,4 Prozent und Hamburg mit 12,8 Prozent.