Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Trompeten blitzen und die Orgel tanzt

Freunde der Kirchenmus­ik haben zum festlichen Konzert mit Trompeten und Orgel in die Liebfrauen­kirche geladen

- Von Maria Anna Blöchinger

RAVENSBURG - Die „Biberacher Bachtrompe­ten“und der Organist Franz Günthner locken das Publikum am sonnenverw­öhnten Sonntagnac­hmittag in die kühle Liebfrauen­kirche. Viel mehr als ein Zeitvertre­ib erfrischt das Konzert und den Geist, verströmt Feinheit und Brillanz.

„Die Biberacher Bachtrompe­ten“gastierten wiederholt in der Liebfrauen­kirche. „Jedes Mal noch schöner!“lobte eine Besucherin. Timo Bossler, Trompetenl­ehrer an der Musikschul­e Ravensburg, Michael Bischof und Hans Mohr, taten sich nach dem Studium im Jahr 2005 zusammen. Der Organist Franz Günthner aus Leutkirch ist Regionalka­ntor der Diözese Rottenburg-Stuttgart für die Bezirke Allgäu, Oberschwab­en und Bodensee.

Südliche Lebensfreu­de

Unglaublic­h präzise setzte das Trompetenk­onzert in C-Dur für Trompeten und Orgel von Antonio Vivaldi (1678-1741) ein. Das zweifache Allegro strahlte südliche Lebensfreu­de aus und umschloss das Largo wie eine Insel der Ruhe. Viele Stücke hatten die Musiker für ihre Instrument­e arrangiert. Beim „Marche sur un théme de carillon“von Charles Pineau (1877 – 1958) webte die Orgel einen Klangteppi­ch. „Carillon“ist eigentlich ein Glockenspi­el, aber auch eine Gattung von Orgelmusik, bei der Glockentön­e die Grundlage bilden. Einmalig war das Concerto in D-Dur für drei Trompeten und Orgel von Johann Sebastian Bach (1685-1750), mit seinen ansprechen­den Dialogen, lodernden Trompeten und blitzenden Schlussakk­orden. Den zu Herzen gehenden Bach-Choral „Jesus bleibet meine Freude“spielten die Musiker mit drei Flügelhörn­ern und Orgel.

Ein energiegel­adenes Klanggebil­de schwang sich im „Marche heroique“für Orgel des englischen Komponiste­n Herbert Brewer (1865 – 1928) zu überwältig­ender Größe auf. Dagegen hob sich süß und innig das „Denn er hat seinen Engeln befohlen“, von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy (1809-1847) davon ab. Trompeten und Orgel interpreti­erten den himmlische­n Schutz eher kraftvoll als übersinnli­ch. Das komplizier­te Tongeflech­t, das der dänische Trompeter und Komponist Thorvald Hansen (1847-1915) komponiert hat, intonierte­n die drei Trompeten mit glasklar und fein. Ein sanft bewegtes „Halleluja“von Flügelhorn, zwei Trompeten und Orgel gespielt, erinnerte an die dunkle vibrierend­e Stimme des populären amerikanis­chen Singer-Songwriter­s Leonard Cohen (1934-2016). Es sprach Körper und Seele an, so dass sich auch schwarzgek­leidete Ordensfrau­en in den Schultern wiegten.

Die königliche Orgel tanzte beim „Bolero de Concert“für Orgel des französisc­hen Organisten und Komponiste­n Louis Lefébure-Wély (18171869). Organist Franz Günthner glänzte virtuos in seinen Solostücke­n und hielt doch wie ein verborgene­s Band das ganze Konzert zusammen. Nach Georg Friedrich Händels (16851759) „Ankunft der Königin von Saba“verneigten sich die Musiker vor dem Publikum. Sie hatten auf der Empore gespielt und kamen nun in den Chorraum, um als Zugabe zu dem gut durchdacht­en Programm ein Renaissanc­e-Stück von Heinrich dem VIII. zu spielen, „Pastime with good company“oder „Zeitvertre­ib in guter Gesellscha­ft“.

 ?? FOTO: BLÖ ?? Die Trompeter (von links) Michael Bischof, Timo Bossler und Hans Mohr spielten eine Zugabe im Chorraum der Liebfrauen­kirche. Franz Günthner (nicht im Bild) begleitete sie dabei an der Chororgel.
FOTO: BLÖ Die Trompeter (von links) Michael Bischof, Timo Bossler und Hans Mohr spielten eine Zugabe im Chorraum der Liebfrauen­kirche. Franz Günthner (nicht im Bild) begleitete sie dabei an der Chororgel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany