Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Soldat im Fall Staufen vor Gericht
50-Jähriger soll für Kindesmissbrauch Geld gezahlt haben
FREIBURG (dpa) - Nach dem jahrelangen Missbrauch eines Jungen im Raum Freiburg hat der Prozess gegen einen 50 Jahre alten Soldaten der Bundeswehr begonnen. Der Stabsfeldwebel habe das Kind zwei Mal vergewaltigt, sagte Staatsanwältin Nikola Novak am Montag vor dem Landgericht Freiburg beim Prozessauftakt. Er habe dies gemeinsam mit der Mutter und dem Stiefvater des Jungen getan. Die Taten habe er gefilmt und die Aufnahmen an andere weitergeleitet. Für die Übergriffe, die sich in Staufen bei Freiburg ereigneten, habe er dem Stiefvater und dem Jungen Geld gezahlt.
Angeklagt ist der Deutsche unter anderem wegen besonders schwerer Vergewaltigung, besonders schwerer Zwangsprostitution, Körperverletzung und Kindesmisshandlung. „Es handelt sich um besonders grausame und menschenverachtende Taten“, sagte die Staatsanwältin. Das Kind habe keine Chance gehabt, sich zu wehren. „Es wurde ihm angedroht, dass er ins Heim komme, wenn er nicht gehorche“, sagte Staatsanwältin Novak.
Der heute neun Jahre alte Junge aus Staufen war den Angaben zufolge mehr als zwei Jahre lang von Männern aus dem In- und Ausland vergewaltigt worden. Die 48 Jahre alte Mutter des Jungen und ihr 39 Jahre alter Lebensgefährte hätten ihn hierfür im Internet angeboten.
Der im Elsass nahe der deutschfranzösischen Grenze lebende Soldat ist einer von insgesamt acht Tatverdächtigen in dem Fall. Ein Urteil soll es Mitte Mai geben (Az.: 6 KLs 160 Js 33561/17).
Sicherungsverwahrung angestrebt
Der Angeklagte kündigte an, sich zu äußern. Auf Antrag seines Verteidigers soll das hinter verschlossenen Türen geschehen, erklärte der Vorsitzende Richter Stefan Bürgelin. Auch für das Gutachten eines psychiatrischen Sachverständigen, die Plädoyers und das letzte Wort des Angeklagten werde die Öffentlichkeit zum Schutz der Persönlichkeitsrechte des Angeklagten ausgeschlossen. Ein großer Teil der Beweisaufnahme und das Urteil würden öffentlich sein. Für den Prozess sind zunächst vier Verhandlungstage geplant. Die Staatsanwaltschaft will nach eigenen Angaben eine lange Haftstrafe sowie anschließende Sicherungsverwahrung erreichen. Fortgesetzt wird der Prozess am Mittwoch. Dann sollen Polizeibeamte, die in dem Fall ermittelt haben, als Zeugen aussagen.
Der Soldat sitzt in Untersuchungshaft. Festgenommen wurde er im vergangenen Oktober in seiner Kaserne der deutsch-französischen Brigade in Illkirch-Graffenstaden bei Straßburg im Elsass. Er war dort laut Gericht Stabsfeldwebel. Nach Angaben des Heeres ist er vorläufig des Dienstes enthoben und darf keine Uniform mehr tragen.