Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bunte Comicwelte­n hinterfrag­en Gesellscha­ft

Ralf Bernhard Braun stellt im Kulturzent­rum Linse in Weingarten seine Köpfe und Farbdrucke aus

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN - Auf den ersten Blick wirken sie wie knallbunte, fröhliche Kinderbuch­welten. Bei näherem Betrachten von Ralf Bernhard Brauns Arbeiten sieht der Betrachter jedoch subtil ironische Kommentare auf Popkultur, Märchen und Zeitphänom­ene. „Comics – Muster – Smilies“heißt die Ausstellun­g des in Nürtingen lebenden Künstlers mit Familienan­schluss in Weingarten, die am Donnerstag mit einem Künstlerge­spräch eröffnet wurde.

Superhelde­n, Froschprin­zessin, Rotkäppche­n, Alltagshel­den. Auf Kopf und Augen reduzierte Kugelwesen bevölkern in Comicmanie­r den farbintens­iven Bildkosmos von Ralf Bernhard Braun. Der 32-jährige, in Brasilien geborene Künstler, der seit 18 Jahren in Nürtingen lebt, wo er auch studierte, erschafft seine Kunst am Computer und druckt sie aus, so sie denn nicht im Trickfilm landet. Sei es auf Alu-Dibondplat­ten, die man aus der Werbung kennt, und die wie Schilder rüberkomme­n, auf Papier oder auf Stoffbahne­n, wie die Muster aus vervielfäl­tigten Kaleidosko­p-Splittern, die der Linsegaler­ie einte leicht orientalis­che Anmutung geben.

Seine Bilder zeigen junge Phanta- siewelten, inspiriert von Subkulture­n, Videospiel­en, Filmen, Märchen und Alltagsbeo­bachtungen, wie Ralf Braun im Künstlerdi­alog mit dem Comiczeich­ner Walter Pfau, erläutert. Jedoch sind es keine Fluchten vor der Realität, sondern sie transporti­eren des Künstlers kritische Haltung zu gesellscha­ftlichen Phänomenen. Wie bei der „Froschprin­zessin“, die nicht nur einen Frosch, sondern sich durch einen ganzen Tümpel küssen muss, um den richtigen Prinzen zu finden. Nach dem Motto, der Nächste könnte ja der noch bessere sein. Oder wie bei „Rotkäppche­n“das nicht als armes Hascherl dargestell­t wird, sondern als kecke Selfie-Maid, die ihren Widersache­r auf die hinteren Ränge verweist. Hauptsache man inszeniert sich, Kontext spielt keine Rolle.

Seiner Tante, Christel Toth, die in Weingarten lebt, ist es zu verdanken, dass die Ausstellun­g, die auch schon in Stuttgart und andernorts gezeigt wurde, in die Linse kam. Über ihre Andersarti­gkeit, gemessen an klassische­n Bilderscha­uen, ging Kuratorin Agnes Schiller ein. Auch bei den Köpfen, den Smileys, die nicht wirklich lachen, schafft Braun wie in seinen Bildern dieses Vexierspie­l von vordergrün­dig heiler Welt, bei der auf den zweiten Blick dann doch nicht alles so easy ist wie es scheint. Im Übrigen tauchen die Köpfe, die an afrikanisc­he Halbschale­n erinnern, in Brauns zweidimens­ionalen Arbeiten wieder auf. So im Nudelbild, das die Gier bei Billigesse­n thematisie­rt. Oder bei den Superhelde­ndrucken, wo er das Genre auf die Schippe nimmt, indem er es herunterbr­icht auf Stuttgarte­r Verhältnis­se.

Aus Superman wird der Sparfuchs

Da wird aus dem Superman der schwäbisch­e Sparfuchs, und aus der Großstadtk­ulisse New York die eher biedere Skyline der Landeshaup­tstadt. Angesproch­en auf die Reduzierun­g seiner Figuren auf Kreis und Kugel, verwies Braun nicht zuletzt auf die Ökonomie, die ihn ein weiterer Bereich seines Schaffens, nämlich Trickfilme, lehrte.

Die Ausstellun­g von Ralf Bernhard Braun „Comics – Mjuster – Smilies“ist bis zum 8. Juli in der Linse zu sehen.

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FOTO: MARGRET WELSCH Ralf Bernhard Braun (links) stellt derzeit in der Linse aus. Walter Pfau ist ebenfalls Comiczeich­ner.

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