Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bunte Comicwelten hinterfragen Gesellschaft
Ralf Bernhard Braun stellt im Kulturzentrum Linse in Weingarten seine Köpfe und Farbdrucke aus
WEINGARTEN - Auf den ersten Blick wirken sie wie knallbunte, fröhliche Kinderbuchwelten. Bei näherem Betrachten von Ralf Bernhard Brauns Arbeiten sieht der Betrachter jedoch subtil ironische Kommentare auf Popkultur, Märchen und Zeitphänomene. „Comics – Muster – Smilies“heißt die Ausstellung des in Nürtingen lebenden Künstlers mit Familienanschluss in Weingarten, die am Donnerstag mit einem Künstlergespräch eröffnet wurde.
Superhelden, Froschprinzessin, Rotkäppchen, Alltagshelden. Auf Kopf und Augen reduzierte Kugelwesen bevölkern in Comicmanier den farbintensiven Bildkosmos von Ralf Bernhard Braun. Der 32-jährige, in Brasilien geborene Künstler, der seit 18 Jahren in Nürtingen lebt, wo er auch studierte, erschafft seine Kunst am Computer und druckt sie aus, so sie denn nicht im Trickfilm landet. Sei es auf Alu-Dibondplatten, die man aus der Werbung kennt, und die wie Schilder rüberkommen, auf Papier oder auf Stoffbahnen, wie die Muster aus vervielfältigten Kaleidoskop-Splittern, die der Linsegalerie einte leicht orientalische Anmutung geben.
Seine Bilder zeigen junge Phanta- siewelten, inspiriert von Subkulturen, Videospielen, Filmen, Märchen und Alltagsbeobachtungen, wie Ralf Braun im Künstlerdialog mit dem Comiczeichner Walter Pfau, erläutert. Jedoch sind es keine Fluchten vor der Realität, sondern sie transportieren des Künstlers kritische Haltung zu gesellschaftlichen Phänomenen. Wie bei der „Froschprinzessin“, die nicht nur einen Frosch, sondern sich durch einen ganzen Tümpel küssen muss, um den richtigen Prinzen zu finden. Nach dem Motto, der Nächste könnte ja der noch bessere sein. Oder wie bei „Rotkäppchen“das nicht als armes Hascherl dargestellt wird, sondern als kecke Selfie-Maid, die ihren Widersacher auf die hinteren Ränge verweist. Hauptsache man inszeniert sich, Kontext spielt keine Rolle.
Seiner Tante, Christel Toth, die in Weingarten lebt, ist es zu verdanken, dass die Ausstellung, die auch schon in Stuttgart und andernorts gezeigt wurde, in die Linse kam. Über ihre Andersartigkeit, gemessen an klassischen Bilderschauen, ging Kuratorin Agnes Schiller ein. Auch bei den Köpfen, den Smileys, die nicht wirklich lachen, schafft Braun wie in seinen Bildern dieses Vexierspiel von vordergründig heiler Welt, bei der auf den zweiten Blick dann doch nicht alles so easy ist wie es scheint. Im Übrigen tauchen die Köpfe, die an afrikanische Halbschalen erinnern, in Brauns zweidimensionalen Arbeiten wieder auf. So im Nudelbild, das die Gier bei Billigessen thematisiert. Oder bei den Superheldendrucken, wo er das Genre auf die Schippe nimmt, indem er es herunterbricht auf Stuttgarter Verhältnisse.
Aus Superman wird der Sparfuchs
Da wird aus dem Superman der schwäbische Sparfuchs, und aus der Großstadtkulisse New York die eher biedere Skyline der Landeshauptstadt. Angesprochen auf die Reduzierung seiner Figuren auf Kreis und Kugel, verwies Braun nicht zuletzt auf die Ökonomie, die ihn ein weiterer Bereich seines Schaffens, nämlich Trickfilme, lehrte.
Die Ausstellung von Ralf Bernhard Braun „Comics – Mjuster – Smilies“ist bis zum 8. Juli in der Linse zu sehen.