Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bürgerforum schlägt Kompromiss zum Eschersteg vor
Stadt könnte demnach auf die Sanierung der Aufgangstürme verzichten
RAVENSBURG (sz/vin) - Das Bürgerforum Altstadt begrüßt die Äußerungen des Ravensburger Oberbürgermeisters Daniel Rapp im jüngsten SZ-Interview. „Wenn man die Aussagen beim Interview mit Oberbürgermeister Dr. Rapp sorgfältig liest, so erkennt man zwischen den Zeilen ein vorsichtiges Abrücken von der bislang strikten Ablehnung eines Wiederaufbaus des historischen Eschersteges“, meint Vorstandsmitglied Volker Petzold. „Nun wäre noch der Gemeinderat mit guten Argumenten zu einer positiven Haltung zu überzeugen.“
Der städtebauliche Ideenwettbe- werb habe gezeigt, dass eine zusätzliche Querung etwa am früheren Standort des Eschersteges für die Entwicklung des Gebietes westlich der Bahn „zwingend erforderlich“sei. „Immerhin sollen dort zahlreiche Arbeitsplätze und Wohnungen geschaffen werden, die mit der Stadt verbunden werden müssen.“Bis auf den ersten Preisträger, der eine schmale Unterführung für ausreichend hält, haben alle Teilnehmer eine Überführung in Form eines Steges vorgeschlagen. Das sei billiger und gehe schneller, meint Petzold. Der zusätzliche Mittelabgang sei zwar denkbar und wünschenswert, aber werde eigentlich nicht zwingend gebraucht. Die Barrierefreiheit einer derartigen Überquerung ist aus Sicht des Bürgerforums ein starkes und wichtiges Argument. „Schließlich soll nur wegen des Denkmalschutzes niemand ausgegrenzt werden. Aber wer hindert die Stadt daran, den historischen Eschersteg mit Aufzügen zu ergänzen? Vom Denkmalamt sind unseres Wissen keine Einwände dagegen vorgebracht worden.“
Petzold, selbst Architekt, sieht auch keine Probleme bei der durch die Elektrifizierung der Südbahn erforderlichen Höherlegung der Gleise und beim Berührschutz der Stromleitungen. „Diese Schutzvor- richtungen schädigen das Denkmal nicht und ihre Gestaltung lässt sich durchaus positiv beeinflussen.“
Für so marode, wie immer behauptet werde, hält Petzold den Eschersteg übrigens gar nicht. „Weitgehend durch Tausalz geschädigt sind vor allem die beiden Treppentürme und damit die Endauflager der wertvollen genieteten Fachwerkträger. Der lange Steg selbst hat unseres Wissens und vom eigenen Augenschein her keine, außer den beim Abbau unsachgemäß ausgeführten Trennschnitten, wesentlichen Schäden. Vielleicht wäre es als Kompromiss im ewigen Disput denkbar, auf die Restaurierung und den Wiederaufbau der Treppentürme ganz zu verzichten und dafür komplett neue Aufgänge mit der Option von zusätzlichen Aufzügen zu planen und zu bauen?“
Zu der Stellungnahme des Bürgerforums Altstadt schrieb jetzt allerdings Alfred Schneider vom Förderverein Eschersteg, Petzold spreche gar nicht für das gesamte Bürgerforum, sondern vertrete nur seine „Privatmeinung“. Der Förderverein Eschersteg, eine Art Untergruppe des Bürgerforums, bestehe darauf, dass die originalen Aufgangstürme saniert werden und der Steg keine „hässlichen Betontürme“bekomme.