Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Als Deutschlands Stärkster zur WM
Weingartener Markus Köberle ist deutscher Meister im Kraftdreikampf – WM in Kanada
WEINGARTEN - Wer sich einen Kraftdreikämpfer vorstellt, hat vielleicht die Statur eines Gewichthebers im Sinn. Groß und massig. Markus Köberle fällt jedoch überhaupt nicht in dieses Muster. Der 24-Jährige aus Weingarten ist klein, fast schon unscheinbar. Doch Köberle ist amtierender deutscher Meister in seiner Gewichts- und Altersklasse – und fliegt nun zur Weltmeisterschaft nach Kanada.
Kraftdreikampf besteht aus Kniebeugen mit einer Hantel im Nacken, aus Bankdrücken und aus Kreuzheben. Äußerst populär ist die Sportart in den USA, in Kanada, aber auch in Russland und in Schweden. In Deutschland dagegen ist der Kraftdreikampf eine reine Nischensportart. „Aber ich hatte bei der deutschen Meisterschaft immerhin 15 Konkurrenten“, sagt Markus Köberle. Keiner hatte jedoch eine Chance gegen den 24-Jährigen. Mit 215 Kilogramm beim Kniebeugen, 147,5 Kilogramm beim Bankdrücken und 250 Kilogramm beim Kreuzheben deklassierte Köberle in der offenen Klasse (24 bis 39 Jahre) bis 74 Kilogramm seine Konkurrenten.
Die Gesamtleistung von 612,5 Kilogramm reichte zwar klar zum Titel, sie war jedoch ein gutes Stück von seiner Bestleistung entfernt. Bei den westeuropäischen Meisterschaften in Luxemburg im September 2017 schaffte Köberle, der für den VfB Friedrichshafen antritt, einen deutschen Rekord. 630 Kilogramm (217,5 kg/145 kg/267,5 kg) brachte Köberle zusammen. Damit hatte er sich für die Weltmeisterschaft qualifiziert.
Wohl keine Chance auf Medaillen
Am Freitag fliegt der 24-Jährige von Frankfurt nach Calgary. Eine Woche später beginnt sein Wettkampf. Zunächst hat Köberle drei Versuche beim Kniebeugen. „Pro Versuch haben wir jeweils eine Minute Zeit, die beste Leistung zählt dann“, erklärt der Weingartener. Dann geht es zum Bankdrücken, ehe das Kreuzheben den Wettkampf abschließt. Chancen auf eine Medaille rechnet sich Köberle nicht aus. Da ist er Realist. Denn unter den 24 Startern ist er mit seiner Leistung von 630 Kilogramm an Nummer 15 gesetzt. Der Topgesetzte US-Amerikaner kommt dagegen mit einer Leistung von 750 Kilogramm nach Kanada.
Wie viele andere ging Köberle als Jugendlicher ins Fitnessstudio. „Nur auf Körperbetonung zu trainieren fand ich aber schnell langweilig“, sagt er. Also setzte er sich an den Computer, fand einige Foren – und begann mit dem Kraftdreikampf. 2011 startete er bei den ersten inoffiziellen Wettkämpfen. Mittlerweile ist der VfB-Athlet im Bundesverband Deutscher Kraftdreikämpfer gelistet und darf damit an offiziellen Wettkämpfen teilnehmen, unter anderem eben an der Weltmeisterschaft.
Jeden Tag steht Köberle allerdings nicht im Fitnessstudio. „Ich mache drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche“, sagt der Weingartener, der in Eschach bei Ravensburg aufgewachsen ist. „Wichtig ist dann auch, ausreichend zu schlafen und gesund zu essen. Darauf achte ich schon.“Um beim Kreuzheben ein gutes Bodengefühl zu haben, trägt Köberle dabei übrigens Turnschläppchen. „Anfangs haben da manche gelacht, ich fühle mich damit aber einfach besser.“Und barfuß oder in Socken wäre nicht erlaubt.
Geld verdienen kann Köberle mit seinem Sport allerdings nicht. Immerhin bezahlt ihm der Verband die Reise nach Kanada und die Unterkunft. In den USA und Russland gibt es teilweise Profis. Köberle dagegen war dreieinhalb Jahre bei der Bundeswehr, im Oktober beginnt er in Ravensburg die Ausbildung zum Physiotherapeuten. Dem Kraftdreikampf wird er treu bleiben.
Einen Livestream Weltmeisterschaft im Kraftdreikampf gibt es sowohl bei Youtube als auch auf der Homepage des Veranstalters unter:
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