Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zum Geburtstag eine Truppenparade
Prinz Philip wird 97 – Offiziell im Ruhestand, noch immer in der Öffentlichkeit
LONDON - Als vor Jahresfrist die bevorstehende Zur-Ruhe-Setzung von Prinz Philip verkündet wurde, prophezeite dessen jüngster Sohn Edward: „Er wird nicht im Hintergrund verschwinden.“Das fiele auch schwer, nimmt der Herzog von Edinburgh doch bis heute an allen Großereignissen der britischen Monarchie teil. Auch am heutigen Samstag dürfte der stets kerzengerade stehende Marineoffizier an der Seite von Elizabeth II. zu sehen sein, wenn die Queen die alljährliche Parade „Trooping the Colour“abnimmt. Diese gilt dem Geburtstag der Monarchin, diesmal aber ein wenig auch dem Prinzen: Der Prinzgemahl feiert nämlich am Sonntag seinen 97. Geburtstag.
Die öffentlichen Termine zur Unterstützung jener 780 Organisationen, bei denen er als Schirmherr agierte, hat der alte Herr planmäßig eingestellt. Doch bis heute bekommen die Briten gelegentlich noch Einblicke in die Gedankenwelt des Abkömmlings aus dem Hause Schleswig-Holstein-SonderburgGlücksburg, der 1921 als Angehöriger des griechischen Königshauses auf Korfu zur Welt kam. So gratulierte er im Februar einem bekannten Karikaturisten, Matthew Pritchett („Matt“), zu dessen 30. Dienstjubiläum beim „Daily Telegraph“. Der Zeichner bringe es immer wieder fertig, so der Prinz in seiner Grußbotschaft, „mit wunderbar angemessenen Sticheleien die täglichen Idiotien unseres Lebens aufzuspießen“.
Das ist, wie jeder Beobachter des Königshauses weiß, ein Herzensanliegen des Mannes, der seit seiner Heirat vor gut 70 Jahren in der Öffentlichkeit stets einige Schritte hinter seiner Frau zurückbleibt. In den ersten Ehejahren und besonders nach Elizabeths Amtsantritt im Februar 1952 kämpfte der eingefleischte Modernisierer mit den Palastbeamten, deren Festhalten an überkommenen Traditionen er gewiss häufig als idiotisch empfand.
Der Prinz wehrte sich nicht zuletzt mit einem Hang zur politischen Unkorrektheit – etwa, als er den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl mit „Guten Tag, Herr Reichskanzler“begrüßte. Solcherlei Scherze gehören mangels öffentlicher Termine nunmehr weitgehend der Vergangenheit an, was schon deshalb schade ist, weil „niemand je ein Treffen mit ihm vergessen hat“, wie Prinz Edward ein wenig zweideutig zu berichten wusste.
Nicht von Zipperlein verschont
Wie viele ältere Menschen muss sich der gertenschlanke Prinz – bis heute paßt ihm die Marineuniform, die er im November 1947 zur Hochzeit trug – inzwischen mit dem einen oder anderen Zipperlein herumschlagen. Mal war der Lord High Admiral der Royal Navy in der Badewanne ausgerutscht und hatte sich am Auge verletzt, mal machten ihm Rückenschmerzen zu schaffen. Zu Weihnachten 2011 wurde Prinz Philip ein Stent zur Offenhaltung eines verstopften Herzkranzgefäßes eingesetzt, ein Jahr später verbrachte er einige Tage im Spital, um eine hartnäckige Blasenentzündung auszukurieren.
In diesem Frühjahr schließlich erhielt der Prinz eine künstliche Hüfte, was Beobachter bis zur letzten Minute daran zweifeln ließ, ob er es zur Hochzeit seines Enkels Harry mit Meghan Markle schaffen werde. Aber siehe da – am Festtag spazierte der sichtlich gut aufgelegte Herzog ohne Gehhilfe in die Schloßkirche von Windsor und nahm am Traugottesdienst teil. Der Ruhestand scheint dem Unermüdlichen gut zu bekommen.