Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Großer Andrang beim Komm-Festival
Nach verregnetem Auftakt kommt das Komm-Festival bei Sommerwetter auf Touren
Die Zukunft der Veranstaltung ist aus Geldmangel gefährdet.
WEINGARTEN - Das vierte KommFestival hat dank des Wetterglücks am Samstag wieder einmal Hunderte auf den Münsterplatz gelockt. Familien mit Kindern, jugendliche und jung gebliebene Musikfans und auch politisch Interessierte sind auf ihre Kosten gekommen: beim lustigen Familientreff auf dem kleinen Münsterplatz und beim Kinderzirkus, beim Nachwuchs-Poetry-Slam, bei Breakdance und DJ-Sound auf der großen Bühne oder im gelben Infobus von Amnesty International.
Als am Samstagabend die beiden Hip-Hopper von „Extralarge“mit Unterstützung von DJ Caspa den lauen Abend nutzen und das Festival mit spontanen Lines zu Publikumsvorgaben wie „Wolpertswende, Gruppenzwang oder Angela Merkel“ausklingen lassen, da liegen anderthalb Tage Komm-Festival hinter der Welfenstadt. Hunderte von Besuchern haben sich bereits tagsüber amüsiert: bei kleinen Konzerten von regionalen Bands wie „Die Stangenbohnenpartei“ oder entdecken bei der „Spin stage“des Teams Jugendarbeit neue Talente wie die libanesisch-mazedonischen Rapper von „S250K“. Derweil sitzen die Besucher rund um die Bühne, in Fensternischen, auf den Treppenstufen zur Basilika. Der Duft von Hühnchenspießen zieht über den Platz. Ständig zischt irgendwo eine Flasche Sprudel. Leichte Laune allenthalben.
Ob das auch im kommenden Jahr wieder so sein wird, darüber kann Bernd Eibinger vom Kultuszentrum Linse – dem Veranstalter des Festivals – keine Auskunft geben. Sprich, das Fortbestehen dieser ebenso kostbaren wie kostenlosen Open-AirKulturveranstaltung im Herzen der Welfenstadt steht in den Sternen. Eibinger, der heuer alleine für die Organisation verantwortlich war, rechnet vor, dass erneut lediglich durch die zweckgebundene Spende der Rotarier in Höhe von 5000 Euro das Komm-Festival habe überhaupt umgesetzt werden können. „Zwischen 10 000 und 12 000 Euro wird uns die Veranstaltung im Endeffekt kosten“, sagt Eibinger. Dabei entfielen nur geringe Kosten auf die Künstler, von denen die meisten ohne Gage, sondern nur gegen Fahrtkosten spielen, so Eiberger. Und auch der Barpreis für den Slam-Gewinner von 50 Euro kann den Kohl nicht fett machen.
Das alles kümmert die FestivalBesucher natürlich nicht. Junge Menschen wie die 23-jährige FHStudentin Theresa Laschewski aus Bad Saulgau und ihr gleichaltriger PH-Kommilitone Metin Koç aus Pforzheim freuen sich schlicht über das breite Programm. Laschewski hat den Freitagabend mit DJ Vasco und David Klüttig an der Gitarre gefeiert: „Das war eine super Kombi und mal was anderes“, lobt die Studentin. Und für den angehenden Lehrer Koç ist der Infobus von Amnesty International, der über die aktuell brennenden Themen „Türkei und Afrika“informiert, ein besonderes Highlight.
Dass die Festival-Schwerpunkte für Hülya Bayram-Yilmaz derzeit anders gelagert sind, das ist offenkundig: Mit großem Elan erkundet ihre zweijährige Tochter Lilith im Spielegarten das quietschbunte Klettergestell, und der vierjährige Kenan übt sich im Stelzenlaufen. Kinderlachen erfüllt den kleinen Münsterplatz. Und von der Bühne wehen Beats herüber. Die Tontechniker regeln unter ihrem schwarzen Zeltdach die Einstellungen für Moderator und HipHopper Mario Moosmann aka „Moazy“. Das „Ecstatic“-Team der Tanzschule Geiger bereitet sich auf ihren Auftritt vor, tanzt zur Sicherheit noch rasch ein paar Schritte, bevor der Breakdance-Sound einsetzt. Eines der jungen Slam-Talente reibt immer wieder ihre lampenfieberfeuchten Hände an der Jeans trocken.
Zukunft ist gefährdet
Dass dieses bunte Kultur-Spektakel möglicherweise keine Zukunft haben wird – das wissen die wenigsten. Auch nicht die Jungs von „Extralarge & DJ Caspa“, die beim abendlichen Soundcheck noch gerappt haben „Wir sind wieder da – heute live vor der Basilika“.